Begehrter Vulkankegel über dem afrikanischen Regenwald, Der Kilimandscharo ist mit seinen 5892 Metern der höchste Berg Afrikas und einer der grössten frei stehenden Berge der Welt. Er bietet sich als Reiseziel für Wanderer und Naturbegeisterte an, da die üblichen Aufstiegsrouten keine speziellen Kletterkenntnisse voraussetzen. Die zahlreichen unterschiedlichen Klimazonen, die der Bergsteiger auf dem Weg zum Gipfel passiert, bergen zahlreiche spektakuläre Pflanzen und wilde Tiere. Vor oder nach der Besteigung nutzen viele Besucher die Gelegenheit zu einer Safari in den nahe liegenden Nationalparks. 'Kilimandscharo - Der weiße Berg Afrikas' schildert die europäische Entdeckung und Erforschung des Kilimandscharo-Gebirges von den Anfängen bis in unsere Tage und erzählt mit literarischem Anspruch von den Lebenswegen der hervorragendsten Forscher und Alpinisten in diesem Gebiet: von den bergsteigenden Missionaren Johannes Rebmann und Charles New über den Erstbesteiger Hans Meyer bis hin zur extremen Route Reinhold Messners. Das Buch führt aber nicht nur durch die Geschichte, sondern stellt auch die gegenwärtige touristische Erschliessung dar und streift Themen wie Flora und Fauna, Geologie und Vulkanismus, Höhenerkrankungen, Klima, Bevölkerung. Auch kulturhistorische Betrachtungen über den Kilimandscharo in Literatur, Kunst und Film sowie die Besteigungsgeschichte des Mawenzi - des 'afrikanischen Eigers' - werden mit einbezogen, so dass eine vollendete Verbindung von biografischer Erzählung, sachlicher Information und attraktivem Reiseführer entsteht
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.2005Bis an den Himmel Afrikas
Den Gipfel des Kilimandscharo kann man von allen Seiten angehen. Ähnlich hält es der Autor dieses Buchs mit seinem Thema, dem höchsten Berg Afrikas und "dem höchsten freistehenden Gipfel der Erde": Er umkreist ihn - nähert sich ihm über die historische Route, auf den Pfaden der Entstehungsgeschichte, der Geografie, der Botanik und Fauna, der Gletscherkunde, der Ethnologie. Es gibt wohl keinen Berg, den man von ähnlich vielen Standorten betrachten kann; das macht den Reiz des Kilimandscharos aus. Da er auf der populärsten Route alpinistisch keine hohen Anforderungen stellt, also auch von geübten Bergwanderern bestiegen werden kann, versuchen mittlerweile Jahr für Jahr zwanzigtausend Touristen, ihn zu besteigen - vor zwanzig Jahren lag die Zahl noch bei fünftausend. Natürlich erreichen nicht alle den Kraterrand. Manche ereilt ein noch tragischeres Schicksal. Der Extrembergsteiger, Expeditionsarzt und Höhenmediziner Oswald Oelz, Verfasser des knappen, inhaltsreichen Vorworts, schätzt die Bergtoten auf zehn bis zwanzig, überwiegend seien sie Opfer mangelhafter Akklimatisierung. "Völlig ungewiß bleibt, wie viele fortdauernde Schäden und ernsthafte Verletzungen davontragen", schreibt der Autor an anderer Stelle. Unbekannt ist auch die Zahl der Opfer unter den Trägern, die nicht - wie die Touristengruppen - vom Leistungsdruck, sondern von Existenznot angetrieben werden. Ungeachtet solcher Warnungen ist dies kein miesepetriges, sondern ein animierendes Buch, das dem Kilimandscharo viele neue Besucher zuführen kann. Diese müssen sich allerdings beeilen, wollen sie noch den "Schnee auf dem Kilimandscharo" erleben: Bis zum Jahr 2020, so wird zur Zeit geschätzt, werden die jetzt schon mächtig schrumpfenden Gletscher abgeschmolzen sein. Noch aber gehört der Anblick der Eisfelder im Krater des Vulkans zu den großartigsten Eindrücken (und Erfolgserlebnissen), die man als Bergwanderer haben kann. Daß der Kilimandscharo zumindest zeitweise als deutscher Berg gefeiert wurde, geht auf die Kolonialgeschichte zurück. Angeblich hat Königin Victoria von England den Berg ihrem Enkel, dem deutschen Kaiser Wilhelm II., überlassen, weil der so gern einen Fast-Sechstausender in seinem Reich gehabt hätte. Der Verfasser weist hingegen nach, daß die Grenze zwischen den Kolonien British- und Deutsch-Ostafrika das Ergebnis langwieriger Verhandlungen mit dem regionalen Stammesfürsten und der Deutsch-Britischen Grenzziehungskommission gewesen ist. Allerdings beschäftigt die Ausbuchtung der Grenzlinie, die den Kilimandscharo der deutschen Kolonie, dem heutigen Tansania, zuschlägt, die historische Phantasie, zumal der weitere Grenzverlauf nach Kolonialherrenart wieder mit dem Lineal gezogen worden ist. Über die Gegenwart Tansanias erfährt man in dem Buch leider wenig bis gar nichts. Schade, daß der Autor sich dafür offenbar nicht interessiert. Denn er hat ein informatives, unterhaltsames, manchmal sogar amüsantes Buch geschrieben, das vom Verlag vorzüglich bebildert und ausgestattet worden ist und das man uneingeschränkt empfehlen kann.
