Lydia Dahers Texte sind poetische Suchmeldungen. Entschieden unsicher, aber klaren Blickes, neuland-gierig, spielfreudig, wortgewaltig und sorgsam forschen sie 'nach einem Ton der außen klingt wie innen.' Sie verdichtet ihr Leben und Erleben zu wort- und bildmächtigen Texten, die von ihr vorgetragen auch auf der Bühne ihre berührende Wirkung nicht verlieren. Wer sie also nur liest, der verpasst etwas, zum Glück liegt deswegen dem Buch auch eine CD mit von Lydia Daher selbst vorgetragenen Texten bei (Musik von Sebastian Giussani).
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.04.2008Schnappschüsse
Musik oder Literatur - geht auch beides? Lydia Daher nahm vor nicht allzu langer Zeit daheim in ihrer Augsburger Wohnung ein bezauberndes Pop-Album mit poetischen Texten auf, wie das derart lässig bislang nur Bernadette La Hengst gelang. Nun hat die 1980 in Berlin geborene Autorin, die sich in der Poetry-Slam-Szene erste Meriten verdiente, zum Buch gefunden; und wie das beim Verlag Voland & Quist so üblich ist, erscheint dieser Lyrik-Band gemeinsam mit einer CD. Jene ist zwar längst nicht so eingängig wie das unbeschwert dahingeschrammelte Debüt; "Kein Tamtam für diesen Tag" hält Druckerschwärze und Papier jedoch stand. Sehnsüchtig und melancholisch, mal lakonisch und mal patzig hält Lydia Daher Snapshots eines flüchtigen Alltags in der Tradition Rolf Dieter Brinkmanns fest. Beinahe unscheinbare Sinnentstellungen und Wortspielereien lassen dabei aufhorchen: ein verschämter Kalauer, eine überraschende Assoziation, konkrete Poesie, Gedichte im Brustton der Überzeugung, mit gutem Rhythmusgefühl, manchmal leise und vorsichtig tastend. Da wird beim Frühstück mit Zahnfleischbluten vor nichts "zurückgeschmeckt", und wenn man am Schluss nur sich selbst hat, "ist alles in ordnung (...) / solang ich die kraft hab / mich durchzubeißen / und ein gedicht durch die / zähne zu rotzen". Vielleicht wird ja auch wieder ein Song daraus wie "jenseits des oders" - nicht unbedingt für die Ewigkeit, aber für diesen einen Augenblick, "eigentlich / zu zerbrechlich / um aufgelesen zu werden". (Lydia Daher: "Kein Tamtam für diesen Tag". Gedichte. Verlag Voland & Quist. Dresden 2008. 93 S. + Audio-CD, br., 12,80 [Euro].) axmü
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Musik oder Literatur - geht auch beides? Lydia Daher nahm vor nicht allzu langer Zeit daheim in ihrer Augsburger Wohnung ein bezauberndes Pop-Album mit poetischen Texten auf, wie das derart lässig bislang nur Bernadette La Hengst gelang. Nun hat die 1980 in Berlin geborene Autorin, die sich in der Poetry-Slam-Szene erste Meriten verdiente, zum Buch gefunden; und wie das beim Verlag Voland & Quist so üblich ist, erscheint dieser Lyrik-Band gemeinsam mit einer CD. Jene ist zwar längst nicht so eingängig wie das unbeschwert dahingeschrammelte Debüt; "Kein Tamtam für diesen Tag" hält Druckerschwärze und Papier jedoch stand. Sehnsüchtig und melancholisch, mal lakonisch und mal patzig hält Lydia Daher Snapshots eines flüchtigen Alltags in der Tradition Rolf Dieter Brinkmanns fest. Beinahe unscheinbare Sinnentstellungen und Wortspielereien lassen dabei aufhorchen: ein verschämter Kalauer, eine überraschende Assoziation, konkrete Poesie, Gedichte im Brustton der Überzeugung, mit gutem Rhythmusgefühl, manchmal leise und vorsichtig tastend. Da wird beim Frühstück mit Zahnfleischbluten vor nichts "zurückgeschmeckt", und wenn man am Schluss nur sich selbst hat, "ist alles in ordnung (...) / solang ich die kraft hab / mich durchzubeißen / und ein gedicht durch die / zähne zu rotzen". Vielleicht wird ja auch wieder ein Song daraus wie "jenseits des oders" - nicht unbedingt für die Ewigkeit, aber für diesen einen Augenblick, "eigentlich / zu zerbrechlich / um aufgelesen zu werden". (Lydia Daher: "Kein Tamtam für diesen Tag". Gedichte. Verlag Voland & Quist. Dresden 2008. 93 S. + Audio-CD, br., 12,80 [Euro].) axmü
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