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(K)eine reine Familiensache
Susanna Filbinger wächst mit der politischen Karriere ihres Vaters auf, wird zu seiner engen Vertrauten. Auch seinen jähen Fall erlebt sie aus nächster Nähe: Konfrontiert mit den Vorwürfen über seine Marinerichter-Tätigkeit in der NS-Zeit sieht er sich zum Rücktritt gezwungen. Was für den Politiker das Ende bedeutet, wird für seine Tochter zum Anfang. Susanna Filbinger geht mit Erfolg ihren eigenen Weg - die Vergangenheit abschütteln kann sie nicht. Als ihr Vater stirbt, gibt die Entdeckung seiner Tagebücher den Impuls zur Aufarbeitung des Geschehenen: Susanna…mehr

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Produktbeschreibung
(K)eine reine Familiensache

Susanna Filbinger wächst mit der politischen Karriere ihres Vaters auf, wird zu seiner engen Vertrauten. Auch seinen jähen Fall erlebt sie aus nächster Nähe: Konfrontiert mit den Vorwürfen über seine Marinerichter-Tätigkeit in der NS-Zeit sieht er sich zum Rücktritt gezwungen. Was für den Politiker das Ende bedeutet, wird für seine Tochter zum Anfang. Susanna Filbinger geht mit Erfolg ihren eigenen Weg - die Vergangenheit abschütteln kann sie nicht. Als ihr Vater stirbt, gibt die Entdeckung seiner Tagebücher den Impuls zur Aufarbeitung des Geschehenen: Susanna Filbinger macht sich auf die Suche nach der Wahrheit. Eine bewegende Lebensgeschichte im Spannungsfeld zwischen Schuld und Verantwortung.
Autorenporträt
Susanna Filbinger-Riggert, Jahrgang 1951, erlebte als junges Mädchen den politischen Aufstieg ihres Vaters ebenso mit wie seinen Fall. Sie hat lange Jahre im Ausland gelebt, doch die Vergangenheit des Vaters hat sie nie losgelassen. Die Auseinandersetzung mit dieser Vergangenheit wird zu einer Reise zu den eigenen Wurzeln - und zu sich selbst.

Liane Dirks, geb. 1955 in Hamburg, ist seit 1985 freie Schriftstellerin. Sie erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter das Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln und den Märkischen Literaturpreis. Sie lebt mit ihren zwei Töchtern in Köln.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.09.2013

