Zu den Kiefermäulern zählen nahezu alle heute lebenden Wirbeltiere, der Mensch reiht sich hier nahtlos ein. Deshalb untersucht Annette Hagemanns »Katalog« die ökologischen Beziehungen zwischen Mensch und Vogel, Mensch und Meerwesen. Aber auch die Künste des Homo sapiens, ein nicht minder kunstvoller Eiertanz ums eigene Sterbenmüssen. In Skizzen und prosaischen Gedichten wird erzählt von der strukturellen Präsenz der Möwen in Venedig, dem doppelt untergetauchten Ezra Pound, einem nahezu schwebenden Balkon, Wäscheleinen und Wespen, Heiligen und Nachbarn und den nicht abschüttelbaren Gesten der Vorfahren. ZwischenAlltagsabsurditäten und zuweilen auch Traumlogik findet sich in Hagemanns Gedichten, so der Kritiker Michael Braun, »das poetische Protokoll einer existenziellen Erschütterung« - und die umfassende Herausforderung des Daseins als Kiefermäuler.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Frank Schäfer bestaunt Annette Hagemanns Gedichtband, einer Jürgen Brôcans "kleiner, aber sehr feiner" edition offenes Feld absolut würdigen Erscheinung, wie Schäfer beteuert. Schon die Textform findet er spannend, weil sie zwischen Gedicht und Notat schwankt; er muss hier an die Baudelaire'sche Kategorie der "Prosapoeme" denken. Stärker als sonst merke man den Texten oft einen konkreten Anlass an: So gibt es Texte zur Biennale, zu Erinnerungen an den Onkel, zur Rolle der Kunst, aber auch zum alltäglichen Nachrichtengeschehen. Als zwei charakteristische Linien dieses Schreibens weist Schäfer einen fruchtbaren Dialog zwischen "Logos und Mythos", zwischen Realistischem und Fantastischem aus, wie auch eine "augenzwinkernde" Bezugnahme der Dichterin auf eine Poesie der Romantik: emphatisch werden etwa Szenen im Stil von Schauerballaden entworfen, dann wieder werde Schlegels "Kunstpathos" aufs Korn genommen. Wie Hagemann ihre Dichtung zwischen diesen Polen oszillieren lässt, dabei das Profane poetologisch versiert zum "glänzen" bringt, scheint dem Kritiker zu imponieren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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