Ein Bergdorf, ein Filmteam, ein Ziel: überleben
Während 1944 in Berlin der Krieg wütet, geht es in den bayerischen Alpen noch friedlich zu. Unter einem Vorwand beschafft sich der Filmstar Walter Arnold den Auftrag für einen vorgeblichen Propagandafilm und setzt sich mit einem UFA-Team dorthin ab.
Im eingeschneiten Dorf Kastelau wird das Drehen einer erfundenen Geschichte allerdings immer mehr zur erfundenen Geschichte eines Drehs. Es entspinnt sich ein Netz aus Lügen und Intrigen, und bald kann niemand mehr Sein und Schein unterscheiden.
Während 1944 in Berlin der Krieg wütet, geht es in den bayerischen Alpen noch friedlich zu. Unter einem Vorwand beschafft sich der Filmstar Walter Arnold den Auftrag für einen vorgeblichen Propagandafilm und setzt sich mit einem UFA-Team dorthin ab.
Im eingeschneiten Dorf Kastelau wird das Drehen einer erfundenen Geschichte allerdings immer mehr zur erfundenen Geschichte eines Drehs. Es entspinnt sich ein Netz aus Lügen und Intrigen, und bald kann niemand mehr Sein und Schein unterscheiden.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.01.2016NEUE TASCHENBÜCHER
Alpine
Täuschungsmanöver
Der Wintersportort Kastelau ist laut Wikipedia ein Ortsteil des Marktes Berchtesgaden. Das ist eine reine Erfindung. Der entsprechende Eintrag nebst Wintersportort findet sich keineswegs in der realen Online-Enzyklopädie, sondern im Roman „Kastelau“ des schweizerischen Schriftstellers Charles Lewinsky, der in bester Lubitsch-„Sein oder Nichtsein“Manier eine fiktive Episode aus dem Zweiten Weltkrieg erzählt. Eine Filmcrew reist im Winter 1944 aus dem von Bombenhagel bedrohten Berlin in ein kleines Nest in den bayerischen Alpen, um dort einen kriegswichtigen Propagandafilm zu drehen. Doch die Produktion ist eine Täuschung; tatsächlich geht es der kleinen Truppe unsicherer Opportunisten weder um Staatsdoktrin noch um Kunst, sondern ums nackte Überleben. Jahrzehnte später erforscht ein amerikanischer Doktorand die Hintergründe der Aktion. Seine Materialsammlung aus Tonbandinterviews,
Tagebucheinträgen, Listen und Lemmata formt eine volten- und pointenreiche, ausgeklügelte
Geschichte, die den Konstruktionscharakter von historischer Geschichtsschreibung treffend reflektiert.
TOBIAS SEDLMAIER
Charles Lewinsky:
Kastelau. Roman. dtv, München 2015. 400 Seiten, 11,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Alpine
Täuschungsmanöver
Der Wintersportort Kastelau ist laut Wikipedia ein Ortsteil des Marktes Berchtesgaden. Das ist eine reine Erfindung. Der entsprechende Eintrag nebst Wintersportort findet sich keineswegs in der realen Online-Enzyklopädie, sondern im Roman „Kastelau“ des schweizerischen Schriftstellers Charles Lewinsky, der in bester Lubitsch-„Sein oder Nichtsein“Manier eine fiktive Episode aus dem Zweiten Weltkrieg erzählt. Eine Filmcrew reist im Winter 1944 aus dem von Bombenhagel bedrohten Berlin in ein kleines Nest in den bayerischen Alpen, um dort einen kriegswichtigen Propagandafilm zu drehen. Doch die Produktion ist eine Täuschung; tatsächlich geht es der kleinen Truppe unsicherer Opportunisten weder um Staatsdoktrin noch um Kunst, sondern ums nackte Überleben. Jahrzehnte später erforscht ein amerikanischer Doktorand die Hintergründe der Aktion. Seine Materialsammlung aus Tonbandinterviews,
Tagebucheinträgen, Listen und Lemmata formt eine volten- und pointenreiche, ausgeklügelte
Geschichte, die den Konstruktionscharakter von historischer Geschichtsschreibung treffend reflektiert.
TOBIAS SEDLMAIER
Charles Lewinsky:
Kastelau. Roman. dtv, München 2015. 400 Seiten, 11,90 Euro.
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"Seine Materialsammlung aus Tonbandinterviews, Listen und Lemmata formt eine volten- und pointenreiche, ausgeklüngelte Geschichte, die den Konstruktionscharakter von historischer Geschichtsschreibung treffend reflektiert."
Tobias Sedlmaier, Süddeutsche Zeitung 12.01.2016
Tobias Sedlmaier, Süddeutsche Zeitung 12.01.2016