Teresa Kern versteckt sich immer noch in Südostasien, als sie eine Einladung von ihrer Großcousine Joanna Ingalls erhält. Teresa wird gebeten, nach Baltimore zu kommen und mit ihrer Großtante Sophie deren 88. Geburtstag zu feiern. Teresa nimmt die Einladung an. Auf der Geburtstagsfeier wartet Joanna
mit einer weiteren Überraschung auf: alle werden sich gemeinsam auf eine Spurensuche in die alte…mehrTeresa Kern versteckt sich immer noch in Südostasien, als sie eine Einladung von ihrer Großcousine Joanna Ingalls erhält. Teresa wird gebeten, nach Baltimore zu kommen und mit ihrer Großtante Sophie deren 88. Geburtstag zu feiern. Teresa nimmt die Einladung an. Auf der Geburtstagsfeier wartet Joanna mit einer weiteren Überraschung auf: alle werden sich gemeinsam auf eine Spurensuche in die alte Heimat begeben und nach Koblenz reisen. Krönender Abschluss soll dann ein Familienfest mit allen noch lebenden Verwandten werden…
„Kernfrage“ ist bereits der zweite Kriminalroman um die Historikerin Teresa Kern. Obwohl ich den ersten Band und damit die Hintergründe zu Teresas Flucht nach Asien nicht kenne, habe ich schnell in diese Geschichte hineingefunden und nicht das Gefühl gehabt, dass mir wichtige Informationen fehlen.
Andrea Weisbrod erzählt in diesem Krimi eine spannende, sich über mehrere Generationen ersteckende Familiengeschichte, die in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts beginnt und ein Geheimnis birgt, das bis in das Jahr 2004 nachwirkt.
Die Handlung wechselt ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Während man in den Jahren 2003/2004 Teresa auf ihrem Weg von Ho-Chi-Minh-Stadt über Baltimore nach Koblenz begleitet, lernt man in den historischen Abschnitten Teresas Vorfahren kennen und kann die ganz unterschiedliche Entwicklung der Küppers-Kinder verfolgen.
Während die Krimihandlung im Gegenwartspart erst im letzten Drittel des Buches richtig Fahrt aufnimmt, hat mich die mitreißende Familiengeschichte von Anfang an fest im Griff.
Das Familienleben der Küppers ist geprägt von den schweren Zeiten – Geld ist knapp, die Einkünfte aus der Schneiderwerkstatt der Eltern reichen gerade zum Überleben.
Der alkoholkranke Vater ist brutal, er schlägt seine Kinder schon wegen Nichtigkeiten. Mutter Wilhelmine schweigt zu allem und hat nur das Wohl ihrer Tochter Delia im Sinn. Während alle Geschwister und besonders die kleine Hermine in Haushalt und Werkstatt kräftig mit anpacken müssen, wird Delia verwöhnt und verhätschelt.
Der intelligente Anton wird auf Anraten seines Lehrers zu Verwandten nach Köln geschickt, um ihm dort eine bessere Ausbildung zu ermöglichen. Anton hofft auf ein angenehmeres Leben, doch auch Onkel Gustav, Inhaber eines feinen Modegeschäfts, prügelt den Jungen tagtäglich. In der Schule hingegen blüht Anton auf.
Richard und Walter erkranken an Diphtherie, Ida und Auguste wandern schon in jungen Jahren als Näherinnen in die USA aus, nur Sophie bleibt stets an Hermines Seite.
Es ist durchweg fesselnd, den ungleichen Werdegang der Geschwister zu beobachten, denn die Autorin versteht es ausgezeichnet, die Spannung auf einem hohen Niveau zu halten, indem sie den Leser über einige Hintergründe lange Zeit im Dunklen tappen lässt. So habe ich zum Beispiel immer wieder gegrübelt und spekuliert, warum Wilhelmine Küppers ihre Tochter Delia stets bevorzugt und wie eine Prinzessin behandelt, ihre anderen Kinder aber kaum bis gar nicht beachtet. Dieses und auch einige andere Fragen klären sich im Verlauf der Handlung, so dass sich zum Schluss ein stimmiges Bild ergibt und man alle Geschehnisse bestens nachvollziehen kann. Sowohl die Krimihandlung als auch die dramatische Familiengeschichte endeten für mich mit Überraschungen - besonders die Geschichte der Geschwister Küppers erhält einen verblüffenden Schlusspunkt, der vieles noch einmal in ein ganz neues Licht rückt.
„Kernfrage“ ist spannend, dramatisch, vielschichtig – eine fesselnde Familiengeschichte, die Stück für Stück zum Krimi wird.