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Uwe Kiessler fordert architektonische Lösungen, die Bauten in die Naturkreisläufe einfügen. Zu diesem Zweck vertritt er einen ressourcenschonenden Umgang mit modernen Technologien und Materialien. Seine Architektur steht für Problemlösungen, die mit angemessenen Mitteln und geringstem Aufwand, ihr Ziel erreichen, für Konstruktionen, die dynamisch auf unterschiedliche Anforderungen reagieren, und für technische Systeme, die Natur gebrauchen statt sie zu verbrauchen. Mit den herausragenden Bauten des seit über vierzig Jahren bestehenden Büros haben Uwe Kiessler und seine Partner architektonische…mehr

Produktbeschreibung
Uwe Kiessler fordert architektonische Lösungen, die Bauten in die Naturkreisläufe einfügen. Zu diesem Zweck vertritt er einen ressourcenschonenden Umgang mit modernen Technologien und Materialien. Seine Architektur steht für Problemlösungen, die mit angemessenen Mitteln und geringstem Aufwand, ihr Ziel erreichen, für Konstruktionen, die dynamisch auf unterschiedliche Anforderungen reagieren, und für technische Systeme, die Natur gebrauchen statt sie zu verbrauchen. Mit den herausragenden Bauten des seit über vierzig Jahren bestehenden Büros haben Uwe Kiessler und seine Partner architektonische Maßstäbe gesetzt. Zu ihnen gehören die Bayerische Staatskanzlei, die Leuchtenfabrik ERCO in Lüdenscheid, das Verlagsgebäude Gruner & Jahr in Hamburg, die Kunstsammlung im Ständehaus Düsseldorf, der Wissenschaftspark in Gelsenkirchen, ein Meilenstein ökologischer Gebäudetechnologie, sowie das 2005 fertiggestellte Telekom Center in München.
Autorenporträt
Uwe Kiessler, Kiessler+Partner Architekten, former Professor of integrated construction at theTU Munich
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.04.2009

Ordnung und Schönheit
Literaturhaus, Kunstbau, Stuck-Villa – die Architektur von Kiessler + Partner
Dass räumliche Beschränkung als ästhetischer Gewinn empfunden werden kann, dafür ist die Ausstellung „15 Projekte” des Münchner Architekturbüros Kiessler + Partner in der Architekturgalerie ein schönes Beispiel. Im schmalen Gartenflügel, der an die Buchhandlung Werner angrenzt, ist ein einziger langer Tisch aufgebaut, auf dem die Modelle der 15 ausgesuchten Objekte hintereinander aufgereiht sind. Ergänzt wird diese Installation lediglich durch eine Dia-Schau im hinteren Nebenraum, die Fotos und Pläne der Bauten liefert.
Uwe Kiessler muss sich in München dem Architektur-Publikum nicht mehr vorstellen. Drei wichtige Kulturinstitute der Stadt – das Literaturhaus, die Städtische Galerie und das Museum Stuck-Villa – arbeiten in Bauten, die Kiessler adaptiert hat, ja 10 der 15 ausgestellten Objekte beziehen sich auf das Baugeschehen in dieser Stadt. Außerdem ist kürzlich eine umfassende Monographie über sein Lebenswerk erschienen (Kiessler + Partner, Birkhäuser Verlag Basel 2007. 49,90 Euro). Sie bestätigt im Detail, was die Ausstellung essayistisch zusammenfasst.
Der aufmerksame Besucher wird es bald entdecken: In Kiesslers Werk kehren bestimmte Grundformen in schöner Regelmäßigkeit wieder. Man kann diese Formen bei jedem Objekt präzise von der Umgebung oder der Bauaufgabe ableiten, man kann sie aber auch als Ausdrucksform begreifen. In den beiden frühesten Münchner Objekten sind zwei dieser Grundtypen eindrucksvoll ausgeprägt. Beim Verwaltungsbau der Bayerischen Rück im Tucherpark hat Kiessler nicht eine klobig-eckige Kiste mit lichttotem Kern, wie sie auf allen Nachbargrundstücken steht, vorgeschlagen, sondern einen freistehenden schlanken Stahl-Glas-Rundbau und drei zu einer Gruppe zusammengefasste, noch schlankere Zylinder, die ein wunderbar plastisches Ensemble bilden und bei Tag bis in die innersten Räumlichkeiten hinein angenehm natürlich belichtet sind. Beim Telekom-Center am Ostbahnhof hat Kiessler Jahre später die Reihe der fünf hintereinandergeschalteten Zwillingstürme durch einen nach oben sich weitenden Glaszylinder mit rundem Innenhof effektvoll abgeschlossen.
Auch in der parallelen Reihung gleicher oder ähnlicher Baukörper, die der Telekom-Bau zelebriert, könnte man ein Stilmittel Kiesslers sehen: Großen Bürokomplexen, also Anhäufungen ewig gleicher Raumeinheiten, kann er mit solchen Aufreihungen humane Dimensionen und ablesbare Strukturen geben. Auch beim Münchner Marstall und beim Ingolstädter Kongresshotel hatte Kiessler solch eine Reihung vorgesehen, beim Gruner + Jahr Komplex in Hamburg und beim Wissenschaftspark in Gelsenkirchen hat er die Aufteilung in parallele Riegel dann eindrucksvoll verwirklichen und damit dem Zwang zur Vertikalen, zum Hochhaus, das nicht in die Quartiere gepasst hätte, widerstehen können.
In Gelsenkirchen werden die neun parallelen Querriegel durch eine 300 Meter lange Glasarkade zusammengefasst, die sich mit einer schrägen Außenwand zum neuangelegten Landschaftsgarten hin öffnet, dem zum Erholungsraum umgewidmeten offenen Industrieareal also eine graphisch wirksame Begrenzung gibt. Den durch Gärten davonfliegenden langen Riegel hat Kiessler schon 1975 in München in seinem preisgekrönten, aber nie verwirklichten Entwurf für einen Staatskanzleianbau am Prinz-Carl-Palais archetypisch vorgeprägt. Ein zweigeschossiger schmaler Riegel hätte sich auf Stelzen so entlang der Von-der-Tann-Straße vom Palais in Richtung Ludwigstraße vorwärtsbewegt, dass die Anlagen und Wege des tangierten Finanzgartens unter dem Bau bis zur Straße hätten durchschwingen können. Auch für das Buchheim-Museum an seinem ursprünglichen Standort in Feldafing hatte Kiessler als Kontrapunkt zur malerischen Maffei-Villa einen langen Riegel vorgeschlagen, aber die Gemeinde wollte das Museum nicht nicht einmal geschenkt bekommen. So war es fast etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit, als Kiessler in München einen ähnlich langgestreckten Hohlraum, den ehemaligen U-Bahn-Schacht Königsplatz, zur Ausstellungshalle, zum Kunstbau des Lenbachhauses ausbauen durfte. Nur aus der Tiefe dieses Schachtes kann die Städtische Galerie in den kommenden Jahren, wenn ihr Stammhaus umgebaut wird, Signale nach oben an die Erdoberfläche senden. (Bis 25. April, Kiessler + Partner, Architekturgalerie ) GOTTFRIED KNAPP
Die 300 Meter lange Glaswand des Wissenschaftsparks in Gelsenkirchen lässt sich im Sommer hochziehen, sodass die Forschungs-Institute direkten Zugang zum neuen Landschaftsgarten und seinem See haben. Foto: R. Richter/Birkhäuser Verlag
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