Karthago, hervorgegangen aus phoinikischen Ursprüngen, war mehr als nur der große Antipode Roms. Mag die Stadt an der nordafrikanischen Mittelmeerküste auch heute im Bewußtsein der Öffentlichkeit nur noch durch die Punischen Kriege verankert sein, die schließlich zur ihrer völligen Zerstörung führten, so lohnt gleichwohl ein Blick über den engen militärgeschichtlichen Rahmen hinaus. Karthago war eine blühende Handelsmetropole mit einer entsprechend hochentwickelten Wirtschaft. Die Bürger dieser Stadt lebten unter einer wohlgeordneten Verfassung und Verwaltung, pflegten Kunst und Literatur und verehrten eine Vielzahl respektheischender Götter, für deren Kulte eine große, gut organisierte Priesterschaft zuständig war.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.1995Elefanten auf der operationalen Ebene
Kesselschlachten und Kriegsschuldfragen: Die Punischen Kriege geben uns immer wieder neu zu denken / Von Karl Christ
Geschichte wie Zivilisation Karthagos, insbesondere aber dessen Auseinandersetzung mit Rom stehen seit längerer Zeit im Mittelpunkt intensiver Bemühungen der modernen Forschung. Die seit 1974 unter dem Patronat der Unesco vorangetriebenen internationalen archäologischen Initiativen des Projekts "Sauvegarde de Carthage", nicht zuletzt die von Friedrich Rakob geleiteten deutsch-tunesischen Ausgrabungen, erbrachten wesentliche neue Erkenntnisse zur Siedlungsgeschichte der Stadt; Ausstellungen und Bildbände führten weiten Kreisen die Eigenart der phönizischen und der punischen Kunst vor Augen. Ein Handbuch von Werner Huß sowie zahlreiche Monographien und Einzelstudien beleuchteten Strukturen und Ereignisse, vor allem auch die so häufig verkannte Welt der karthagischen Religion. Die Flut der Spezialuntersuchungen, so zum Beispiel über die römisch-punischen Verträge, die "Kriegsschuldfragen", den römischen "Imperialismus", Hannibals Alpenübergang und vieles andere mehr reißt nicht ab. Dabei verdienen zwei Neuerscheinungen besondere Beachtung.
Das Taschenbuch "Karthago" von Werner Huß stellt ein stark komprimiertes "Destillat" des vom führenden Spezialisten auf diesem Gebiet verfaßten Handbuchs dar. Nach knappen Übersichten über die Anfänge und die Entwicklung der Stadt skizziert Huß deren Auseinandersetzung mit Griechen und Römern. In einem systematischen Teil behandelt er sodann Verfassung, Flotte und Armee, die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen, schließlich Wissenschaft, Kunst und Religion. Die umfassenden Informationen zeigen den derzeitigen Forschungsstand. Besonders hervorzuheben sind dabei die Auswertung der jüngsten archäologischen Erkenntnisse, die Schilderung der karthagischen Entdeckungsfahrten und Handelsinitiativen, die eingehende Interpretation der römisch-punischen Verträge sowie vor allem die verständnisvolle und souveräne Darstellung der karthagischen Religion. Das zuverlässige Bändchen stellt in diesem Sektor das derzeit beste Informationsinstrument für einen weiteren Leserkreis dar.
Völlig andere Ziele verfolgt die Monographie des früheren britischen Generalstabschefs Sir Nigel Bagnall über die Punischen Kriege. In dem militärgeschichtlichen Werk des Berufssoldaten stehen naturgemäß Feldzüge und Schlachten im Vordergrund. Das "Den Soldaten der Nato" gewidmete Buch bietet nach kurzen, allerdings teilweise unbefriedigenden und die moderne Forschung nicht immer berücksichtigenden Überblicken über Karthago, Rom und Sizilien eine flüssig geschriebene Deskription der Ereignisgeschichte nach kriegsgeschichtlichen und militärwissenschaftlichen Kriterien. Dabei werden drei Ebenen unterschieden, mit Sir Nigels Worten: die "Strategische Ebene - die Definition von strategischen Zielen, die erreicht werden müssen, um die Regierungspolitik zu erfüllen", die "Operationale Ebene - die Planung und Ausführung militärischer Operationen zur Verwirklichung der strategischen Ziele" und schließlich die "Taktische Ebene - die Planung und Durchführung von Schlachten, die nötig sind, um das operationale Ziel zu erreichen". Dem Autor ist bewußt, daß seine Konzeption und seine Begrifflichkeit den antiken Bewußtseinslagen nicht entsprechen; gleichwohl sieht er in ihnen ein geeignetes heuristisches Instrumentarium, um Entstehung und Verlauf der Punischen Kriege zu durchleuchten.
