Dies ist eine umfassende wissenschaftliche Monografie über Kelsterbacher Porzellan seit nahezu 80 Jahren, anhand des umfassendsten Bestandes zu Kelsterbacher Porzellan. Eine neue Standardpublikation über die hohe Kunst des Porzellans im 18. Jahrhundert.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.06.2004Der Landgraf in der Tabakdose
DARMSTADT. Das Prinz-Georg-Palais nimmt unter den Darmstädter Museen eine besondere Stellung ein. Die Bezeichnung als Porzellanschlößchen weist auf seine Bestimmung: Der letzte Großherzog von Hessen und bei Rhein, Ernst-Ludwig, hat die frühere Sommerresidenz 1908 als Museum der Porzellane des regierenden Hauses eröffnet. Hier lagern heute rund 4000 Porzellane und Fayencen aller gängigen europäischen Manufakturen. Eine besondere Seltenheit und somit das "Herzstück" der Sammlung sind rund 150 Porzellane aus der Kelsterbacher Manufaktur, die 1761 als die des Hauses Hessen-Darmstadt von Landgraf Ludwig VIII. gegründet worden war.
Jetzt hat die Leiterin des Schloßmuseums, Bettina John-Willeke, eine von Alexa-Beatrice Christ verfaßte Monographie über diesen Teil des Museumsbestands herausgegeben, in dem fast sämtliche Stücke der Sammlung enthalten und beschrieben sind. Es handelt sich dabei um Figuren, zum Teil bemalt, zum Teil unbemalt, um Tabakdosen mit landschaftlichen Abbildungen, Jagd- und Hofszenen, um Pfeifenköpfe, Geschirr, Leuchter und Vasen. Das Porzellanschlößchen beherbergt mit seinen Exponaten die größte Sammlung aus dieser Manufaktur. Qualitativ, so die Darstellung, seien sie den Erzeugnissen der berühmten Manufaktur in Meißen durchaus ebenbürtig.
Daß nur so wenige Exemplare aus Kelsterbacher Produktion erhalten sind, hat vor allem mit der nur kurzen, gerade einmal 13 Jahre währenden Existenz der Manufaktur zu tun. Schon 1768, mit dem Tode Ludwigs VIII., wurde sie wieder geschlossen. Zwei weitere, jeweils nur einige Jahre anhaltende Versuche, sie dauerhafter zu etablieren, endeten schließlich 1802.
Die Autorin gibt einen detaillierten Überblick über die Geschichte der Manufaktur und auch über die Künstler, die hier arbeiteten. Dabei ist vor allem für die erste Periode der Modelleur Carl Vogelmann zu nennen. Seine Figuren wie etwa Putti als Jahreszeiten oder Sinnbilder der Elemente haben nahezu grimassenhafte Mimik und kräftige Bemalung. Zahlreiche Figuren werden auch dem Bossierern Jakob und Johann Cornelius Carlstadt zugeschrieben; da die Figuren aber keine Marken aufweisen, ist diese Zuschreibung unsicher.
Den Hauptteil der Monographie nehmen die überaus attraktiven Abbildungen ein. Neben den Figuren, die zum Teil auch recht skurrile Züge haben, sind vor allem die Tabakdosen wegen der Bemalungen interessant. Auf manchen erkennt man nämlich heimische Motive, wie zum Beispiel das Jagdschlößchen Dianaburg. Eine Deckelinnenseite enthält ein Porträt des Landgrafen und Manufakturstifters selbst. Ergänzt wird dieser Teil durch ausführliche Einzelbeschreibungen der Objekte sowie Angaben über deren Herkunft und Erhaltungszustand. Manches hat unter der Auslagerung der Porzellane während des Krieges und dem überhasteten Rücktransport gelitten.
Wie John-Willeke im Vorwort schreibt, gibt die Sammlung im Porzellanschlößchen insgesamt ein lebendiges Spiegelbild der weitverzweigten Beziehungen des Fürstenhauses; zudem werden hier Kostbarkeiten gezeigt, die am Hof Hessen-Darmstadt gesammelt und auch benutzt worden sind. Die Monographie wurde von etlichen Sponsoren unterstützt, vor allem von der Ceramica-Stiftung in Basel.
