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Mehr als laue Gefühle kann Tim Cornish für Frauen nicht aufbringen, und auch die sind vergessen, als er in den Bannkreis des einige Jahre älteren Ivo Steadman gerät. Endlich wird seine Liebe erwidert, und alles könnte wunderbar sein - wenn nicht Tim ausgerechnet in Alaska einer Frau begegnen würde, die sein Innenleben abermals völlig umkrempelt und ihn bis ins Verbrechen treibt.

Produktbeschreibung
Mehr als laue Gefühle kann Tim Cornish für Frauen nicht aufbringen, und auch die sind vergessen, als er in den Bannkreis des einige Jahre älteren Ivo Steadman gerät. Endlich wird seine Liebe erwidert, und alles könnte wunderbar sein - wenn nicht Tim ausgerechnet in Alaska einer Frau begegnen würde, die sein Innenleben abermals völlig umkrempelt und ihn bis ins Verbrechen treibt.
Autorenporträt
Barbara Vine (alias Ruth Rendell), geboren 1930, lebt in London. Ihre Bücher erhielten zahlreiche literarische Auszeichnungen. Mit 'König Salomons Teppich' wurde zum vierten Mal - eine Rekordzahl - ein Werk von ihr mit dem Gold Dagger Award der Crime Writers' Association ausgezeichnet, 1996 erhielt sie von der Queen den Ehrentitel Commander of the British Empire und 1997 schließlich den Grand Master Award der Mystery Writers of America für das Gesamtwerk und wurde auf Vorschlag von Tony Blair geadelt und ins britische Oberhaus berufen.
Die britische Bestseller-Autorin starb 85-Jährig am 2. Mai 2015.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.1995

Schnuppern an der Fährte
Barbara Vines erotisches Vexierspiel / Von Ruth Klüger

Barbara Vine ist ein Pseudonym für die beliebte britische Krimiautorin Ruth Rendell. Die Rendell-Romane sind whodunits (wer hat's getan?), das heißt, ein Verbrechen ist begangen worden, die Untersuchung nimmt ihren Lauf, Inspektor Wexford klärt's auf. Man kennt die Wege, wenn auch nicht die Umwege, und Rendells Milieubeschreibungen lohnen sich allemal. Die Vine-Romane andererseits sind nicht nach der Schablone gebaut und im ganzen anspruchsvoller als die Rendell-Romane. Um Kriminalität geht es unter beiden Autorennamen, doch bei Vine liegt der Schwerpunkt weniger auf der Ermittlung des Täters als auf den psychologischen Voraussetzungen und der geistigen Dynamik des Verbrechens.

Im vorliegenden Roman gesteht Tim, der fünfundzwanzigjährige Erzähler, schon zu Anfang seines autobiographischen Berichts, seinen Geliebten, den etwas älteren Ivo, getötet zu haben. Da Tim aber ein anständiger, vernünftiger Kerl zu sein scheint, der an Gewissensbissen leidet, ist es zunächst rätselhaft, wie und warum dieser Mord zustande kam. Bald wird deutlich, daß Lust und Liebe an der Tat beteiligt waren. Tim berichtet von seinen frühen, recht oberflächlichen Beziehungen zu ein paar jungen Frauen, dann von einer großen Leidenschaft zu Ivo, danach von einer größeren Leidenschaft zu einer Unbekannten, die ihm doch irgendwie bekannt vorkam - und dann?

Das erotische Innenleben des anderen Geschlechts literarisch wiederzugeben ist immer eine heikle Sache. Hier macht es sich die Autorin besonders schwer, indem sie die Bisexualität eines Mannes darstellt. Letzten Endes ist aber auch bei den raffinierten Psychothrillern die Handlung wichtiger als die Psychologie. Man nimmt Unwahrscheinlichkeiten oder Halbwahrscheinlichkeiten in Kauf, solange der Faden nicht abreißt und die Fährte, an der wir entlangschnuppern, uns unerwartete Resultate bringt. Man kommt eben gerne ins Staunen. Die Übersetzung ist flüssig und liest sich gut. Sie gibt nicht nur die Substanz, sondern auch Niveau und Stimmung ("So ganz taufrisch bist du ja nicht mehr" für "You're a bit long in the tooth") des Dialogs wieder.

Vines Landschaftsschilderungen sind beachtlich. Tim schreibt in einer verregneten englischen Küstenkleinstadt, in einem ungemütlichen Haus, das er von seinen Eltern geerbt hat. Seine Erinnerungen führen ihn jedoch in ganz andere Gegenden, nach Alaska und Seattle und auf eine Kreuzfahrt zu fremden Inseln. Zwischendurch erhält er anonyme Briefe, die äußerst anschaulich von Schiffbrüchigen und Ausgesetzten handeln und Drohbriefe sein könnten.

Ein unerwarteter Perspektivenwechsel auf den letzten hundert Seiten verschiebt alle Gegebenheiten noch einmal. Tims Charakter, und daher auch seine Sünden, sind anders, als wir dachten. Eigentümliche Verwirrungen haben stattgefunden und werden aufgelöst. Einsichten und ein innerer Reifeprozeß eröffnen die Aussicht auf eine bessere Zukunft. Insofern wir auf ein Vexierspiel hereingefallen sind, steht plötzlich auch unser Wahrnehmungsvermögen, nicht nur das einer Romanfigur, ungesichert im Raum. Die letzten Kapitel halten uns einen Spiegel vor, aus dem den Lesern ihre eigene Selbstbezogenheit und mangelnde Menschenkenntnis entgegenschauen. Und wir verstehen endlich, warum "Der Rosenkavalier" Tim und Ivos Lieblingsoper war und warum Barbara Vine ihren Titel aus einer Arie des großen komischen Egoisten der Erotik, des Barons Ochs von Lerchenau, bezieht.

Barbara Vine: "Keine Nacht dir zu lang". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Renate Orth-Guttmann. Diogenes Verlag, Zürich 1995. 456 Seiten, geb., 44,- DM.

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