Erfreulicherweise berücksichtigt der Verfasser auch die Erwartungen der "militärischen Laien". Er kennt die antiken Quellen und versteht es, Auszüge daraus geschickt in seine anschauliche Darstellung der politischen und militärischen Entwicklungen zu integrieren. Dabei setzt er durchaus persönliche Akzente: Seine Analysen und Schilderungen der verschiedenen Waffengattungen und Truppenteile beider Seiten, der Seeschlacht beim Berg Ecnomus, des Söldnerkrieges, Scipios Eroberung von Carthago Nova zum Beispiel sind Kabinettstücke kriegsgeschichtlicher Darstellung. Daß sich der Autor in seinen Erörterungen der römischen Innenpolitik häufig an H. H. Scullard anschließt, dürfte verständlich sein. Insgesamt gesehen beeindruckt das Werk auch dort, wo es erneut relativ gut bekannte historische Abläufe schildert, durch seine klare Vermittlung wie durch seinen ansprechenden Stil. Gelegentliche Seitenhiebe auf moderne Fehlentwicklungen, verhängnisvolle und kurzsichtige Entscheidungen sowie Analogien zu neuzeitlichen Ereignissen lockern das Buch auf.
Auf das wichtige Problembündel der Lokalisierung von Hannibals Alpenübergang geht der Verfasser freilich nicht ein. Hier wäre eine Skizze der wesentlichen Theorien oder wenigstens der in Betracht kommenden Pässe hilfreich gewesen. Die polybianischen Zahlenangaben werden zu unkritisch übernommen. Es bleibt zu bewundern, wie unverdrossen und passioniert Sir Nigel Gefecht um Gefecht, Geplänkel um Geplänkel, Bewegung um Bewegung auch dort referiert, wo die Quellenlage fundierte Analysen und Beurteilungen nicht zuläßt. Wiederholt hätten sich rigidere Zusammenfassungen empfohlen. Dagegen wurden die sozioökonomischen und politischen Auswirkungen der Punischen Kriege auf Gesellschaft, Wirtschaft und Staat des Römischen Imperiums nicht berücksichtigt.
Doch Sir Nigel geht es ja in erster Linie um jene "Lehren", die aus den politischen und militärischen Abläufen der Punischen Kriege zu ziehen sind. Neben speziellen Erkenntnissen und Thesen gibt er die folgende Gesamtbilanz: "Die Lehren, die aus diesen Kriegen gezogen werden können, sind eindeutig. Sie machen uns die Bedeutung einer positiven und starken nationalen (!) Politik bewußt, offenbaren uns die Folgen der Versäumnisse, militärische Schlagkraft und strategisches Denken veränderten Gegebenheiten anzupassen, und verweisen auf die militärische Anwendung von Prinzipien, die zu allen Zeiten allgemeine, unabänderliche Gültigkeit besitzen."
Es ist überraschend, daß in der deutschen Ausgabe dieses wichtigen Werkes nicht mit einem Wort auf jene "Lehren" und auf jenen Strang der kriegsgeschichtlichen Rezeption der Punischen Kriege verwiesen wird, die im 20. Jahrhundert für Deutschland von fataler Bedeutung werden sollten. Seit Hans Delbrücks "Geschichte der Kriegskunst" und der Cannae-Studie des preußischen Generalstabschefs Alfred Graf von Schlieffen wurde Cannae zum klassischen Modell der "Vernichtungsschlacht" und zum zentralen Exempel dafür, daß der kräftemäßig Schwächere durch eine entsprechende Strategie der Einkesselung die stärkeren Verbände des Gegners überwältigen könne. Nach dieser Militärdoktrin wurden Cannae, Sedan und Tannenberg in eine Reihe gestellt, später - durch Hitler selbst - auch die "Kesselschlachten" des Zweiten Weltkrieges damit verbunden.
