Das Weinbaugebiet an der Elbe ist das kleinste in Deutschland, aber es bringt köstliche Tropfen mit eigenen Aromen hervor. Und das wird anerkannt. Nicht nur in Deutschland. Der Gault Millau, die "Bibel" der Weinfreunde und -kenner in aller Welt, listet aktuell 12 sächsische Weinbaubetriebe mit auserlesenen Kreszenzen auf! Zwischen den Weinbergen liegen Schlösser und Schlösschen, romantische Dörfer, sehenswerte Städtchen und historische Bauten wie die Albrechtsburg in Meißen. In dieser alten Kulturlandschaft zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz haben sich seit mehreren Jahren zwei Freunde des sächsischen Weins bewegt, Kulturdenkmäler besucht und abgelichtet, die Natur und natürlich auch den Rebensaft! zu allen Jahreszeiten genossen. Sie führten zahllose Gespräche mit Winzern und lauschten ihren Weinphilosophien. Aus diesen reizvollen Begegnungen entstanden Porträts der Weinerzeuger Sachsens in Wort und Bild. So gewinnt der Leser und Betrachter Einblick in die Arbeit der Winzergenossenschaft und ihrer derzeit 1.550 Mitglieder, in zahlreiche Familienbetriebe und in das Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth, in dem die Weinterrassen, Keller und sorgsam restaurierten Barockgebäude zu einem einmaligen Gesamtkunstwerk verschmelzen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.2012Süße, wohlbekannte Düfte
Im Jahr 1161 erhielt die Egidiuskapelle von Otto dem Reichen, dem Markgrafen von Meißen, einen Weinberg am Elbufer. Der dazu aufgesetzte Vertrag, der jetzt im Sächsischen Staatsarchiv verwahrt ist, gilt als die Geburtsurkunde des sächsischen Weinbaus - und war im vorigen Jahr würdiger Anlass, eine Art Festschrift über Weine und Winzer im Elbtal vorzulegen. Jetzt kann man ja auch wieder darüber reden, denn während der kommunistischen Herrschaft gab es zwar hier eine Rebfläche von mehr als dreihundert Hektar, doch von den Weinerträgen war nahezu nichts zu sehen. Fast alles, was gekeltert wurde, ging in den Export, und was übrig blieb, wurde von den Spitzenfunktionären der Parteiorgane getrunken oder gegen Devisen in den Interhotels an West-Reisende ausgeschenkt. Seit der deutschen Vereinigung aber hat sich auch hier vieles geändert. Die Rebfläche ist auf vierhundertsiebzig Hektar gewachsen, und die sächsischen Weine sind längst überall zu kaufen - auch über den regionalen Bereich hinaus. Zwar ist, was heute produziert wird, nicht gerade billig - jedoch durchaus konkurrenzfähig. Dabei sind die Erzeugnisse aus dem nordöstlichsten und einem der kleinsten Weinanbaugebiete Deutschlands noch nicht so bekannt, wie sie es verdienen. Dem könnte dieses Buch abhelfen. Etwas weitschweifig und umständlich sind die Kapitel, in denen über die Geschichte des Weinbaus, über den Arbeitsalltag des Winzers und über Schädlinge, Tiere und Pflanzen im Weinberg berichtet wird. Ungleich spannender ist die Abteilung "Die Region und ihre Winzer", in der flussabwärts von Pirna über Dresden, Radebeul und Meißen bis Diesbar-Seußlitz dreiunddreißig Betriebe und ihre Winzer porträtiert werden. Dabei wird schnell klar, dass hier höchst ambitioniert gearbeitet wird und man beim Kampf um Marktanteile recht experimentierfreudig zu Werke geht - erkennbar vor allem an einer überraschend breit gefächerten Sortenvielfalt. Neben den klassischen Trauben findet man zum Beispiel den Goldriesling, den Elbling oder den Regent und solche neuen Raritäten wie Solaris und Helios sowie Dahopa, eine Traube, aus der ein fruchtiger Roter gewonnen wird. Mit Informationen aus diesem Buch gut versorgt und animiert durch die vielen wunderbaren Fotos, kann man mit der Kostprobe des Elb-Weins beginnen und sich vielleicht sogar mit ihm anfreunden.
tg
"Katzensprung und Goldener Wagen - Weine und Winzer aus Sachsen" von Klaus Epperlein (Text) und Uwe Jacobshagen (Fotos). Mitteldeutscher Verlag, Halle 2011. 176 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 24 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Jahr 1161 erhielt die Egidiuskapelle von Otto dem Reichen, dem Markgrafen von Meißen, einen Weinberg am Elbufer. Der dazu aufgesetzte Vertrag, der jetzt im Sächsischen Staatsarchiv verwahrt ist, gilt als die Geburtsurkunde des sächsischen Weinbaus - und war im vorigen Jahr würdiger Anlass, eine Art Festschrift über Weine und Winzer im Elbtal vorzulegen. Jetzt kann man ja auch wieder darüber reden, denn während der kommunistischen Herrschaft gab es zwar hier eine Rebfläche von mehr als dreihundert Hektar, doch von den Weinerträgen war nahezu nichts zu sehen. Fast alles, was gekeltert wurde, ging in den Export, und was übrig blieb, wurde von den Spitzenfunktionären der Parteiorgane getrunken oder gegen Devisen in den Interhotels an West-Reisende ausgeschenkt. Seit der deutschen Vereinigung aber hat sich auch hier vieles geändert. Die Rebfläche ist auf vierhundertsiebzig Hektar gewachsen, und die sächsischen Weine sind längst überall zu kaufen - auch über den regionalen Bereich hinaus. Zwar ist, was heute produziert wird, nicht gerade billig - jedoch durchaus konkurrenzfähig. Dabei sind die Erzeugnisse aus dem nordöstlichsten und einem der kleinsten Weinanbaugebiete Deutschlands noch nicht so bekannt, wie sie es verdienen. Dem könnte dieses Buch abhelfen. Etwas weitschweifig und umständlich sind die Kapitel, in denen über die Geschichte des Weinbaus, über den Arbeitsalltag des Winzers und über Schädlinge, Tiere und Pflanzen im Weinberg berichtet wird. Ungleich spannender ist die Abteilung "Die Region und ihre Winzer", in der flussabwärts von Pirna über Dresden, Radebeul und Meißen bis Diesbar-Seußlitz dreiunddreißig Betriebe und ihre Winzer porträtiert werden. Dabei wird schnell klar, dass hier höchst ambitioniert gearbeitet wird und man beim Kampf um Marktanteile recht experimentierfreudig zu Werke geht - erkennbar vor allem an einer überraschend breit gefächerten Sortenvielfalt. Neben den klassischen Trauben findet man zum Beispiel den Goldriesling, den Elbling oder den Regent und solche neuen Raritäten wie Solaris und Helios sowie Dahopa, eine Traube, aus der ein fruchtiger Roter gewonnen wird. Mit Informationen aus diesem Buch gut versorgt und animiert durch die vielen wunderbaren Fotos, kann man mit der Kostprobe des Elb-Weins beginnen und sich vielleicht sogar mit ihm anfreunden.
tg
"Katzensprung und Goldener Wagen - Weine und Winzer aus Sachsen" von Klaus Epperlein (Text) und Uwe Jacobshagen (Fotos). Mitteldeutscher Verlag, Halle 2011. 176 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 24 Euro.
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