Eine Insel ist nicht nur ein von Wasser umgebenes Land. Im 21. Jahrhundert, in dem die Erde bis zum letzten Stück Land lückenlos vermessen ist und es keine unentdeckten Inseln mehr geben mag, hat sich die Faszination der Insel nicht erschöpft. Das macht die Auseinandersetzung mit den Erscheinungsformen und Darstellungsstrategien der Insel in der Gegenwartsliteratur besonders interessant. Diese Studie liefert anhand sechs ausgewählter Romane nach 2000 einen Einblick in die Inseldarstellungen heutiger Zeit. Es geht dabei sowohl um Inseln fiktiver Art wie in Annette Pehnts Roman "Insel 34", als auch um lokalisierbare Inseln wie die entlegene Insel Tristan da Cunha bei Raoul Schrott, die Südseeinsel in "Imperium" (Christian Kracht), eine kleine Düneninsel bei Hamburg in "Vogelweide" (Uwe Timm), die Pfaueninsel in der Havel (Thomas Hettche) und die Insel Hiddensee in "Kruso" (Lutz Seiler). Die Insel zeigt sich nicht als austauschbare Kulisse, sondern als substanzieller Bestandteil miteigenen Bedeutungen und Funktionen. Die Studie stellt die Insel einerseits auf der narrativen Ebene als elementaren Schauplatz im Roman und als Bestandteil in der Themenentfaltung dar, andererseits geht sie der Frage nach, welche verschiedenen Zuschreibungen und welche Lesarten von Insel sich als Denk- und Schreibfigur begegnen.