PETER ZITZMANN
Alexa-Beatrice Christ: Kelsterbacher Porzellan. Der Bestand der Großherzoglichen Hessischen Porzellansammlung Darmstadt, herausgegeben von Bettina John-Willeke, 136 Seiten, Arnoldsche Verlagsanstalt Stuttgart, 20 Euro an der Museumskasse.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
DARMSTADT. Das Prinz-Georg-Palais nimmt unter den Darmstädter Museen eine besondere Stellung ein. Die Bezeichnung als Porzellanschlößchen weist auf seine Bestimmung: Der letzte Großherzog von Hessen und bei Rhein, Ernst-Ludwig, hat die frühere Sommerresidenz 1908 als Museum der Porzellane des regierenden Hauses eröffnet. Hier lagern heute rund 4000 Porzellane und Fayencen aller gängigen europäischen Manufakturen. Eine besondere Seltenheit und somit das "Herzstück" der Sammlung sind rund 150 Porzellane aus der Kelsterbacher Manufaktur, die 1761 als die des Hauses Hessen-Darmstadt von Landgraf Ludwig VIII. gegründet worden war.
Jetzt hat die Leiterin des Schloßmuseums, Bettina John-Willeke, eine von Alexa-Beatrice Christ verfaßte Monographie über diesen Teil des Museumsbestands herausgegeben, in dem fast sämtliche Stücke der Sammlung enthalten und beschrieben sind. Es handelt sich dabei um Figuren, zum Teil bemalt, zum Teil unbemalt, um Tabakdosen mit landschaftlichen Abbildungen, Jagd- und Hofszenen, um Pfeifenköpfe, Geschirr, Leuchter und Vasen. Das Porzellanschlößchen beherbergt mit seinen Exponaten die größte Sammlung aus dieser Manufaktur. Qualitativ, so die Darstellung, seien sie den Erzeugnissen der berühmten Manufaktur in Meißen durchaus ebenbürtig.
Daß nur so wenige Exemplare aus Kelsterbacher Produktion erhalten sind, hat vor allem mit der nur kurzen, gerade einmal 13 Jahre währenden Existenz der Manufaktur zu tun. Schon 1768, mit dem Tode Ludwigs VIII., wurde sie wieder geschlossen. Zwei weitere, jeweils nur einige Jahre anhaltende Versuche, sie dauerhafter zu etablieren, endeten schließlich 1802.
Die Autorin gibt einen detaillierten Überblick über die Geschichte der Manufaktur und auch über die Künstler, die hier arbeiteten. Dabei ist vor allem für die erste Periode der Modelleur Carl Vogelmann zu nennen. Seine Figuren wie etwa Putti als Jahreszeiten oder Sinnbilder der Elemente haben nahezu grimassenhafte Mimik und kräftige Bemalung. Zahlreiche Figuren werden auch dem Bossierern Jakob und Johann Cornelius Carlstadt zugeschrieben; da die Figuren aber keine Marken aufweisen, ist diese Zuschreibung unsicher.
Den Hauptteil der Monographie nehmen die überaus attraktiven Abbildungen ein. Neben den Figuren, die zum Teil auch recht skurrile Züge haben, sind vor allem die Tabakdosen wegen der Bemalungen interessant. Auf manchen erkennt man nämlich heimische Motive, wie zum Beispiel das Jagdschlößchen Dianaburg. Eine Deckelinnenseite enthält ein Porträt des Landgrafen und Manufakturstifters selbst. Ergänzt wird dieser Teil durch ausführliche Einzelbeschreibungen der Objekte sowie Angaben über deren Herkunft und Erhaltungszustand. Manches hat unter der Auslagerung der Porzellane während des Krieges und dem überhasteten Rücktransport gelitten.
Wie John-Willeke im Vorwort schreibt, gibt die Sammlung im Porzellanschlößchen insgesamt ein lebendiges Spiegelbild der weitverzweigten Beziehungen des Fürstenhauses; zudem werden hier Kostbarkeiten gezeigt, die am Hof Hessen-Darmstadt gesammelt und auch benutzt worden sind. Die Monographie wurde von etlichen Sponsoren unterstützt, vor allem von der Ceramica-Stiftung in Basel.
PETER ZITZMANN
Alexa-Beatrice Christ: Kelsterbacher Porzellan. Der Bestand der Großherzoglichen Hessischen Porzellansammlung Darmstadt, herausgegeben von Bettina John-Willeke, 136 Seiten, Arnoldsche Verlagsanstalt Stuttgart, 20 Euro an der Museumskasse.
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