Schon seit dem Ersten Weltkrieg ist daneben das Geschehen der Punischen Kriege, die Eduard Meyer zu den "Weltkriegen des Altertums" zählte, je nach Bedarf in der verschiedenartigsten Weise instrumentalisiert worden: Der Ausbruch des Zweiten Punischen Krieges wurde im Banne der "Kriegsschuldfrage" oder von "Imperialismus"-Konzeptionen diskutiert, der Vertrag von Versailles in Analogie zum Frieden von 201 v. Chr. gestellt. Zur Zeit des Nationalsozialismus versuchten dann Altertumswissenschaftler die Rassenlehre auf "Rom und Karthago" anzuwenden. Bezeichnend war schließlich die Situation im Zweiten Weltkrieg: Während der spätere Luftwaffeninspekteur Josef Kammhuber in dem vom Oberkommando der Wehrmacht herausgegebenen, von Generalfeldmarschall Keitel eingeleiteten und in mehreren Auflagen verbreiteten Sammelwerk "Führertum" den "Nicht-Arier" Hannibal als militärisches Vorbild feiern konnte, wollte Hitler selbst, nach Aussage der Goebbels-Tagebücher, in der letzten Durchhaltephase des Jahres 1945 vor allem Roms Haltung nach den Katastrophen des Zweiten Punischen Krieges als historisches Vorbild für die Gegenwart beschworen wissen. Vielleicht dokumentiert dies alles, daß es sich bei den Punischen Kriegen nicht um antiquarische Quisquilien handelt. Auf seine Weise hat dies auch das neue Werk von Sir Nigel Bagnall bewiesen.
Nigel Bagnall: "Rom und Karthago". Der Kampf ums Mittelmeer. Siedler Verlag, Berlin 1995. 430 S., Abb., geb., 58,80 DM.
Werner Huß: "Karthago". Beck'sche Reihe Wissen. Verlag C. H. Beck, München 1995. 123 S., 5 Karten, 1 Abb., kt., 14,80 DM.
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Kesselschlachten und Kriegsschuldfragen: Die Punischen Kriege geben uns immer wieder neu zu denken / Von Karl Christ
Geschichte wie Zivilisation Karthagos, insbesondere aber dessen Auseinandersetzung mit Rom stehen seit längerer Zeit im Mittelpunkt intensiver Bemühungen der modernen Forschung. Die seit 1974 unter dem Patronat der Unesco vorangetriebenen internationalen archäologischen Initiativen des Projekts "Sauvegarde de Carthage", nicht zuletzt die von Friedrich Rakob geleiteten deutsch-tunesischen Ausgrabungen, erbrachten wesentliche neue Erkenntnisse zur Siedlungsgeschichte der Stadt; Ausstellungen und Bildbände führten weiten Kreisen die Eigenart der phönizischen und der punischen Kunst vor Augen. Ein Handbuch von Werner Huß sowie zahlreiche Monographien und Einzelstudien beleuchteten Strukturen und Ereignisse, vor allem auch die so häufig verkannte Welt der karthagischen Religion. Die Flut der Spezialuntersuchungen, so zum Beispiel über die römisch-punischen Verträge, die "Kriegsschuldfragen", den römischen "Imperialismus", Hannibals Alpenübergang und vieles andere mehr reißt nicht ab. Dabei verdienen zwei Neuerscheinungen besondere Beachtung.
