Bayern gilt bis heute als die typisch katholische Region Deutschlands. Erstaunlich wenig ist indes über die Geschichte des bayerischen Katholizismus nach 1945 bekannt. Erstmals liegt nun eine fundierte wissenschaftliche Untersuchung über Tradition und Wandel der katholischen Kirche in Bayern bis in die 1960er Jahre vor. Von den Auswirkungen gesellschaftlicher Veränderung und Modernisierung blieben Kirche und Katholiken keineswegs unberührt. Der Wandel der traditionsgebundenen katholischen Lebenswelt vollzog sich in Stadt und Land jedoch sehr unterschiedlich. Der Autor untersucht dies am Beispiel des ländlichen Kreises Ebersberg, der Tourismusregion Berchtesgaden und der Großstadt München. Er kann zeigen, wie Moderne, religiöse Alltagskultur und Seelsorge jeweils aufeinander wirkten. Deutlich wird eine bemerkenswerte Symbiose von bewusster Bewahrung der katholischen Kirchentradition und modernem Bayern, die dem bayerischen Katholizismus trotz aller nachlassenden Bindekraft in den folgenden Jahrzehnten gesellschaftlichen Umbruchs und konziliarer Veränderungen relativ große Stabilität verlieh. Fellners Studie liefert einen wichtigen Beitrag zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte Bayerns und der Bundesrepublik der Ära Adenauers.
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