Karsten Kronas atmosphärisch dichte Fotoserie erzählt von Beyoglu, einem der vielfältigen, kontrastreichen städtischen Milieus der Metropole Istanbul. Beyoglu ist ein Viertel im Zentrum Istanbuls, während des Osmanischen Reichs ausschließlich von Europäern besiedelt, das sich permanent und fließend von den multiplen Identitäten seiner Bewohner verändern lässt. Verschiedene Kulturen und Subkulturen haben sich hier ihre eigenen Räume geschaffen und strukturiert. Regeln und Dogmen einer überwiegend islamischen Gesellschaft treten zurück und das Unnormale wird zum »Normalen«. Im Zentrum von Kronas Fotoserie stehen die Transgender von Beyoglu, meist Prostituierte, die der transsexuellen Subkultur angehören. Ihren mehrdeutigen Körpern stehen die geografischen Muster des Stadtviertels gegenüber.
Kronas (geb. 1978 in Wiesbaden) hat Fotografie an der FH Bielefeld und der Marmara Universität in Istanbul studiert, seit 2007 arbeitet er als freier Fotograf. 2009 erhielt er das Stipendium als Stadtfotograf von Koblenz. Mehmet Murat Somer (geb. 1959 in Ankara) ist Autor der international erfolgreichen Hop-Çiki-Yaya-Krimiserie, die im Istanbuler Transvestiten- und Transsexuellenmilieu angesiedelt ist. Er lebt in Istanbul.
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Kronas (geb. 1978 in Wiesbaden) hat Fotografie an der FH Bielefeld und der Marmara Universität in Istanbul studiert, seit 2007 arbeitet er als freier Fotograf. 2009 erhielt er das Stipendium als Stadtfotograf von Koblenz. Mehmet Murat Somer (geb. 1959 in Ankara) ist Autor der international erfolgreichen Hop-Çiki-Yaya-Krimiserie, die im Istanbuler Transvestiten- und Transsexuellenmilieu angesiedelt ist. Er lebt in Istanbul.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.11.2010Die im Dunkeln
Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass die klassische Fotoreportage sich nicht länger in Illustrierten ausbreitet, sondern Bücher füllt. Für "Beyoglu Blue" hat sich der junge Bildreporter Karsten Kronas in Istanbuls Stadtteil Beyoglu umgesehen; nein, es muss heißen: Er ist eingetaucht in diese Welt des Halbseidenen und Verruchten. Beyoglu nennt er einen Ort "außerhalb aller Orte, ein Widerlager der Alltagsnormen, einen Ort realisierter Utopien". Aber ein Strahlen der Erlösung ist in den Gassen so wenig zu sehen wie in den Gesichtern der türkischen Strichjungen, Prostituierten und Transsexuellen, die hier ihr Zuhause gefunden haben. Karsten Kronas hat diese Randgruppen besucht und durch die Nacht begleitet. Manche schauten frech und provozierend ins Objektiv seiner Kamera, andere eher skeptisch. Am Ende entstand ein düsteres Bild, das nicht zuletzt durch quietschbunte Farben einigermaßen irritiert. (F.L.)
"Beyoglu Blue" von Karsten Kronas. Kehrer Verlag, Heidelberg 2010. 128 Seiten, 81 Farbabbildungen. Gebunden, 36 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass die klassische Fotoreportage sich nicht länger in Illustrierten ausbreitet, sondern Bücher füllt. Für "Beyoglu Blue" hat sich der junge Bildreporter Karsten Kronas in Istanbuls Stadtteil Beyoglu umgesehen; nein, es muss heißen: Er ist eingetaucht in diese Welt des Halbseidenen und Verruchten. Beyoglu nennt er einen Ort "außerhalb aller Orte, ein Widerlager der Alltagsnormen, einen Ort realisierter Utopien". Aber ein Strahlen der Erlösung ist in den Gassen so wenig zu sehen wie in den Gesichtern der türkischen Strichjungen, Prostituierten und Transsexuellen, die hier ihr Zuhause gefunden haben. Karsten Kronas hat diese Randgruppen besucht und durch die Nacht begleitet. Manche schauten frech und provozierend ins Objektiv seiner Kamera, andere eher skeptisch. Am Ende entstand ein düsteres Bild, das nicht zuletzt durch quietschbunte Farben einigermaßen irritiert. (F.L.)
"Beyoglu Blue" von Karsten Kronas. Kehrer Verlag, Heidelberg 2010. 128 Seiten, 81 Farbabbildungen. Gebunden, 36 Euro.
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