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Katsura Funakoshi - Ernst Barlach
Der japanische Bildhauer Katsura Funakoshis (1951 geboren) schafft eine harmonische Verbindung der grossen Tradition japanischer Holzbildhauerei mit den Errungenschaften der Kunst der westlichen Moderne. Funakoshi stellt ausschließlich den Menschen dar, den er einerseits realitätsgetreu in seinen aus Kampfernholz (Lorbeerbaum) geschnitzten Skulpturen wiedergibt, andererseits mit hinzugefügten Attributen oder ungewöhnlichen Körperteilen verfremdet. Eine Besonderheit sind die Augen - wichtigstes Merkmal eines jeden Gesichts - die Funakoshi aus Marmor arbeitet…mehr

Produktbeschreibung
Katsura Funakoshi - Ernst Barlach

Der japanische Bildhauer Katsura Funakoshis (1951 geboren) schafft eine harmonische Verbindung der grossen Tradition japanischer Holzbildhauerei mit den Errungenschaften der Kunst der westlichen Moderne. Funakoshi stellt ausschließlich den Menschen dar, den er einerseits realitätsgetreu in seinen aus Kampfernholz (Lorbeerbaum) geschnitzten Skulpturen wiedergibt, andererseits mit hinzugefügten Attributen oder ungewöhnlichen Körperteilen verfremdet. Eine Besonderheit sind die Augen - wichtigstes Merkmal eines jeden Gesichts - die Funakoshi aus Marmor arbeitet und in die Holzfigur hineinSetzt. Es entsteht ein spannungsreiches Spiel mit der menschlichen Wahrnehmung.
Ernst Barlach (1870-1938) gehört zu den wichtigsten Bildhauern des deutschen Expressionismus. Seine Holzskulpturen, die stets Menschen in elementaren Seelenzuständen zeigen, sind geprägt von der AuseinanderSetzung mit dem fernöstlichen Kulturkreis.
Das Buch stellt diese beiden grossen Holzbildhauer erstmals gegenüber. Es entsteht ein erstaunlicher Dialog zwischen den Kulturen, der die bemerkenswerte gegenseitige Beeinflussung vor Augen führt.

Biografie
1951 in Morioka City, Japan, geboren
1971-75 Studium an der University of Art and Design, B. A.
1975-77 Studium an der Tokyo National University of Fine Arts and Music, M. A.
Katsura Funakoshi lebt und arbeitet in Tokio (Japan)
Autorenporträt
Katja Blomberg berichtete zehn Jahre lang für FAZ online über zeitgenössische Kunst. Heute lebt sie in Berlin, wo sie das 'Haus am Waldsee', ein Veranstaltungsort für internationale Gegenwartskunst, leitet.

Ernst Barlach (1870-1938) studiert nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Hamburg an der Königlichen Akademie für bildende Künste in Dresden, wo er als Maler und Bildhauer ausgebildet wird. 1925 wird er Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste München. Die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock schlägt er aus, ebenso Professuren in Berlin und Dresden. Im Februar 1933 wird er Ritter der Friedensklasse des Ordens Pour le Mérite. Drei Monate später verbrennt man seine Bücher. 1937 werden insgesamt 381 seiner Werke in der Aktion Entartete Kunst aus öffentlichen Sammlungen konfisziert und ein generelles Austellungsverbot erteilt.1938 wird sein Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste erzwungen. Am 24. Oktober 1938 stirbt Ernst Barlach in einer Rostocker Privatklinik.

Sebastian Giesen leitet das Ernst Barlach Haus in Hamburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.09.2014

