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Früh von der Mutter verlassen, wächst Baby Halder in armen und zerrütteten familiären Verhältnissen auf. Mit dreizehn Jahren muss sie einen doppelt so alten Mann heiraten. Mit vierzehn - selbst noch ein Kind - wird sie zum ersten Mal Mutter. Ihr Ehemann behandelt sie schlecht und schlägt sie. Baby Halder entschließt, sich von ihrem Mann zu trennen. Sie geht nach Delhi und sorgt als Dienstmädchen für ihren Lebensunterhalt und den ihrer Kinder. Obwohl sie nur wenige Jahre selbst zur Schule gegangen ist, findet sie Freude am Schreiben - ermutigt durch ihren Dienstherrn, der ihr schriftstellerisches Talent entdeckt.…mehr

Produktbeschreibung
Früh von der Mutter verlassen, wächst Baby Halder in armen und zerrütteten familiären Verhältnissen auf. Mit dreizehn Jahren muss sie einen doppelt so alten Mann heiraten. Mit vierzehn - selbst noch ein Kind - wird sie zum ersten Mal Mutter. Ihr Ehemann behandelt sie schlecht und schlägt sie. Baby Halder entschließt, sich von ihrem Mann zu trennen. Sie geht nach Delhi und sorgt als Dienstmädchen für ihren Lebensunterhalt und den ihrer Kinder. Obwohl sie nur wenige Jahre selbst zur Schule gegangen ist, findet sie Freude am Schreiben - ermutigt durch ihren Dienstherrn, der ihr schriftstellerisches Talent entdeckt.
Autorenporträt
Baby Halder wurde wahrscheinlich 1973 in Westbengalen geboren. Bereits als Kind verheiratet, flieht sie als junge Erwachsene nach Delhi und schlägt sich als Hausangestellte durch.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.10.2008

Verschachert an den Nächstbesten
Immerhin. Sie war in der Schule, kann lesen und schreiben, wenigstens das haben ihr die Eltern nicht verbaut. Also hat sie ihr ganzes verkorkstes Leben aufgeschrieben. Atemlos, ohne große stilistische Feinheiten, ohne großes Getöse – auch ohne Schuldzuweisungen. Bis das Schulheft voll war. Reiner Zufall, dass daraus ein Buch wurde. Dann ging alles ganz schnell. „A life less ordinary” wurde in Indien zum Bestseller. Die New York Times verglich es mit Frank McCourts „Die Asche meiner Mutter”. Eine miserable Kindheit in Irland, eine miserable Kindheit in Indien. So wurde Baby Halder zum literarischen Überraschungsstar. „Kein ganz gewöhnliches Leben” heißt der Titel auf Deutsch. Es ist die Geschichte eines Mädchens, das in einem Armenviertel aufwächst, wo es keine Toilette gibt und keine Schamgrenze, wo Alkohol und Armut die Männer abstumpfen lassen, und sie Frauen behandeln wie Gesinde.
Halder erzählt von der Banalität der Armut, wie der Vater monatelang verschwindet. Einfach so. Kein Geld, kein Anruf. Wie die Mutter mit dem jüngsten Sohn zum Markt geht und nie mehr zurückkehrt. Vier Jahre ist Baby Halder alt, als die Mutter geht und das Zusammenleben mit einem Vater beginnt, den die Kinder nicht kennen und den sie fürchten. Es gibt mehr Schläge als Essen. Nur in der Schule ist sie glücklich.
Sie hat die Dinge einfach aufgeschrieben, nicht larmoyant, nicht weinerlich. Voller Wut erzählt sie, wie ihre Schwester stirbt, vom Ehemann erschlagen. Und wie der Vater sie als Zwölfjährige an den nächstbesten Mann verschachert, einen Analphabeten, doppelt so alt, mit schlechten Zähnen und fauligem Atem. Der Fremde drückt sich an sie, betatscht ihren Körper, tut ihr weh. Wortlos. Ein Jahr später fängt ihr Bauch an zu wachsen, wird groß wie eine Melone. Und keiner sagt ihr, was da in ihrem Kinderkörper geschieht. Als die Wehen kommen, schläft ihr Mann weiter. Sie ist 13.
Viele Jahre und Demütigungen später geht sie einfach weg von ihrem Mann und dem ärmlichen Vorort Kalkuttas, weg von dem schwachen Vater und der zänkischen Schwiegermutter. Weg von allem, was sie kennt. Sie ist 25 Jahre alt, als sie sich in einen Zug Richtung Delhi setzt, drei Kinder im Arm und ein paar Rupien in der Tasche. Sie erfährt nie, ob der Ehemann je nach ihr gesucht hat. Nur eines weiß sie, dass es eine Befreiung war. Wie das Schreiben, das ihr Arbeitgeber ihr erlaubte, geradezu aufdrängte. Wenn sie heute in die ärmliche Hütte ihres Bruders kommt, wird sie nicht mehr behandelt wie Gesinde, sondern wie ein Ehrengast aus einer fernen, fremden Welt. KARIN STEINBERGER
BABY HALDER: Kein ganz gewöhnliches Leben. Draupadi Verlag, Heidelberg 2008. 224 Seiten, 14,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Kurz, aber durchaus mit Emphase empfiehlt die Literaturwissenschaftlerin Claudia Wenner diese Erinnerungen eines bengalischen Dienstmädchens, das es nach Delhi verschlagen hat: Es handelt sich tatsächlich um ein autobiografisches Werk betont Wenner, die das Buch zusammen mit mehreren anderen sozialkritischen Romanen aus Indien bespricht. Alles Romaneske geht ihm ab, obwohl die Geschichte der Autorin durchaus märchenhafte Züge hat: Ausgebeutet, mit 13 Jahren Mutter, zieht sie als Dienstmädchen sozusagen das große Los und gerät an ihren Mentor Prabodh Kumar, in dessen Haus sie bis heute lebt. Kumar, Enkel eines berühmten Hindischriftstellers, ermutigt sie zur Aufzeichnung ihrer Erinnerungen und redigiert ihr Manuskript. Die Nüchternheit hat er ihren Aufzeichnungen nicht genommen. Wenner nennt Halders Erinnerungen "tonlos, je schmerzlicher" sie sind, ist aber umso beeindruckter über diesen ungewöhnlichen Einblick in ein gewöhnliches indisches Leben.

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