Wie im richtigen Leben - Hornby über eine Paartherapie.
Tom und Louise machen eine Paartherapie, denn nach vielen Ehejahren ist die Beziehung mehr oder weniger in eine Sackgasse geraten. Was die beiden umtreibt und wo der Hase im Pfeffer liegt, erfährt der Leser nach und nach von ihnen direkt - beim Warten auf die nächste Therapiesitzung im Pub gegenüber. Tom und Louise treffen sich. Regelmäßig. Doch es ist keine Verabredung im herkömmlichen Sinne, der Pub dient ihnen nur als Treffpunkt vor ihren Sitzungen bei einer Paartherapeutin. Die beiden sind seit vielen Jahren verheiratet, nach einem nicht so erfreulichen Ereignis könnte man sagen, seit zu vielen Jahren. Im Pub besprechen sie, was alles unter den Teppich gekehrt wurde und durch die Therapie hervorgekramt wird. Und das sind Sachen, die alle Verheirateten so oder so ähnlich kennen, aber bestimmt nie so lustig präsentiert bekamen. Mit seinem unvergleichlichen Humor und dem Blick für sympathische Antihelden zeigt uns Nick Hornby ein ganz normales Ehepaar und die komischen Seiten einer Ehekrise.
»Das Buch besteht fast ausschließlich aus schlagfertigen Antworten voller Witz.« Kirkus Reviews
Tom und Louise machen eine Paartherapie, denn nach vielen Ehejahren ist die Beziehung mehr oder weniger in eine Sackgasse geraten. Was die beiden umtreibt und wo der Hase im Pfeffer liegt, erfährt der Leser nach und nach von ihnen direkt - beim Warten auf die nächste Therapiesitzung im Pub gegenüber. Tom und Louise treffen sich. Regelmäßig. Doch es ist keine Verabredung im herkömmlichen Sinne, der Pub dient ihnen nur als Treffpunkt vor ihren Sitzungen bei einer Paartherapeutin. Die beiden sind seit vielen Jahren verheiratet, nach einem nicht so erfreulichen Ereignis könnte man sagen, seit zu vielen Jahren. Im Pub besprechen sie, was alles unter den Teppich gekehrt wurde und durch die Therapie hervorgekramt wird. Und das sind Sachen, die alle Verheirateten so oder so ähnlich kennen, aber bestimmt nie so lustig präsentiert bekamen. Mit seinem unvergleichlichen Humor und dem Blick für sympathische Antihelden zeigt uns Nick Hornby ein ganz normales Ehepaar und die komischen Seiten einer Ehekrise.
»Das Buch besteht fast ausschließlich aus schlagfertigen Antworten voller Witz.« Kirkus Reviews
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.03.2020Gedrucktes TV
Szenen einer Paartherapie
von Nick Hornby
Nach 15 Jahren weisen viele Ehen Gebrauchsspuren auf, und wenn dann einer der beiden (in diesem Fall die Frau) sich eine kleine Affäre leistet, dann kommt akut manches zum Vorschein, was schon länger schwelt. Dann ist es an der Zeit, eine Paartherapie zu beginnen. Und so machen sich auch Louise und Tom allwöchentlich zu ihrer Sitzung auf. Doch bevor sie sich in professionelle Hände begeben, treffen sie sich in einer Kneipe gegenüber der Praxis. Tom bestellt sich ein Pint Marke London Pride, Louise einen trockenen Weißwein, und dann geht es sozusagen ans therapeutische Vorglühen, informell, aber doch unter kontrollierten Bedingungen, denn in einem Pub muss man sich benehmen.
„State of the Union“ hat Nick Hornby diese Sequenz von zehn Sitzungen genannt, was nicht nur den Zustand ihrer Beziehung, sondern auch den des Vereinigten Königreichs benennt. Kaum überraschend bemühen sie den Brexit als wiederkehrende Metapher: ein Abschied, der sich so lang hinzieht, dass man ganz vergessen hat, dass man eigentlich gehen wollte. Dies kann der deutsche Titel natürlich so nicht leisten.
Hornby hat diese Szenen fürs Fernsehen geschrieben, zehnmal zehn Minuten, und man merkt es dem Buch an. Es bietet reinen Text am Stück. Nur schwer merkt man sich bei dieser raschen Wechselrede, wer jetzt gerade das Wort führt; man muss die Zeilen abzählen. Im Einzelnen ist das oft witzig, die Akteure sind schließlich Briten der Londoner Mittelschicht, sie Gerontologin, er arbeitsloser Musikjournalist, zwei Kids, beide Anfang bis Mitte vierzig, intelligent, melancholisch und mit einem Humor, für dessen englische Bezeichnung „wry“ es kein rechtes deutsches Äquivalent gibt. Aber insgesamt hat es etwas Quälendes, wie diese auseinanderstrebenden Schicksalsgenossen keinen Ausweg aus ihrer misstrauischen Deckung finden. Es klingt so:
„ Ich mache mir Sorgen um dich. Ich … na ja, ich liebe dich.“
„‚Na ja?‘ Was soll das ‚na ja‘ davor? Was hat das für eine Funktion?“
„Ich habe bloß … gezögert.“
„Wieso?“
„Man darf doch mal zögern. Zögern ist ganz normal.“
„Man zögert, wenn man nicht weiß, was man im Restaurant bestellen soll. Nicht wenn man einem Menschen sagt, dass man ihn liebt.“
„Liebe ist ja wohl was Wichtigeres als Pizza bestellen, oder?“, sagte Louise.
