"In einer Hölle wie dieser muß selbst Gott laut schreien, um sich bemerkbar zu machen", klagt ein Metzger auf einem überfüllten Marktplatz. Altaf Tyrewala macht die Stimmen der Stadt hörbar - und verwandelt sie in ein literarisches Wunderwerk. Was unmöglich klingt, ist ihm in seinem begeistert aufgenommenen Debüt mit Leichtigkeit gelungen: Bombay als Roman. Mütter und Söhne treten auf, Schuldige und Unschuldige, Hoffnungsvolle und Verzweifelte, und für sie alle ist die schillernde Stadt das Schicksal. Armut, Schuld, religiöse Rivalitäten, Gewalt - ein Gott ist nicht in Sicht, doch ihre Geschichten fügen sich zu einem packenden, aufwühlenden Erzählwerk, das den Pulsschlag Bombays fühlbar macht.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensent Martin Lüdke ist ausgesprochen begeistert vom "kühn konstruierten" Romandebüt dieses jungen Autors. Inhaltlich sieht er darin Motive von Salman Rushdies, vor dreißig Jahren erschienenem Roman "Mitternachtskinder" weiterentwickelt. Stilistisch fühlt er sich entfernt an Botho Strauss erinnert. Oberflächlich gesehen reihe der 1977 in Bombay geborene Autor scheinbar zusammenhangslose Episoden und Lebensläufe unterschiedlichster Menschen aneinander. Oft bestehen sie Lüdke zufolge nur in wenigen Zeilen, meist aber in wenige Seiten umfassenden Kapiteln. Doch trotz seines fragmentarischen Stils erzeuge Altaf Tyrewala einen "gewaltigen Sog", in den nicht nur die Figuren, sondern auch der Leser hinein gerissen werde, wie uns der staunende Rezensent mitteilt. Besonders beeindruckt ihn der erstaunlich geringe Aufwand an erzählerischen Mitteln, die Fähigkeit dieses Autors, noch "im unscheinbarsten Fragment das Ganze" aufscheinen zu lassen. Doch auch Tyrewalas Lesart der "Dialektik der Aufklärung" in der immer noch von der Religion beherrschten indischen Gesellschaft überzeugt ihn sehr.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Tyrewala führt uns nämlich menschliche Schicksale vor. Er erzeugt, erzählend, mit erstaunlich geringem Aufwand, einen gewaltigen Sog.« Martin Lüdke DIE ZEIT