Als ein „furchtbarer Jurist“ regierte
Susanna Filbinger-Riggert hat ein bizarres Buch über die Beziehung zu ihrem Vater Hans Filbinger geschrieben, dem einstigen NS-Marinerichter und späteren
Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. Ein früherer SZ-Korrespondent erinnert daran, wie es damals im „Ländle“ zugegangen ist
VON WULF REIMER
Das waren noch landesherrliche Zeiten im barocken Oberschwaben, damals im Juni 1975, als Hans Filbinger zu Besuch kam. Gravitätisch grüßte der Landesvater aus einer zweispännigen Kutsche sein Wahlvolk, bevor er sich vor der Ittenhauser Madonna verneigte. Später erklangen Bayrischer Defilier- und Torgauer Paradiermarsch. „Es lebe die Stadt Riedlingen! Es lebe der Landkreis Biberach! Es lebe unser Herr Ministerpräsident!“ rief Landrat Wilfried Steuer unter dem Jubel des Publikums. Und als es schon Nacht war, gab es den Großen Zapfenstreich. Unter den Augen des „Stahlgewitter“-Autors Ernst Jünger schritt Filbinger bei Fackelschein die Front einer Bürgerwache am alten Kloster Schussenried ab.
  Am 15. September wäre Filbinger hundert Jahre alt geworden. Anlass, an drei Erfolge zu erinnern, die mit dem Namen dieses Stuttgarter Ministerpräsidenten (1966 – 1978) zwischen Kurt Georg Kiesinger und Lothar Späth verbunden werden: Unter seiner Regierung wurden die katholischen und evangelischen Konfessionsschulen zugunsten Christlicher Gemeinschaftsschulen abgeschafft; eine Volksabstimmung entschied 1970 die leidige Baden-Frage mit einem klaren Votum für den Fortbestand des 1952 gegründeten Landes Baden-Württemberg; und schließlich gab es eine Gebiets- und Verwaltungsreform, die sich mit einem neuen Zuschnitt vieler Kommunen und Kreise im Wesentlichen bis heute bewährt hat. Bei der Aufzählung dieser Verdienste sollte freilich nicht unterschlagen werden, dass die Sozialdemokraten als Koalitionspartner erheblichen Anteil daran hatten.
  Trotzdem trudelte die Südwest-SPD mit ihrem angesehenen Innenmister Walter Krause in die Daueropposition. Filbinger triumphierte zweimal mit absoluten Mehrheiten – bis er von der eigenen Vergangenheit eingeholt wurde.
  Als der Schriftsteller Rolf Hochhuth das einstige NSDAP-Mitglied wegen dessen Mitwirkung an Todesurteilen im Zweiten Weltkrieg „Hitlers Marinerichter“ und einen „furchtbaren Juristen“ nannte und der so Angegriffene sich dagegen rechtlich zur Wehr zu setzen versuchte, nahm für den Politiker das Verhängnis seinen Lauf: Filbinger unterlag vor Gericht.
  Anstatt Opfer der NS-Justiz oder deren Angehörige um Verzeihung zu bitten, ließ der Christdemokrat jede Einsicht in das verübte Unrecht vermissen und verschanzte sich – von seinen Getreuen im Staatsministerium schlecht beraten – hinter einer kruden Verteidigungsstrategie.
  Wie fatal die war, hat der FAZ-Redakteur Rainer Blasius in seinem Festvortrag zum 60-jährigen Bestehen des Bundesarchivs anhand des zuletzt aufgefundenen Falles geschildert: Dabei ging es um einen jungen Matrosen, dem vorgeworfen worden war, 1943 im zerbombten Kiel eine Drogerie geplündert zu haben; die Beute bestand neben anderem Kleinkram aus zwei Zahnbürsten und fünf Lippenstiften. Der Marinerichter Filbinger vertrat die Anklage. Seine Vorgesetzten hatten die ursprüngliche Todesstrafe bereits in eine Zuchthausstrafe umgewandelt.
  Auf diesen Sachverhalt hatte der Präsident der Koblenzer Behörde, Hans Booms, den Stuttgarter Ministerialdirigenten Kilian am 3. 8. 1978 telefonisch hingewiesen; auch darauf, dass das vom Marinerichter vorgeschlagene Strafmaß von zehn Jahren durch den Gerichtsherrn auf acht Jahre ermäßigt worden war. Das Staatsministerium ließ jedoch wahrheitswidrig verbreiten, Filbinger habe „immer geholfen, wo er konnte“. Eine der so evozierten Schlagzeilen: „Filbinger rettete einem Plünderer das Leben“. Diese Mogelpackung indes besaß geringe Haltbarkeit. Vier Tage später, am 7. August, musste der selbstgerechte Konservative unter dem Druck der Öffentlichkeit aus der Südwest-CDU demissionieren.
  Man könnte die Akte Filbinger mehr als sechs Jahre nach seinem Tod eigentlich schließen – oder ein Buch schreiben. Das hat, mit Blick auf den hundertsten Geburtstag, die älteste Tochter getan, Susanna Filbinger-Riggert. Aus dem Nachlass brachte sie 60 Tagebücher des Vaters in ihren Besitz, das gab den Anstoß. Die Ankündigung machte ebenso hellhörig wie das Ballyhoo um die Veröffentlichung. Der Sohn Matthias Filbinger fand über Ostern bei der Vorablektüre 15 Stellen, „die mich als Bruder auf wüsteste Art diffamierten“. Hinzu kam: Die Existenz der Tagebücher war selbst gegenüber dem Testamentsvollstrecker unerwähnt geblieben. Gemeinsam mit einer seiner vier Schwestern erwirkte der Sohn eine gerichtliche Verfügung gegen eine Wiedergabe wörtlicher Auszüge. Daraufhin ließ der Verlag die schon gedruckte erste Auflage von 5000 Exemplaren einstampfen.
  In der revidierten Fassung dieser „Vater-Tochter-Biografie“ hat sich die Unternehmensberaterin Susanna Filbinger-Riggert so ziemlich alles von der wunden Seele geschrieben, bis „kein weißes Blatt“ (Titel) mehr übrig blieb. Das beginnt bei autoritärer Pädagogik im Elternhaus, wo der Vater sonntagabends beim Abhören im Fach Geografie mit Kopfnüssen nachhalf (wenig erfolgreich, denn die Tochter meint, ihr klösterliches Internat „Wald“ zwischen Sigmaringen und Bodensee sei im Allgäu gelegen; und bei der Beschreibung eines Treffens mit Jenoptik-Chef Lothar Späth verlegt sie versehentlich den Firmensitz von Jena nach Leipzig). Die Autorin erzählt ausführlich, wie bedrückend es für die Familie in den RAF-Jahren war, und wie ihre Liebes- und Ehebeziehungen gescheitert seien. Sie hat ein bizarres Buch verfasst. Doch ein neues Bild des Vaters entsteht so nicht.
  Neues kam dafür aus Oberschwaben: Der eingangs erwähnte Wilfried Steuer feierte seinen 80. Geburtstag mit Zapfenstreich und begrüßte wieder einen Ministerpräsidenten – diesmal einen Grünen, Winfried Kretschmann.
Susanna Filbinger-Riggert: Kein weißes Blatt. Eine Vater-Tochter-Biographie. Campus, 2013. 283 Seiten, 19,99 Euro.
Wulf Reimer war von 1981 bis 2004 politischer Korrespondent der SZ in Baden-Württemberg.
Das Staatsministerium tat
wahrheitswidrig kund, Filbinger
habe geholfen, „wo er konnte“
„Wieder ’ne Schaufel voll. Wo soll die denn noch hin?“, fragt die Reinemachfrau. So hat der Karikaturist Horst Haitzinger seinerzeit kommentiert, wie Hans Filbinger leugnete, was er als Richter zu NS-Zeiten getan hatte.
ZEICHNUNG: HORST HAITZINGER
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"Susanna Filbinger-Riggerts Buch will keine Neubewertung, keine Reinwaschung, keine Verdammung. Sie will einfach ihren Vater finden. Die Tagebücher sind eine Brücke, keine Beweisstücke." (Stuttgarter Nachrichten, 27.04.2013)

