Kati weiß, was sie werden will: Großvater. Davon lässt sie sich auch nicht abbringen, als die andern sie belächeln. Kati eignet sich an, was zu einem Großvater gehört: große Hände zum Akkordeon spielen oder Streichhölzer und Bonbons für die Jackentasche. Sie schafft es auch, so viel Zeit wie Großvater zu haben. Nur - wie bekommt sie weißes Wolkenhaar? Kurzerhand klebt sich Kati Watte in die Mütze. Und schon bald sitzen die zwei Großväter zusammen am Tisch und machen Großvaterdinge: zum Beispiel Milchtrinken.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Die kleine Kati will Großvater werden, weil ihr eigener so toll ist. Autorin Signe Viska und Zeichnerin Elīna Brasliņa zeigen mit viel Fantasie, was sich Kati alles einfallen lässt, um ihrem Opa auch äußerlich ähnlich zu werden, lobt Rezensentin Roswitha Budeus-Budde, die das rührt, denn alte Menschen sind in Kinderbüchern sonst eher Problemfälle, dement oder krank, meint sie. Dieser Großvater ist einfach nur "ruhig und zufrieden", kein Wunder, dass seine Enkelin ihn als Vorbild nimmt, denkt sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.10.2022La Opa Vita
Immer Bonbons dabei: Im Bilderbuch „Kati will Großvater werden“ sucht ein Kind die Vorzüge des Alters
Da steht die kleine, muntere Kati in einer Gruppe alter Männer, die aussehen, als ob das Mädchen sie selbst mit dickem Buntstift Krikel-Krakel an die Wand gemalt hätte. Nicht ganz ordentlich, die Farbe geht überall ein bisschen über die Linien. Übereinander, nebeneinander drücken die Männer sich und scheinen sehr vergnügt zu sein. Einer trägt ein Led Zeppelin-Shirt. Kati hat auf die Frage, was sie einmal werden will, „Großvater“ geantwortet. Die Erwachsenen auf der nächsten Doppelseite reagieren mit Gelächter. Noch ahnen sie nicht, dass Kati ein wunderbares Vorbild für ihre Zukunftspläne hat: den eigenen Großvater, der nur „Großvaterdinge“ tut: mit großen Händen Akkordeon spielen, Zitronenbonbons und Streichhölzer in den Taschen dabeihaben und an jedem zweiten Sonntag des Monats Nachschub im Dorfladen kaufen.
Aber das Allerschönste dabei ist: „Großväter haben es nie und nimmer eilig. Sie tragen eine weiße Wolke auf dem Kopf und schieben die Tage vor sich her, wie es ihnen gefällt.“ Diese heitere Sicht auf das Alter ist ungewöhnlich in Büchern für junge Leser. Oft wird davon erzählt, wie eine Familie mit Demenz umzugehen lernt, zum Beispiel in Tatjana Mai-Wyss’ „Anna mag Oma und Oma mag Äpfel“ (Bohem). Oder davon, dass Großeltern sterben, wie bei Michael Friemel und Jacky Gleich in „Oma Erbse“ (Hanser).
Die junge lettische Autorin Signe Viška zeigt in ihrem Bilderbuch „Kati will Großvater werden“, welche Vorzüge es für die Enkel hat, wenn da ein Familienmitglied ein sichtlich ruhiges, zufriedenes Leben führt. Ein Leben, das die Kinder in ihrem hektischen Alltag oft nicht haben. Mit großem Einfallsreichtum versucht Kati so zu werden wie ihr Vorbild. Sie zieht sich dicke Handschuhe an, um große Hände zu haben, spielt Akkordeon, packt sich Streichhölzer und Bonbons in die Taschen und liegt, unter der Zeitung eingeschlafen, auf dem Sofa. Problematisch wird es nur, als sie versucht, weißes Wolkenhaar auch auf ihrem Kopf wachsen zu lassen. Ebenso wenig wie Kati setzt auch die lettische Illustratorin Elīna Brasliņa ihrer Fantasie Grenzen. Die dicken, kräftigen Buntstiftstriche fegen über die Seiten, wirbeln die Einfälle des Mädchens durcheinander, ohne auf besondere Formen zu achten. Da ist es fast ein Wunder, dass sie am Schluss beide ruhig am Tisch sitzen und bei zwei Tassen frischer Milch die „schönsten Großvaterdinge tun“.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Die dicken, kräftigen Buntstiftstriche von Illustratorin Signe Viška fegen wild über die Seiten. BILD: Verlag
Signe Viška und Elīna Brasliņa: Kati will Großvater werden. Deutsche Textfassung von Signe Viška. Atlantis Verlag, Zürich 2022. 32 S., 18 Euro. Ab 4 Jahren.
