Der Band enthält neben Reden und Essays zu Wilhelm Raabe und Katja Lange-Müller auch einen neuen Erzähltext der Preisträgerin.
Mit ihrem jüngsten Buch »Böse Schafe« ist Katja Lange-Müller einer der schönsten deutschen Romane der letzten Jahre gelungen. Lässig, trotzig, ein wenig frech wirkt der Ton der Berliner Autorin zunächst. Doch bald schon wird deutlich, dass nur eine solch bewusste Rauheit die zarte, im Kern tragische Liebes- und Todesgeschichte tragen kann. Die Sympathie, das Mitleiden und das Mitfreuen mit ihren Figuren drängt die Erzählerin zu einer gekonnten sprachlichen Camouflage, die das Berlinerische bis in die Feinheiten auskostet. Mit Humor gelingt Katja Lange-Müller die Balance zwischen irdischer Rauheit und zartester Transzendenz des Gefühls.
Und das Schöne, weil Unerwartete, ist, dass Menschenliebe und Humor auch im Werk Wilhelm Raabes auf eine singuläre Weise ineinander verwoben sind. Beide Erzähler pflegen die ironische Umständlichkeit ebenso wie das bodenständig Direkte, die Arabeske und den Mutterwitz. Von beiden einzeln und im Bezug aufeinander handeln die Texte von u.a. Ijoma Mangold, Alexander Honold, Gerd Biegel, Christof Hamann.
Der Band enthält außerdem einen neuen Text der Preisträgerin.
Mit ihrem jüngsten Buch »Böse Schafe« ist Katja Lange-Müller einer der schönsten deutschen Romane der letzten Jahre gelungen. Lässig, trotzig, ein wenig frech wirkt der Ton der Berliner Autorin zunächst. Doch bald schon wird deutlich, dass nur eine solch bewusste Rauheit die zarte, im Kern tragische Liebes- und Todesgeschichte tragen kann. Die Sympathie, das Mitleiden und das Mitfreuen mit ihren Figuren drängt die Erzählerin zu einer gekonnten sprachlichen Camouflage, die das Berlinerische bis in die Feinheiten auskostet. Mit Humor gelingt Katja Lange-Müller die Balance zwischen irdischer Rauheit und zartester Transzendenz des Gefühls.
Und das Schöne, weil Unerwartete, ist, dass Menschenliebe und Humor auch im Werk Wilhelm Raabes auf eine singuläre Weise ineinander verwoben sind. Beide Erzähler pflegen die ironische Umständlichkeit ebenso wie das bodenständig Direkte, die Arabeske und den Mutterwitz. Von beiden einzeln und im Bezug aufeinander handeln die Texte von u.a. Ijoma Mangold, Alexander Honold, Gerd Biegel, Christof Hamann.
Der Band enthält außerdem einen neuen Text der Preisträgerin.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.09.2009Raabe-Väter
Tampere, eine finnische Stadt, im Winter. Im Schaufenster einer Apotheke steht ein seltsam ausstaffiertes Gipspuppenpaar, dessen knielange Gummihosen an gewissen Körperpartien extrem hervorstehen. Während die deutsche Besucherin über mögliche sexuelle Verwendungsmöglichkeiten spekuliert, ist die Erklärung der Apothekerin eine simple: Es sind von ihr erfundene Spezialhosen, deren Polsterung diversen Knochenbrüchen nach Stürzen vorbeugen soll. Die launige Geschichte Katja Lange-Müllers findet sich in einem Bändchen, das die Verleihung des Wilhelm-Raabe-Preises an sie dokumentiert. Ein zweiter Text, der auf ihre kurze Wiener Zeit zurückblickt, umkreist eines ihrer Lieblingsthemen, wie sie ihr Laudator Ijoma Mangold ausgemacht hat: Neben dem Kulinarischen sind das das Zoologische und das DDR-Soziologische. Etwas bemüht wirkt hingegen der Versuch von Christof Hamann und Oliver Ruf, mit Hilfe von Roland Barthes die Gemeinsamkeit ihres jüngsten Romans "Böse Schafe" mit Raabes "Die Akten des Vogelsangs" herauszuschälen. Gleichwohl bekundet Lange-Müller ihre Grundsympathie für Wilhelm Raabe, der ihr "wie ein in der Charles-Dickenschen Wolle gefärbter Jean Paul" vorkommt, der britische Distanz mit warmer Anteilnahme verbindet. Dass dieser "Schulversager" ein durchtriebener Erzähler war, zeigt schließlich Alexander Honold in seiner schönen Lektüre des Romans "Pfisters Mühle". ("Katja Lange-Müller trifft Wilhelm Raabe". Der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis - Das Ereignis und die Folgen. Hrsg. von Hubert Winkels. Wallstein Verlag, Göttingen 2009. 150 S., geb, 18,- [Euro].) meis
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Tampere, eine finnische Stadt, im Winter. Im Schaufenster einer Apotheke steht ein seltsam ausstaffiertes Gipspuppenpaar, dessen knielange Gummihosen an gewissen Körperpartien extrem hervorstehen. Während die deutsche Besucherin über mögliche sexuelle Verwendungsmöglichkeiten spekuliert, ist die Erklärung der Apothekerin eine simple: Es sind von ihr erfundene Spezialhosen, deren Polsterung diversen Knochenbrüchen nach Stürzen vorbeugen soll. Die launige Geschichte Katja Lange-Müllers findet sich in einem Bändchen, das die Verleihung des Wilhelm-Raabe-Preises an sie dokumentiert. Ein zweiter Text, der auf ihre kurze Wiener Zeit zurückblickt, umkreist eines ihrer Lieblingsthemen, wie sie ihr Laudator Ijoma Mangold ausgemacht hat: Neben dem Kulinarischen sind das das Zoologische und das DDR-Soziologische. Etwas bemüht wirkt hingegen der Versuch von Christof Hamann und Oliver Ruf, mit Hilfe von Roland Barthes die Gemeinsamkeit ihres jüngsten Romans "Böse Schafe" mit Raabes "Die Akten des Vogelsangs" herauszuschälen. Gleichwohl bekundet Lange-Müller ihre Grundsympathie für Wilhelm Raabe, der ihr "wie ein in der Charles-Dickenschen Wolle gefärbter Jean Paul" vorkommt, der britische Distanz mit warmer Anteilnahme verbindet. Dass dieser "Schulversager" ein durchtriebener Erzähler war, zeigt schließlich Alexander Honold in seiner schönen Lektüre des Romans "Pfisters Mühle". ("Katja Lange-Müller trifft Wilhelm Raabe". Der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis - Das Ereignis und die Folgen. Hrsg. von Hubert Winkels. Wallstein Verlag, Göttingen 2009. 150 S., geb, 18,- [Euro].) meis
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