Die Internationale Kartographische Vereinigung (ICA) versteht Karten als 'Repräsentation geographischer Realität, die auf der Kreativität und den Entscheidungen eines Kartographen beruht'. Karten sind demnach geographisch organisiert. Doch nicht zu allen Zeiten und in allen Kulturen war das der Fall: Erst im Zuge der Expansionen und Entdeckungsreisen wurde die Geographie zum dominierenden Organisationsprinzip. Mit der Hinwendung zur Geographie wurden die Karten freilich keineswegs 'objektiv'. Karten sind immer durch die jeweilige Zeit und den Kartographen geprägt. Dessen Herkunft, Ausbildung und Kenntnisse ebenso wie seine Informationsquellen prägen die Inhalte, Themen und Stile der Karten. Schon mit der Wahl des Ausschnitts beginnt die Konstruktionsarbeit, die entsprechend dem thematischen Zuschnitt der Karte den einen Gegenstand privilegiert und einen anderen dafür ausblendet. Ein dritter Aspekt kommt hinzu. Karten sind Gebrauchsgegenstände, sie werden konsumiert, gelesen und betrachtet. Dabei übermitteln sie Botschaften und Weltbilder und beeinflussen somit auch immer unsere Weltsicht. Mit Blick auf die Kartographie der europäischen Neuzeit setzt sich der Band mit der Repräsentation des Raumes in unserer Vorstellungswelt (mental maps) wie auch in Form von Karten als Produkt der jeweiligen Zeit und Gesellschaft auseinander. Dabei spielt die Frage nach den Kartenproduzenten eine wesentliche Rolle. Mit Beiträgen von: Christof Dipper / Ute Schneider / Heinz-Peter Brogiato / Hans-Dietrich Schultz / Sara Fabrikant / Vadim Oswalt / Wolfgang Behringer / David Bitterling / Andreas Steinsieck / Giulia Cecere / Zoe Laidlaw / Bernhard Struck