"Wann ist man mit seinem Vater fertig?"

"Ein erstaunlich freimütiges, ein berührendes und zudem sehr gut geschriebenes Buch." (Stuttgarter-Zeitung.de, 18.05.2013)

"Die Autorin amalgamiert Eindrücke aus ihrer Kindheit und Jugendzeit im Umfeld des bewunderten Vaters mit den Erkenntnissen, die sie sich als älter werdende Erwachsene zumutete. Wie Tausende anderer Kinder und Enkel in Deutschland wollte sie endlich wissen, was wirklich geschah." (tagesspiegel.de, 20.05.2013)

"Susanna Filbinger ist ein berührendes, differenziertes, kluges Buch gelungen." (NZZ am Sonntag, 30.06.2013)
Kein weißes Blatt
"Susanna Filbinger-Riggerts Buch will keine Neubewertung, keine Reinwaschung, keine Verdammung. Sie will einfach ihren Vater finden. Die Tagebücher sind eine Brücke, keine Beweisstücke." (Stuttgarter Nachrichten, 27.04.2013)

"Wann ist man mit seinem Vater fertig?"
"Ein erstaunlich freimütiges, ein berührendes und zudem sehr gut geschriebenes Buch." (Stuttgarter-Zeitung.de, 18.05.2013)

Die eigene Familie als NS-Archiv
"Die Autorin amalgamiert Eindrücke aus ihrer Kindheit und Jugendzeit im Umfeld des bewunderten Vaters mit den Erkenntnissen, die sie sich als älter werdende Erwachsene zumutete. Wie Tausende anderer Kinder und Enkel in Deutschland wollte sie endlich wissen, was wirklich geschah." (tagesspiegel.de, 20.05.2013)

Unter Vaters Fuchtel
"Susanna Filbinger ist ein berührendes, differenziertes, kluges Buch gelungen." (NZZ am Sonntag, 30.06.2013)