Since the 1970s, people have been murdering their neighbors in Northern Ireland. This book is the true account of the small-town violence and terror which lies behind the headlines.
'Eamon Collins's book is the most devastating account we have of what actually went on within the IRA during its years of "armed struggle"' Independent on Sunday
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.09.1998Unter Umständen Freunde
Die Autobiographie eines IRA-Terroristen
Eamon Collins: Blinder Haß. Autobiographie eines irischen Terroristen. Aus dem Englischen von Klaus Kochmann. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1997. 507 Seiten, 44,- Mark.
Eamon Collins war in seinem Leben an mehreren Morden beteiligt, er wurde dafür nicht verurteilt und schreibt jetzt darüber. Collins war Mitglied der "provisorischen Irisch-Republikanischen Armee". Nachdem er die IRA 1985 verlassen hatte, legte er 1997 seine Autobiographie "Killing Rage" vor: Es sei an der Zeit für eine vollständige und wahrhaftige Darstellung der IRA. Gleichsam nebenbei will sich Collins rehabilitieren.
Collins hatte eine gute Schulbildung genossen, qualifizierte sich schließlich sogar für ein Jurastudium an der Queen's University in Belfast. Das aber brach er ab, nachdem er durch mehrere Prüfungen gefallen war. Dann nahm er einen Job in der Zollverwaltung seiner Heimatstadt Newry an. Einen Sinn konnte der junge, in marxistischer und anarchistischer Literatur belesene Studienabbrecher in seiner Arbeit nicht entdecken - den suchte er im Kampf an der Seite der katholischen Unterschicht, die in seiner Wahrnehmung arbeitslos, schlecht ausgebildet, ohne Macht und Stimme war -, bis die IRA begann, für sie zu sprechen.
Langeweile und Romantik waren demnach die maßgebenden Gründe für Collins' Eintritt in die Terrororganisation. Von nun an nutzte der Zollbeamte Ihrer Majestät seine beruflichen Möglichkeiten, um Kollegen auszuspionieren und "legitime Ziele" für den IRA-Terror zu finden. Sein erstes Opfer war Major Ivan Toombs vom Ulster Defensive Regiment (UDR), der am 16. Januar 1981 von der IRA erschossen wurde. Über das Opfer schreibt Collins: "Je mehr ich über ihn herausfand, desto bewundernswerter kam er mir vor . . . Ich mochte ihn und empfand, daß wir unter anderen Umständen Freunde hätten sein können. Collins hatte zwei Jahre lang einen Mann, den er bewunderte, bespitzelt, um ihn zu töten. Für diesen Mord mußte er einen Unbeteiligten zur Mitarbeit überreden, sonst hätte sein Plan nicht funktioniert. Sein Kollege Brendan wanderte dafür später lebenslänglich ins Gefängnis, Collins konnte sich herauswinden.
Der Mord an Toombs war der Beginn dessen, was Collins als "Karriere" in der IRA bezeichnet. Vom "Informationsoffizier" stieg er in den Sicherheitsdienst der Terrororganisation auf, in jenes Kommando, das für die Überprüfung von Mitgliedern verantwortlich ist, die verhaftet und von der Polizei verhört worden sind. Haben diese Interna der IRA im Verhör weitergegeben, werden sie vom Sicherheitskommando getötet. Doch bald nach seinem Aufstieg wurde Collins selbst verhaftet. Seine Aussagen belasteten neben vielen anderen Männern, die er zur IRA brachte, auch jenen Brendan, den er in den Toombs-Mord hineingezogen hatte. Collins entschloß sich, doch nicht als Kronzeuge gegen die IRA auszusagen.
Er wurde freigesprochen, weil der Richter überzeugt war, der Angeklagte sei "durch eine unmenschliche und herabsetzende Behandlung" zu seinem Geständnis gezwungen worden. Trotzdem verließ Collins die IRA. In seinem Buch schildert der Autor den "jungen Collins" mit einer Abscheu, die Nachahmer abschrecken dürfte. Leider wird die deutsche Übersetzung dem Original nicht gerecht; der bei dem ernsten Thema besonders auffallende "typisch" irische Humor ist verschwunden.