H.E.R.
"Kilimandscharo. Der weiße Berg Afrikas" von P. Werner Lange. AS-Verlag, Zürich 2005. 278 Seiten, 204 Abbildungen. Gebunden, 39,80 Euro. ISBN 3-909111-16-5.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Den Gipfel des Kilimandscharo kann man von allen Seiten angehen. Ähnlich hält es der Autor dieses Buchs mit seinem Thema, dem höchsten Berg Afrikas und "dem höchsten freistehenden Gipfel der Erde": Er umkreist ihn - nähert sich ihm über die historische Route, auf den Pfaden der Entstehungsgeschichte, der Geografie, der Botanik und Fauna, der Gletscherkunde, der Ethnologie. Es gibt wohl keinen Berg, den man von ähnlich vielen Standorten betrachten kann; das macht den Reiz des Kilimandscharos aus. Da er auf der populärsten Route alpinistisch keine hohen Anforderungen stellt, also auch von geübten Bergwanderern bestiegen werden kann, versuchen mittlerweile Jahr für Jahr zwanzigtausend Touristen, ihn zu besteigen - vor zwanzig Jahren lag die Zahl noch bei fünftausend. Natürlich erreichen nicht alle den Kraterrand. Manche ereilt ein noch tragischeres Schicksal. Der Extrembergsteiger, Expeditionsarzt und Höhenmediziner Oswald Oelz, Verfasser des knappen, inhaltsreichen Vorworts, schätzt die Bergtoten auf zehn bis zwanzig, überwiegend seien sie Opfer mangelhafter Akklimatisierung. "Völlig ungewiß bleibt, wie viele fortdauernde Schäden und ernsthafte Verletzungen davontragen", schreibt der Autor an anderer Stelle. Unbekannt ist auch die Zahl der Opfer unter den Trägern, die nicht - wie die Touristengruppen - vom Leistungsdruck, sondern von Existenznot angetrieben werden. Ungeachtet solcher Warnungen ist dies kein miesepetriges, sondern ein animierendes Buch, das dem Kilimandscharo viele neue Besucher zuführen kann. Diese müssen sich allerdings beeilen, wollen sie noch den "Schnee auf dem Kilimandscharo" erleben: Bis zum Jahr 2020, so wird zur Zeit geschätzt, werden die jetzt schon mächtig schrumpfenden Gletscher abgeschmolzen sein. Noch aber gehört der Anblick der Eisfelder im Krater des Vulkans zu den großartigsten Eindrücken (und Erfolgserlebnissen), die man als Bergwanderer haben kann. Daß der Kilimandscharo zumindest zeitweise als deutscher Berg gefeiert wurde, geht auf die Kolonialgeschichte zurück. Angeblich hat Königin Victoria von England den Berg ihrem Enkel, dem deutschen Kaiser Wilhelm II., überlassen, weil der so gern einen Fast-Sechstausender in seinem Reich gehabt hätte. Der Verfasser weist hingegen nach, daß die Grenze zwischen den Kolonien British- und Deutsch-Ostafrika das Ergebnis langwieriger Verhandlungen mit dem regionalen Stammesfürsten und der Deutsch-Britischen Grenzziehungskommission gewesen ist. Allerdings beschäftigt die Ausbuchtung der Grenzlinie, die den Kilimandscharo der deutschen Kolonie, dem heutigen Tansania, zuschlägt, die historische Phantasie, zumal der weitere Grenzverlauf nach Kolonialherrenart wieder mit dem Lineal gezogen worden ist. Über die Gegenwart Tansanias erfährt man in dem Buch leider wenig bis gar nichts. Schade, daß der Autor sich dafür offenbar nicht interessiert. Denn er hat ein informatives, unterhaltsames, manchmal sogar amüsantes Buch geschrieben, das vom Verlag vorzüglich bebildert und ausgestattet worden ist und das man uneingeschränkt empfehlen kann.
H.E.R.
"Kilimandscharo. Der weiße Berg Afrikas" von P. Werner Lange. AS-Verlag, Zürich 2005. 278 Seiten, 204 Abbildungen. Gebunden, 39,80 Euro. ISBN 3-909111-16-5.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Uneingeschränkt empfehlen kann Rezensent "H.E.R." dieses Buch. Es sei "informativ, unterhaltsam" und "manchmal sogar amüsant geschrieben". Auch seine Ausstattung und Bebilderung findet der Rezensent vorzüglich. Sogar das Vorwort wird als "knapp und inhaltsreich" gelobt. Obwohl das Buch auch unangenehme Seiten des Kilimandscharo-Tourismus anspreche und Todesstatistiken bei seiner Besteigung zur Sprache bringt, ist es aus Rezensentensicht "ein animierendes Buch", das dem berühmten Berg seiner Einschätzung zufolge neue Besucher bringen wird. Nach der Lektüre rät der Rezensent ohnehin zu einem schnellen Besuch des Berges, da dessen Schneegipfel dem Buch zufolge aufgrund der Erderwärmung in fünfzehn Jahren abgeschmolzen sei. Wer ihn noch erleben wolle, müsse sich also langsam beeilen. Der Rezensent bedauert lediglich, dass sich der Autor sonst wenig für Tansanias Gegenwart interessiert hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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