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Dieser Band versammelt eine Auswahl von Christian Semlers Texte über Politik, linke Geschichte, deutsche Szenen, Ostmitteleuropa, Stalin und Shakespeare.

Produktbeschreibung
Dieser Band versammelt eine Auswahl von Christian Semlers Texte über Politik, linke Geschichte, deutsche Szenen, Ostmitteleuropa, Stalin und Shakespeare.
Autorenporträt
Mathias Bröckers war Redakteur der taz, Kolumnist der ZEIT und der WOCHE und veröffentlichte zahlreiche Bücher.

Christian Semler (geb. 1938) Jurist, Historiker, führender Kopf der 68er, Maoist, Solidarnosc-Unterstützer, Generalist und langjähriger Autor und Redakteur der taz starb im Februar 2013.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.04.2013

Mut, zu denken
Christian Semlers große Texte
„Morgen trete ich aus der Linken aus“, schrieb Christian Semler vor neun Jahren. Und fuhr fort: „Um dann übermorgen erneut mit Verwünschungen und Forderungen an den Leichnam heranzutreten.“
  Er konnte es partout nicht lassen. Und er wusste – besser: er vergewisserte sich dabei ständig –, was ihn an das immer wieder als „Pleiteunternehmen“ erfahrene linke Projekt fesselte. Da war und ist „das ,Unabgegoltene‘ einer humanen Idee“ auf der einen Seite und auf der anderen Seite „die Tatsache, dass Instrumente, Pharmaka und Therapieplan zwar abhandenkamen, der Patient Kapitalismus aber weiterhin munter auf dem Krankenbett liegt“. Doch mehr als all das, so Semler über die Linken, „bindet uns unsere uneingestandene Geschichte zusammen: gemeinsam Niederlagen, Frustrationen, ,trotz alledem‘ durchgehaltene Hoffnungen“.
  Diese Sätze stehen am Schluss von Semlers 1994 publiziertem Essay über „Verrat und Identität der Linken“. Wiederzulesen ist er nun, zusammen mit zahlreichen anderen, vor allem für die taz verfassten Arbeiten des im vergangenen Februar verstorbenen Publizisten in einem Buch, das Christian Semler nicht nur als hervorragenden Journalisten zeigt, sondern als einen so leidenschaftlich wie präzise argumentierenden nonkonformistischen Denker, von dem weiß Gott nicht nur eingeschworene Linke eine Menge lernen können.
  Apropos Gott: Zu den vielen Überraschungen von Semlers – wegen ihrer herzerfrischenden Unberechenbarkeit sehr unterhaltsamen – Texten gehört auch ihr zwar leiser, aber doch unüberhörbarer theologischer Grundton. Die heutigen Linken, konstatiert er, „zürnen Gott, weil er sich verborgen hält“. Und nicht dass sie Gott zürnen, stört Semler, sondern wie sie das tun: „auf matte Weise“. Da hält er sich lieber gleich an die Theologen selbst und zitiert in einem ironisch als „gütige Bilanz“ bezeichneten Text über das „verquere Verhältnis“ der Linken zu Gott Dietrich Bonhoeffer: „Der Gott, der mit uns ist, ist der Gott, der uns verlässt.“
  Christian Semler, Sohn der Kabarettistin Ursula Herking und des Wirtschaftsanwalts und CSU-Mitgründers Johannes Semler, hat es sich nie leicht gemacht mit der deutschen Linken – nicht als er mit Rudi Dutschke auf die Straße ging, nicht als er danach für die maoistische KPD agitierte, und erst recht nicht, als er sich schon für die Oppositionellen in Osteuropa einsetzte, als vom Zusammenbruch des „real existierenden Sozialismus“ hierzulande noch keine Rede war.
  Man kann seine Haltung verändern, aber man kann sie nicht einfach aufgeben, schrieb Semler immer wieder. Und: Man hat die Pflicht, sich und anderen Rechenschaft für seine Haltung abzulegen. Genau das hat er in seinen politischen Analysen, in biografischen Notizen und nebenbei in brillanten philosophisch-ästhetischen Exkursen konsequent getan.
RAINER STEPHAN
Christian Semler: Kein Kommunismus ist auch keine Lösung. Texte und Essays. taz Verlag, Berlin 2013. 194 Seiten, 12 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.04.2013

Sachbuch Als Christian Semler, der früherer Maoist und spätere Chefdenker der "taz", vor einigen Wochen starb, da wollte ich eigentlich einen Nachruf schreiben, in dem es vor allem um das Rauchen gehen sollte. Um das langsame Verfertigen von Gedanken beim Rauchen - eine Kunst, die meines Erachtens niemand so vollendet beherrschte wie er. Aber dann hörte ich, dass ihn das Rauchen schließlich umgebracht hatte, und dann schien so ein Nachruf über die Klugheit des Rauchens irgendwie unangemessen. Jetzt ist im "taz"-Verlag unter dem Titel "Kein Kommunismus ist auch keine Lösung" ein Buch mit Semlers besten Texten erschienen. Und darin findet sich, neben vielen anderen klugen Essays, ein Artikel mit der Überschrift "Die Schönheit des Rauchens". Man müsse, schreibt Semler da, "im linksalternativen Milieu über besondere, die Aufmerksamkeit fesselnde Rauchfähigkeiten verfügen, wie der Schreiber dieses Kommentars, der seine oft verschlungenen Argumentationen mit der Zigarette im Mundwinkel der Redaktion dieser Zeitung zu Gehör brachte". Wer die Wirkung des Semler-Bandes in seiner ganzen Kraft erfahren will, sollte ihn unbedingt rauchend lesen.

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