Das Taschenbuch "Karthago" von Werner Huß stellt ein stark komprimiertes "Destillat" des vom führenden Spezialisten auf diesem Gebiet verfaßten Handbuchs dar. Nach knappen Übersichten über die Anfänge und die Entwicklung der Stadt skizziert Huß deren Auseinandersetzung mit Griechen und Römern. In einem systematischen Teil behandelt er sodann Verfassung, Flotte und Armee, die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen, schließlich Wissenschaft, Kunst und Religion. Die umfassenden Informationen zeigen den derzeitigen Forschungsstand. Besonders hervorzuheben sind dabei die Auswertung der jüngsten archäologischen Erkenntnisse, die Schilderung der karthagischen Entdeckungsfahrten und Handelsinitiativen, die eingehende Interpretation der römisch-punischen Verträge sowie vor allem die verständnisvolle und souveräne Darstellung der karthagischen Religion. Das zuverlässige Bändchen stellt in diesem Sektor das derzeit beste Informationsinstrument für einen weiteren Leserkreis dar.
Völlig andere Ziele verfolgt die Monographie des früheren britischen Generalstabschefs Sir Nigel Bagnall über die Punischen Kriege. In dem militärgeschichtlichen Werk des Berufssoldaten stehen naturgemäß Feldzüge und Schlachten im Vordergrund. Das "Den Soldaten der Nato" gewidmete Buch bietet nach kurzen, allerdings teilweise unbefriedigenden und die moderne Forschung nicht immer berücksichtigenden Überblicken über Karthago, Rom und Sizilien eine flüssig geschriebene Deskription der Ereignisgeschichte nach kriegsgeschichtlichen und militärwissenschaftlichen Kriterien. Dabei werden drei Ebenen unterschieden, mit Sir Nigels Worten: die "Strategische Ebene - die Definition von strategischen Zielen, die erreicht werden müssen, um die Regierungspolitik zu erfüllen", die "Operationale Ebene - die Planung und Ausführung militärischer Operationen zur Verwirklichung der strategischen Ziele" und schließlich die "Taktische Ebene - die Planung und Durchführung von Schlachten, die nötig sind, um das operationale Ziel zu erreichen". Dem Autor ist bewußt, daß seine Konzeption und seine Begrifflichkeit den antiken Bewußtseinslagen nicht entsprechen; gleichwohl sieht er in ihnen ein geeignetes heuristisches Instrumentarium, um Entstehung und Verlauf der Punischen Kriege zu durchleuchten.
Erfreulicherweise berücksichtigt der Verfasser auch die Erwartungen der "militärischen Laien". Er kennt die antiken Quellen und versteht es, Auszüge daraus geschickt in seine anschauliche Darstellung der politischen und militärischen Entwicklungen zu integrieren. Dabei setzt er durchaus persönliche Akzente: Seine Analysen und Schilderungen der verschiedenen Waffengattungen und Truppenteile beider Seiten, der Seeschlacht beim Berg Ecnomus, des Söldnerkrieges, Scipios Eroberung von Carthago Nova zum Beispiel sind Kabinettstücke kriegsgeschichtlicher Darstellung. Daß sich der Autor in seinen Erörterungen der römischen Innenpolitik häufig an H. H. Scullard anschließt, dürfte verständlich sein. Insgesamt gesehen beeindruckt das Werk auch dort, wo es erneut relativ gut bekannte historische Abläufe schildert, durch seine klare Vermittlung wie durch seinen ansprechenden Stil. Gelegentliche Seitenhiebe auf moderne Fehlentwicklungen, verhängnisvolle und kurzsichtige Entscheidungen sowie Analogien zu neuzeitlichen Ereignissen lockern das Buch auf.
Auf das wichtige Problembündel der Lokalisierung von Hannibals Alpenübergang geht der Verfasser freilich nicht ein. Hier wäre eine Skizze der wesentlichen Theorien oder wenigstens der in Betracht kommenden Pässe hilfreich gewesen. Die polybianischen Zahlenangaben werden zu unkritisch übernommen. Es bleibt zu bewundern, wie unverdrossen und passioniert Sir Nigel Gefecht um Gefecht, Geplänkel um Geplänkel, Bewegung um Bewegung auch dort referiert, wo die Quellenlage fundierte Analysen und Beurteilungen nicht zuläßt. Wiederholt hätten sich rigidere Zusammenfassungen empfohlen. Dagegen wurden die sozioökonomischen und politischen Auswirkungen der Punischen Kriege auf Gesellschaft, Wirtschaft und Staat des Römischen Imperiums nicht berücksichtigt.
