Krasse Achterbahn der Gefühle
Geeignete Themen für Landkrimis zu finden, scheint fast unerschöpflich zu sein. Die Bandbreite erstreckt sich von cosy bis zu harten Themen. Eine nachvollziehbare Gratwanderung allerdings von Humor bis thrillerhaft-zerreißender psychologischer Spannung, aufgebaut auf
einer atemberaubenden Achterbahnfahrt der Gefühle, das kenne ich bisher aus Österreich noch…mehrKrasse Achterbahn der Gefühle
Geeignete Themen für Landkrimis zu finden, scheint fast unerschöpflich zu sein. Die Bandbreite erstreckt sich von cosy bis zu harten Themen. Eine nachvollziehbare Gratwanderung allerdings von Humor bis thrillerhaft-zerreißender psychologischer Spannung, aufgebaut auf einer atemberaubenden Achterbahnfahrt der Gefühle, das kenne ich bisher aus Österreich noch nicht.
Schon die schräge Einstiegsfrequenz überrascht mit dem direkten Einblick in die unvollkommene ländliche Idylle der Wiener PR-Lady Walli Winzer. In einer skurrilen Szene auf einer Leiter schwankt sie zwischen Hieben und Drüben. Im heiteren Grundduktus ahnt man von Anfang an, dass sie noch nicht wirklich in ihrer neuen Wohnumgebung angekommen ist. Mit allen nur erdenklichen Mitteln versucht sie, sich ihre kleine Welt zurecht zu machen. Eine Welt, in der sie nach Ruhe und Geborgenheit sucht, die ihr in Wien abhandengekommen war. Eine Welt mit neuen Freunden, wenn da nicht plötzlich eines Morgens eine Leiche in ihrem Gemüse auftauchen würde. Da hört sich allerdings die Freundschaft mit so manchem auf.
Als dann auch noch eine junge Gärtnerin einem Familiengeheimnis auf der Spur ist und dabei alte Bekannte wieder trifft, sind Konflikte vorprogrammiert. Walli Winzer wird unsanft hineingestoßen und hat alle Mühe, sich nicht mit fadenscheiniger Ablenkung und Intrige in die Irre führen zu lassen.
Von Anfang an gelingt es Maria Publig den Leser in ihren Bann zu ziehen. Die emotionale Dichte, die sie geschickt und eindringlich aufzubauen versteht, versieht sie mit überraschenden Wendungen. In „Killerkarpfen“ entsteht eine Gedanken- und Gefühlswelt, die ich bisher aus keinem Regionalkrimi kenne. Vielmehr ist es das überzeichnete Sittenbild einer Gesellschaft. Publig nimmt auf unterhaltsame Weise Begebenheiten, die über Generationen hindurch nicht in Frage gestellt wurden, unter die Lupe. Sie legt österreichischen Eigensinn frei, den sie zwar im Waldviertel verortet, allerdings als Mentalität einer ganzen Nation charakterisiert: das kleine Schwarze unter dem Teppich hervorzuholen, um es dabei angeekelt und amüsiert zugleich von allen Seiten her seziert zu betrachten.
Auch sprachlich ist das Werk wie aus einem Guss. Immer wieder wechseln einander umgangssprachliche Wendungen mit expressiver Eindringlichkeit zum Prosatext ab. Vielmehr Nahezu übergangslos findet vielmehr eine musikalische Expressivität statt, der den gesamten Roman durchströmt und dadurch in Atem hält. Von Anfang ahnt man, dass alles unausweichlich zur Katastrophe führt. Eine Katastrophe, die ungewöhnlich aufgelöst wird. Ein großartiger Kriminalroman von bewegender Eindringlichkeit.