Die Kunst, Seelen zu enthüllen
Nach 15 Jahren Arbeit liegt der Katalog der Zeichnungen Ernst Barlachs vor
Mit dem Namen Ernst Barlach verbinden sich mehr Missverständnisse als aus einem Holzblock herauszuschlagen sind. Zwar hat der zuletzt in eremitischer Versenkung lebende, 1938 an Herzversagen gestorbene Güstrower Künstler mit der Figur des Zweiflers eine Deutung seiner selbst nahegelegt, aber der Zweifel öffnet eben mehrere Sichtweisen. Den meisten Verehrern des zeitweiligen Expressionisten gilt Barlach als Bildhauer, der seelischen Regungen Gestalt zu geben vermochte. Allenfalls weiß man noch von einigen Dramen – „Der blaue Boll“, „Der tote Tag“ –, und wer den „Schwebenden Engel“ im Güstrower Dom gesehen hat, kennt auch die Entwürfe, Skizzen, wie sie wohl jeder Plastiker anfertigt. Dass Barlach auch ein exzellenter Zeichner war, ja, dass dieses Genre die umfangreichste Werkgruppe seines Œvres ausmacht, ist weithin unbekannt.
  Die Ernst-Barlach-Stiftung Güstrow hat nach fünfzehnjähriger Arbeit den vollständigen Katalog der Zeichnungen vorgelegt. Er umfasst etwa 2700 autonome Schöpfungen. Mehr als die Hälfte befindet sich im Besitz der Stiftung. An die 400 Zeichnungen sind zum bisher bekannten Werk hinzugekommen. Eine besondere Delikatesse ist die Publikation der 130 Taschen- und Skizzenhefte, die Barlach im Laufe seines Lebens gefüllt hat, in einem gesonderten Band. Annähernd tausend Seiten mit 8000 Abbildungen, buchbinderisch brillant dargeboten.
  Barlach hat seit seiner Jugend bis ins Todesjahr gezeichnet. Auf der Suche nach den unbewussten Regungen der menschlichen Natur begann ihm „der Bleistift in der Hand vor Ungeduld zu tanzen“. Ein souverän geschriebener Essay der Kunsthistorikerin Anita Beloubek-Hammer macht Motivwahl und Gestaltungsphasen nachvollziehbar. In einem Punkt aber ist der Autorin nicht zuzustimmen: Dass sich die verschiedenen künstlerischen Gattungen mit fortschreitender Entwicklung getrennt hätten. Zwar scheiden sie sich im Tagesablauf des Künstlers (Bildhauerei vormittags, Schreiben abends und nachts) und die einzelnen Praktiken prägen zunehmend einen jeweils eigenen Stil. Aber erst die Einheit der Mehrfachbegabung macht die Persönlichkeit Barlachs aus.
  Das Verbindende ist ein zutiefst humanistisches Anliegen: In Opposition zum Philistertum „das Verlangen nach dem Ausdruck echter Empfindungen und wesentlicher Werte“ des Menschen, wie Beloubek-Hammer schreibt. Der Drang, Wesentliches herauszustellen, deutet sich schon in der kurzen Jugendstilphase an. Er prägt sich dann aus in einer mehr und mehr für sich sprechenden Linienführung. Viele Zeichnungen Barlachs sind erst zu verstehen, wenn man die Linie als Sprachchiffre begreift. Vor allem die späteren Arbeiten zeigen Kohärenz zum plastischen Werk. Der Katalog kann als eine gezeichnete Erzählung aufgefasst werden, nicht nur was die Reiseskizzen aus Paris und Florenz betrifft, sondern auch die Folge der Gegenstände insgesamt.
  Das „neue Empfinden“, die Kunst, „Seele zu enthüllen“ (Barlach), erschloss sich ihm wie eine Offenbarung während der Russlandreise 1906 zu seinem Bruder. Bauern, Hirten, Bettler, Popen sind für ihn Sinnbilder der Erhabenheit und Würde noch der gedrücktesten menschlichen Kreatur. Die Geschlossenheit der Form findet ihre Entsprechung in ausdrucksstarken Bronzen und Skulpturen, woraufhin der Berliner Kunsthändler Paul Cassirer Barlach unter Vertrag genommen hat. In den folgenden Jahren schlägt sich das Bestreben, Allgemeingültiges zu gestalten in Figuren nieder, die sich über die irdische Bedingtheit erheben und nach einer transzendenten Welt sehnen: dem Sternengucker, den Schwebenden, Betenden.
  1936 erscheint bei Reinhard Piper ein erster Sammelband mit Barlach-Zeichnungen, der von den Nazis sofort beschlagnahmt wird. Es beginnen mörderische Jahre. „Ich bin als Schädling proklamiert“, schreibt Barlach. „Der Geistkämpfer“ wird von der Kieler Nikolaikirche entfernt. Das Magdeburger Kriegsmahnmal verschwindet. Auch der Güstrower Schwebende wird eingeschmolzen; seine heutige Existenz ist der mutigen Tat von Freunden zu danken, die einen Zweitguss in der Lüneburger Heide versteckt haben.
  Die letzte Zeichnung des Katalogs ist ein Paria, ein von der Gesellschaft Ausgestoßener, der mit geballten Fäusten betet. Eigene Befindlichkeit? Nein. Längst ist die Figur des Wanderers gegen den Wind zur Metapher Barlachscher Widerständigkeit geworden. „Ich bleibe im Lande – das Vergnügen, mich weichen zu sehen, mache ich den Leuten nicht.“
JENS GRANDT
Ernst Barlach: Die Zeichnungen. Bearbeitet von Annette Wittboldt und Elisabeth Laur. Schriften der Ernst Barlach Stiftung, Güstrow 2014. 696 Seiten, 130 Euro.
Ernst Barlach (1870-1938).
Foto: scherl
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