PATRICIA GLOESS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Autobiographie eines IRA-Terroristen
Eamon Collins: Blinder Haß. Autobiographie eines irischen Terroristen. Aus dem Englischen von Klaus Kochmann. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1997. 507 Seiten, 44,- Mark.
Eamon Collins war in seinem Leben an mehreren Morden beteiligt, er wurde dafür nicht verurteilt und schreibt jetzt darüber. Collins war Mitglied der "provisorischen Irisch-Republikanischen Armee". Nachdem er die IRA 1985 verlassen hatte, legte er 1997 seine Autobiographie "Killing Rage" vor: Es sei an der Zeit für eine vollständige und wahrhaftige Darstellung der IRA. Gleichsam nebenbei will sich Collins rehabilitieren.
Collins hatte eine gute Schulbildung genossen, qualifizierte sich schließlich sogar für ein Jurastudium an der Queen's University in Belfast. Das aber brach er ab, nachdem er durch mehrere Prüfungen gefallen war. Dann nahm er einen Job in der Zollverwaltung seiner Heimatstadt Newry an. Einen Sinn konnte der junge, in marxistischer und anarchistischer Literatur belesene Studienabbrecher in seiner Arbeit nicht entdecken - den suchte er im Kampf an der Seite der katholischen Unterschicht, die in seiner Wahrnehmung arbeitslos, schlecht ausgebildet, ohne Macht und Stimme war -, bis die IRA begann, für sie zu sprechen.
Langeweile und Romantik waren demnach die maßgebenden Gründe für Collins' Eintritt in die Terrororganisation. Von nun an nutzte der Zollbeamte Ihrer Majestät seine beruflichen Möglichkeiten, um Kollegen auszuspionieren und "legitime Ziele" für den IRA-Terror zu finden. Sein erstes Opfer war Major Ivan Toombs vom Ulster Defensive Regiment (UDR), der am 16. Januar 1981 von der IRA erschossen wurde. Über das Opfer schreibt Collins: "Je mehr ich über ihn herausfand, desto bewundernswerter kam er mir vor . . . Ich mochte ihn und empfand, daß wir unter anderen Umständen Freunde hätten sein können. Collins hatte zwei Jahre lang einen Mann, den er bewunderte, bespitzelt, um ihn zu töten. Für diesen Mord mußte er einen Unbeteiligten zur Mitarbeit überreden, sonst hätte sein Plan nicht funktioniert. Sein Kollege Brendan wanderte dafür später lebenslänglich ins Gefängnis, Collins konnte sich herauswinden.
Der Mord an Toombs war der Beginn dessen, was Collins als "Karriere" in der IRA bezeichnet. Vom "Informationsoffizier" stieg er in den Sicherheitsdienst der Terrororganisation auf, in jenes Kommando, das für die Überprüfung von Mitgliedern verantwortlich ist, die verhaftet und von der Polizei verhört worden sind. Haben diese Interna der IRA im Verhör weitergegeben, werden sie vom Sicherheitskommando getötet. Doch bald nach seinem Aufstieg wurde Collins selbst verhaftet. Seine Aussagen belasteten neben vielen anderen Männern, die er zur IRA brachte, auch jenen Brendan, den er in den Toombs-Mord hineingezogen hatte. Collins entschloß sich, doch nicht als Kronzeuge gegen die IRA auszusagen.
Er wurde freigesprochen, weil der Richter überzeugt war, der Angeklagte sei "durch eine unmenschliche und herabsetzende Behandlung" zu seinem Geständnis gezwungen worden. Trotzdem verließ Collins die IRA. In seinem Buch schildert der Autor den "jungen Collins" mit einer Abscheu, die Nachahmer abschrecken dürfte. Leider wird die deutsche Übersetzung dem Original nicht gerecht; der bei dem ernsten Thema besonders auffallende "typisch" irische Humor ist verschwunden.
PATRICIA GLOESS
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