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Ein gewisser W. ist passionierter Liebesbriefschreiber. Seine Angebetete lebt jenseits des Atlantik. Die Entfernung macht wagemutig und erfinderisch; das wissen beide und schreiben, was sie nie zu sagen trauten. Wollüstiges Liebesgeflüster, erotische Phantasien und romantische Träumereien, die jenen Zauber verströmen, den nur die Ferne hütet. Die "Kelly-Briefe" sind Wolf Wondratscheks Kultbuch, nicht nur für Verliebte - die Presse nahm sie enthusiastisch auf.

Produktbeschreibung
Ein gewisser W. ist passionierter Liebesbriefschreiber. Seine Angebetete lebt jenseits des Atlantik. Die Entfernung macht wagemutig und erfinderisch; das wissen beide und schreiben, was sie nie zu sagen trauten. Wollüstiges Liebesgeflüster, erotische Phantasien und romantische Träumereien, die jenen Zauber verströmen, den nur die Ferne hütet. Die "Kelly-Briefe" sind Wolf Wondratscheks Kultbuch, nicht nur für Verliebte - die Presse nahm sie enthusiastisch auf.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.06.1998

Wolli und Kelly in Kairo
Amüsant: Wolf Wondratschek auf dem Weg zu seinem Alterswerk

Keiner hat so eloquent von der Liebesfront und von Glanz und Elend des männlichen Gefühlslebens berichtet wie Wolf Wondratschek. Auf dem Umschlag seines neuen Buches blickt er den Leser durch große Brillengläser zwar etwas müde an (seit "Rossini" weiß man ja, wie anstrengend das semimondäne Leben ist), drinnen aber ist sein depressiver Macho in Form wie eh und je. Vor seiner sonderbaren Geliebten Kelly ist er nach New York geflüchtet, dort aber hat ihn das beschleunigte Leben in die Klapsmühle gebracht. Schreiben entsteht aus Abwesenheit, und deshalb hält sich W. seine Freundin mit immer längeren Briefen vom Leibe. So ist die Abwesenheit von vornherein so literarisch wie die Anstalt, die sich weniger in New York als irgendwo zwischen de Sades Hospiz zu Charenton und Dürrenmatts "Physikern" befindet. Eine Herausgeberfiktion gibt dem Briefroman zudem ein leichtes Flair von Salonpoesie.

In seinen Briefen versucht der Held, sich neu zu erfinden, sich den "Wonnen der Gleichgültigkeit" hinzugeben, gar ein "einfacher Mensch" zu werden. Das glaubt ihm natürlich kein Wondratschek-Leser. In Wahrheit dient die ganze Situierung nur dazu, den Schreibanlaß zu setzen, sich und das Gegenüber zu verspiegeln, bis idealiter beide erschriebenen Identitäten "einen einzigen kleinen Punkt bilden, am Ende einer schönen wahren Geschichte". Kellys Briefe werden als Faksimiles abgedruckt (die Originale befinden sich "im Besitz von Frau Gisela Wenkums"). Über ihren Inhalt und ihre Schöpferin kann aber hier nichts verraten werden, denn es gehört zur manierierten Konstruktion dieses Briefromans, daß der Leser die Schriftstücke selbst entziffert (viel Spaß dabei!).

Die Geschichten jedenfalls erzählt W., und selbstverständlich bleibt die Deutungsmacht auch dann bei ihm, wenn er seinen Psychiater Dr. Bagatelle über sich zu Wort kommen läßt. Und die Frau? Sie hat alles, was das Männerherz begehrt, aber nicht vertragen kann: "hingebungsvoll, dabei völlig selbständig, unergründlich, ebenso scharf wie direkt, so klug wie unvernünftig, unabhängig und anteilnehmend gleichermaßen". Eine solche Frau gibt es nur als geschriebene, aber als solche wird sie von W. überschritten zur Vorstellung eines Lebens, "das noch nicht durch Gewöhnung kaputtgegangen ist oder durch Ehrgeiz hemmungslos abgetötet".

Das macht bei aller eitlen Bespiegelung der männlichen Seele den Charme des Buches aus: Hinter lauter monomanischen Selbstanalysen und Geschichten des Mißlingens geht langsam die Sehnsucht nach richtigem Leben auf. Sanft umspielt von einem Hauch Orientalismus, wird am Ende anschaulich, daß Schreiben immer auch die Sehnsucht nach Aufhebung von Trennungen ist. So ist der zwischenzeitlich widerstrebende Leser am Ende gefangen und wünscht, daß sich W. und Kelly in Kairo wiederfinden. Die "Kelly-Briefe" sind Wondratscheks amüsantestes Buch und vielleicht schon ein Vorgeschmack auf ein geläutertes Alterswerk. FRIEDMAR APEL

Wolf Wondratschek/Lilo Rinkens: "Kelly-Briefe". Mit einer Notiz von Christian d'Orville. Matthes und Seitz Verlag, München 1998. 108 S., geb., 29,80 DM.

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