Doch Sir Nigel geht es ja in erster Linie um jene "Lehren", die aus den politischen und militärischen Abläufen der Punischen Kriege zu ziehen sind. Neben speziellen Erkenntnissen und Thesen gibt er die folgende Gesamtbilanz: "Die Lehren, die aus diesen Kriegen gezogen werden können, sind eindeutig. Sie machen uns die Bedeutung einer positiven und starken nationalen (!) Politik bewußt, offenbaren uns die Folgen der Versäumnisse, militärische Schlagkraft und strategisches Denken veränderten Gegebenheiten anzupassen, und verweisen auf die militärische Anwendung von Prinzipien, die zu allen Zeiten allgemeine, unabänderliche Gültigkeit besitzen."
Es ist überraschend, daß in der deutschen Ausgabe dieses wichtigen Werkes nicht mit einem Wort auf jene "Lehren" und auf jenen Strang der kriegsgeschichtlichen Rezeption der Punischen Kriege verwiesen wird, die im 20. Jahrhundert für Deutschland von fataler Bedeutung werden sollten. Seit Hans Delbrücks "Geschichte der Kriegskunst" und der Cannae-Studie des preußischen Generalstabschefs Alfred Graf von Schlieffen wurde Cannae zum klassischen Modell der "Vernichtungsschlacht" und zum zentralen Exempel dafür, daß der kräftemäßig Schwächere durch eine entsprechende Strategie der Einkesselung die stärkeren Verbände des Gegners überwältigen könne. Nach dieser Militärdoktrin wurden Cannae, Sedan und Tannenberg in eine Reihe gestellt, später - durch Hitler selbst - auch die "Kesselschlachten" des Zweiten Weltkrieges damit verbunden.
Schon seit dem Ersten Weltkrieg ist daneben das Geschehen der Punischen Kriege, die Eduard Meyer zu den "Weltkriegen des Altertums" zählte, je nach Bedarf in der verschiedenartigsten Weise instrumentalisiert worden: Der Ausbruch des Zweiten Punischen Krieges wurde im Banne der "Kriegsschuldfrage" oder von "Imperialismus"-Konzeptionen diskutiert, der Vertrag von Versailles in Analogie zum Frieden von 201 v. Chr. gestellt. Zur Zeit des Nationalsozialismus versuchten dann Altertumswissenschaftler die Rassenlehre auf "Rom und Karthago" anzuwenden. Bezeichnend war schließlich die Situation im Zweiten Weltkrieg: Während der spätere Luftwaffeninspekteur Josef Kammhuber in dem vom Oberkommando der Wehrmacht herausgegebenen, von Generalfeldmarschall Keitel eingeleiteten und in mehreren Auflagen verbreiteten Sammelwerk "Führertum" den "Nicht-Arier" Hannibal als militärisches Vorbild feiern konnte, wollte Hitler selbst, nach Aussage der Goebbels-Tagebücher, in der letzten Durchhaltephase des Jahres 1945 vor allem Roms Haltung nach den Katastrophen des Zweiten Punischen Krieges als historisches Vorbild für die Gegenwart beschworen wissen. Vielleicht dokumentiert dies alles, daß es sich bei den Punischen Kriegen nicht um antiquarische Quisquilien handelt. Auf seine Weise hat dies auch das neue Werk von Sir Nigel Bagnall bewiesen.
Nigel Bagnall: "Rom und Karthago". Der Kampf ums Mittelmeer. Siedler Verlag, Berlin 1995. 430 S., Abb., geb., 58,80 DM.
Werner Huß: "Karthago". Beck'sche Reihe Wissen. Verlag C. H. Beck, München 1995. 123 S., 5 Karten, 1 Abb., kt., 14,80 DM.
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