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Immer Bonbons dabei: Im Bilderbuch „Kati will Großvater werden“ sucht ein Kind die Vorzüge des Alters
Da steht die kleine, muntere Kati in einer Gruppe alter Männer, die aussehen, als ob das Mädchen sie selbst mit dickem Buntstift Krikel-Krakel an die Wand gemalt hätte. Nicht ganz ordentlich, die Farbe geht überall ein bisschen über die Linien. Übereinander, nebeneinander drücken die Männer sich und scheinen sehr vergnügt zu sein. Einer trägt ein Led Zeppelin-Shirt. Kati hat auf die Frage, was sie einmal werden will, „Großvater“ geantwortet. Die Erwachsenen auf der nächsten Doppelseite reagieren mit Gelächter. Noch ahnen sie nicht, dass Kati ein wunderbares Vorbild für ihre Zukunftspläne hat: den eigenen Großvater, der nur „Großvaterdinge“ tut: mit großen Händen Akkordeon spielen, Zitronenbonbons und Streichhölzer in den Taschen dabeihaben und an jedem zweiten Sonntag des Monats Nachschub im Dorfladen kaufen.
Aber das Allerschönste dabei ist: „Großväter haben es nie und nimmer eilig. Sie tragen eine weiße Wolke auf dem Kopf und schieben die Tage vor sich her, wie es ihnen gefällt.“ Diese heitere Sicht auf das Alter ist ungewöhnlich in Büchern für junge Leser. Oft wird davon erzählt, wie eine Familie mit Demenz umzugehen lernt, zum Beispiel in Tatjana Mai-Wyss’ „Anna mag Oma und Oma mag Äpfel“ (Bohem). Oder davon, dass Großeltern sterben, wie bei Michael Friemel und Jacky Gleich in „Oma Erbse“ (Hanser).
Die junge lettische Autorin Signe Viška zeigt in ihrem Bilderbuch „Kati will Großvater werden“, welche Vorzüge es für die Enkel hat, wenn da ein Familienmitglied ein sichtlich ruhiges, zufriedenes Leben führt. Ein Leben, das die Kinder in ihrem hektischen Alltag oft nicht haben. Mit großem Einfallsreichtum versucht Kati so zu werden wie ihr Vorbild. Sie zieht sich dicke Handschuhe an, um große Hände zu haben, spielt Akkordeon, packt sich Streichhölzer und Bonbons in die Taschen und liegt, unter der Zeitung eingeschlafen, auf dem Sofa. Problematisch wird es nur, als sie versucht, weißes Wolkenhaar auch auf ihrem Kopf wachsen zu lassen. Ebenso wenig wie Kati setzt auch die lettische Illustratorin Elīna Brasliņa ihrer Fantasie Grenzen. Die dicken, kräftigen Buntstiftstriche fegen über die Seiten, wirbeln die Einfälle des Mädchens durcheinander, ohne auf besondere Formen zu achten. Da ist es fast ein Wunder, dass sie am Schluss beide ruhig am Tisch sitzen und bei zwei Tassen frischer Milch die „schönsten Großvaterdinge tun“.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Die dicken, kräftigen Buntstiftstriche von Illustratorin Signe Viška fegen wild über die Seiten. BILD: Verlag
Signe Viška und Elīna Brasliņa: Kati will Großvater werden. Deutsche Textfassung von Signe Viška. Atlantis Verlag, Zürich 2022. 32 S., 18 Euro. Ab 4 Jahren.
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