»Seit Februar fahren keine Straßenbahnen mehr«. Immer wieder gibt es Momente der Stille in der vom Krieg heimgesuchten Großstadt. Menschen treffen sich an Orten, die noch halbwegs intakt sind: auf dem Fußballplatz, in der Kirche, in einem lichtdurchfluteten Hochhausbüro. Zhadan-Leser treffen Figuren, die sie aus Mesopotamien oder Internat kennen: Leute, bei denen man nie genau wusste, was sie eigentlich tun, ob sie Musiker, arbeitslose Lehrer, Werbeleute, Automechaniker oder unabhängige Experten sind.
Jetzt sind sie mit völlig anderen Dingen befasst: nach der Bombardierung eines Wohngebiets eine alte Frau evakuieren; einen Job für jemanden finden, der als Invalide von der Front zurückgekommen ist; an der Trauerfeier für einen getöteten Kollegen teilnehmen, der eine Einheit an der Front kommandiert hat.
Jede dieser Geschichten prägt sich tief ein. Zhadan findet einen Ausdruck für die Schutzlosigkeit und die radikale Veränderung des Lebens in einer Gesellschaft, die sich daran gewöhnt hat, dass überall der »große Tod« mit herumsteht, wo man sich auch trifft.
Jetzt sind sie mit völlig anderen Dingen befasst: nach der Bombardierung eines Wohngebiets eine alte Frau evakuieren; einen Job für jemanden finden, der als Invalide von der Front zurückgekommen ist; an der Trauerfeier für einen getöteten Kollegen teilnehmen, der eine Einheit an der Front kommandiert hat.
Jede dieser Geschichten prägt sich tief ein. Zhadan findet einen Ausdruck für die Schutzlosigkeit und die radikale Veränderung des Lebens in einer Gesellschaft, die sich daran gewöhnt hat, dass überall der »große Tod« mit herumsteht, wo man sich auch trifft.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Eine herausragende Veröffentlichung ist dieser Band mit Erzählungen Serhij Zhadans laut Rezensentin Stephanie von Oppen. Zhadan widmet sich darin Menschen, deren Leben vom Krieg Russlands gegen die Ukraine gekennzeichnet sind, die meisten Geschichten spielen in Charkiw. Anrührend sind sie allesamt, stellt Oppen klar, sie erzählen von dem Versuch, in schwierigster Lage, körperlichen Verletzungen und Traumatisierungen zum Trotz, den Alltag würdevoll zu gestalten. Blumen im Krankenhaus, ein Paar im Hotel, dass einfach nur schlafen will, ein Mann, der mit seinen verbliebenen Fingern Klavier spielt: Momentaufnahmen, in denen das Grauen des Kriegs nicht direkt gezeigt wird, aber immer anwesen ist: "das frisch gewaschene T-Shirt riecht immer noch nach Waffen", so Oppen. Das ist alles ziemlich eindrucksvoll und gerade für Menschen, die nicht in der Ukraine leben, eine wichtige Lektüre, schließt die Rezensentin, die außerdem die Arbeit der Übersetzer - Sabine Stöhr und Juri Durkot - lobt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Zhadans Geschichten lassen Bilder im Kopf entstehen ... [Man meint zu verstehen,] was es bedeutet, im Kriegszustand zu sein« Jens Uthoff taz. die tageszeitung 20250327