„Wenn man sechzehn ist, ja. Aber nicht, wenn man verheiratet ist.“
So könnte es ewig weitergehen; und tut es auch. Dass sie am Ende wieder zusammenfinden und sich auf die Formel einigen, es handle sich um Liebe, bloß ohne das Gefühl dabei, empfindet der Leser nicht als Happy End, sondern eher als rührselige Apotheose des Durchwurstelns. Wenn die Pointen sitzen, dann geschieht das, wie bei Komödien ja meistens, auf Kosten der emotionalen Dimension, die gerade hier doch auch zu ihrem Recht kommen sollte. Lehrreich ist Hornbys Text trotzdem, weil er den Unterschied zwischen einem Buch und einem Drehbuch fühlbar macht.
BURKHARD MÜLLER
Nick Hornby: Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst. Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2020, 158 Seiten, 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Szenen einer Paartherapie
von Nick Hornby
Nach 15 Jahren weisen viele Ehen Gebrauchsspuren auf, und wenn dann einer der beiden (in diesem Fall die Frau) sich eine kleine Affäre leistet, dann kommt akut manches zum Vorschein, was schon länger schwelt. Dann ist es an der Zeit, eine Paartherapie zu beginnen. Und so machen sich auch Louise und Tom allwöchentlich zu ihrer Sitzung auf. Doch bevor sie sich in professionelle Hände begeben, treffen sie sich in einer Kneipe gegenüber der Praxis. Tom bestellt sich ein Pint Marke London Pride, Louise einen trockenen Weißwein, und dann geht es sozusagen ans therapeutische Vorglühen, informell, aber doch unter kontrollierten Bedingungen, denn in einem Pub muss man sich benehmen.
„State of the Union“ hat Nick Hornby diese Sequenz von zehn Sitzungen genannt, was nicht nur den Zustand ihrer Beziehung, sondern auch den des Vereinigten Königreichs benennt. Kaum überraschend bemühen sie den Brexit als wiederkehrende Metapher: ein Abschied, der sich so lang hinzieht, dass man ganz vergessen hat, dass man eigentlich gehen wollte. Dies kann der deutsche Titel natürlich so nicht leisten.
Hornby hat diese Szenen fürs Fernsehen geschrieben, zehnmal zehn Minuten, und man merkt es dem Buch an. Es bietet reinen Text am Stück. Nur schwer merkt man sich bei dieser raschen Wechselrede, wer jetzt gerade das Wort führt; man muss die Zeilen abzählen. Im Einzelnen ist das oft witzig, die Akteure sind schließlich Briten der Londoner Mittelschicht, sie Gerontologin, er arbeitsloser Musikjournalist, zwei Kids, beide Anfang bis Mitte vierzig, intelligent, melancholisch und mit einem Humor, für dessen englische Bezeichnung „wry“ es kein rechtes deutsches Äquivalent gibt. Aber insgesamt hat es etwas Quälendes, wie diese auseinanderstrebenden Schicksalsgenossen keinen Ausweg aus ihrer misstrauischen Deckung finden. Es klingt so:
„ Ich mache mir Sorgen um dich. Ich … na ja, ich liebe dich.“
„‚Na ja?‘ Was soll das ‚na ja‘ davor? Was hat das für eine Funktion?“
„Ich habe bloß … gezögert.“
„Wieso?“
„Man darf doch mal zögern. Zögern ist ganz normal.“
„Man zögert, wenn man nicht weiß, was man im Restaurant bestellen soll. Nicht wenn man einem Menschen sagt, dass man ihn liebt.“
„Liebe ist ja wohl was Wichtigeres als Pizza bestellen, oder?“, sagte Louise.
„Wenn man sechzehn ist, ja. Aber nicht, wenn man verheiratet ist.“
So könnte es ewig weitergehen; und tut es auch. Dass sie am Ende wieder zusammenfinden und sich auf die Formel einigen, es handle sich um Liebe, bloß ohne das Gefühl dabei, empfindet der Leser nicht als Happy End, sondern eher als rührselige Apotheose des Durchwurstelns. Wenn die Pointen sitzen, dann geschieht das, wie bei Komödien ja meistens, auf Kosten der emotionalen Dimension, die gerade hier doch auch zu ihrem Recht kommen sollte. Lehrreich ist Hornbys Text trotzdem, weil er den Unterschied zwischen einem Buch und einem Drehbuch fühlbar macht.
BURKHARD MÜLLER
Nick Hornby: Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst. Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2020, 158 Seiten, 18 Euro.
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»Der britische Erfolgsautor stellt wieder einmal seine besondere Beobachtungsgabe unter Beweis.« Goslarsche Zeitung 20200909