Die autofiktionale Graphic Novel von Sike versetzt uns ins Buenos Aires der jüngeren Geschichte. Argentinien leidet unter der stetig steigenden Inflation und die Proteste gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung werden immer stärker.Der jugendliche Protagonist trifft in der Stadt ein und lässt sich zunächst ziellos durch die Straßen treiben. Allmählich wird ihm klar, dass seine Wanderung eine Suche nach Koordinaten ist, die es ihm ermöglichen, sein Leben zu organisieren. Er trifft sich mit Freunden, ist Teil der sozialen Proteste und erlebt deren gewalttätige Unterdrückung.Dabei sucht der Autor nach Schnittmengen zwischen Individuum und Phänomenen wie aktueller Stadtplanung, digitaler Überwachung bis hin zu Cyberimplantaten. Die Stadt wird zur Erweiterung des Körpers unseres Protagonisten und ihr Straßengeflecht zum Abbild seiner sozialen Beziehungen."Kartographie" überrascht gleichermaßen erzählerisch wie stilistisch.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Jule Hoffmann nimmt den autobiografischen Comic-Essay des argentinischen Zeichners Sike als Anregung, die eigene Stadt zu erkunden. Wie der Autor hier das Labyrinth der Stadt mit dem der Gedanken eines etwas verloren wirkenden Zeitgenossen kurzschließt und in die jüngste argentinische Geschichte eintaucht, findet Hoffmann spannend, auch wenn die Handlung ein wenig zu kurz kommt, wie die Rezensentin anmerkt. Analog zur Stadterkundung interpretiert der Autor laut Hoffmann zeichnerisch Körpererkundungen und die Leerstellen, die durch den Wegzug von Freunden entstehen. Der Band erinnert die Rezensentin daran, dass Argentinien eine lange Comic-Tradition besitzt, die hierzulande zu wenig Aufmerksamkeit findet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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