THE MULTI-MILLION-COPY SELLING SOUTH KOREAN SENSATION THAT HAS GOT THE WHOLE WORLD TALKING
'A ground-breaking work of feminist fiction.' Stylist
Who is Kim Jiyoung?
Kim Jiyoung is a girl born to a mother whose in-laws wanted a boy. Kim Jiyoung is a sister made to share a room while her brother gets one of his own.
Kim Jiyoung is a female preyed upon by male teachers at school. Kim Jiyoung is a daughter whose father blames her when she is harassed late at night.
Kim Jiyoung is a good student who doesn't get put forward for internships. Kim Jiyoung is a model employee but gets overlooked for promotion. Kim Jiyoung is a wife who gives up her career and independence for a life of domesticity.
Kim Jiyoung has started acting strangely.
Kim Jiyoung is depressed.
Kim Jiyoung is mad.
Kim Jiyoung is her own woman.
Kim Jiyoung is every woman.
Kim Jiyoung, Born 1982 is the life story of one young woman born at the end of the twentieth century and raises questions about endemic misogyny and institutional oppression that are relevant to us all. Riveting, original and uncompromising, this is the most important book to have emerged from South Korea since Han Kang's The Vegetarian.
Praise for Kim Jiyoung, Born 1982
'It describes experiences that will be recognisable everywhere. It's slim, unadorned narrative distils a lifetime's iniquities into a sharp punch.' The Sunday Times
'A ground-breaking work of feminist fiction' Stylist
'Along with other socially critical narratives to come out of Korea, such as Bong Joon-ho's Oscar-winning film Parasite, her story could change the bigger one.' TheGuardian
'This witty, disturbing book deals with sexism, mental health issues and the hypocrisy of a country where young women are "popping caffeine pills and turning jaundiced" as they slave away in factories helping to fund higher education for male siblings.' The Independent
'Enthralling and enraging.' Sunday Express
'Cho's moving, witty and powerful novel forces us to face our reality, in which one woman is seen, pretty much, as interchangeable with any other. There's a logic to Kim Jiyoung's shape-shifting: she could be anybody.' Daily Telegraph
'A ground-breaking work of feminist fiction.' Stylist
Who is Kim Jiyoung?
Kim Jiyoung is a girl born to a mother whose in-laws wanted a boy. Kim Jiyoung is a sister made to share a room while her brother gets one of his own.
Kim Jiyoung is a female preyed upon by male teachers at school. Kim Jiyoung is a daughter whose father blames her when she is harassed late at night.
Kim Jiyoung is a good student who doesn't get put forward for internships. Kim Jiyoung is a model employee but gets overlooked for promotion. Kim Jiyoung is a wife who gives up her career and independence for a life of domesticity.
Kim Jiyoung has started acting strangely.
Kim Jiyoung is depressed.
Kim Jiyoung is mad.
Kim Jiyoung is her own woman.
Kim Jiyoung is every woman.
Kim Jiyoung, Born 1982 is the life story of one young woman born at the end of the twentieth century and raises questions about endemic misogyny and institutional oppression that are relevant to us all. Riveting, original and uncompromising, this is the most important book to have emerged from South Korea since Han Kang's The Vegetarian.
Praise for Kim Jiyoung, Born 1982
'It describes experiences that will be recognisable everywhere. It's slim, unadorned narrative distils a lifetime's iniquities into a sharp punch.' The Sunday Times
'A ground-breaking work of feminist fiction' Stylist
'Along with other socially critical narratives to come out of Korea, such as Bong Joon-ho's Oscar-winning film Parasite, her story could change the bigger one.' TheGuardian
'This witty, disturbing book deals with sexism, mental health issues and the hypocrisy of a country where young women are "popping caffeine pills and turning jaundiced" as they slave away in factories helping to fund higher education for male siblings.' The Independent
'Enthralling and enraging.' Sunday Express
'Cho's moving, witty and powerful novel forces us to face our reality, in which one woman is seen, pretty much, as interchangeable with any other. There's a logic to Kim Jiyoung's shape-shifting: she could be anybody.' Daily Telegraph
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.02.2021Jederfrau außer sich
Diagnostisch nüchtern schreibt Cho Nam-Joo von der Zerrissenheit eines Frauenlebens in Südkorea, einer Gesellschaft,
die hypermodern und traditionell zugleich ist: Ihr Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ wurde ein Welterfolg
VON JULIANE LIEBERT
Es soll ja Menschen geben, die grundsätzlich keine Kritiken lesen – aus Angst vor Spoilern. Hier geht es um ein Buch, bei dem es so gut wie nichts zu spoilern gibt. Es heißt „Kim Jiyoung, geboren 1982“, die Autorin heißt Cho Nam-Joo, ihre Protagonistin ist eine sehr normale Frau aus Südkorea, die ein sehr normales Leben führt, das in geradezu stoisch normaler Sprache geschildert wird. Es gibt sogar Fußnoten.
Wozu Fußnoten? Wir haben es hier doch mit einem Roman zu tun? Nun, um die im Text erwähnten sozialen und ökonomischen Fakten zu belegen. Zum Beispiel: „Geschlechtsbestimmung und Abtreibung weiblicher Föten waren gesellschaftlich akzeptiert, als ob eine Tochter zu bekommen ein medizinischer Grund wäre.“ Denn „Geboren 1982“, im koreanischen Original 2016 erschienen, berichtet – das trifft den nüchternen Ton besser als „erzählt“ – von den widersprüchlichen Verhaltensregeln, den Übergriffen und unsichtbaren Grenzen, mit denen Jiyoung sich seit ihrer Kindheit herumschlagen muss.
In der Schule haben die Mädchen beim Mittagessen weniger Zeit als die Jungen und werden mit unpraktischen Kleidungsvorschriften schikaniert. Zu Hause werden die Brüder im Zweifelsfall bevorzugt, auch wenn die Mutter, die bei allen Kompromissen Eigensinn und Eigeninitiative bewahrt hat, immer wieder Freiräume für ihre Töchter schafft. Ihr ist es letztlich zu verdanken, dass es die Familie, die anfangs in schwierigen ökonomischen Verhältnissen lebt, zu einigem Wohlstand bringt. In Cho Nam-Joos nüchternem Report vom Leben einer „typischen“ Frau ihrer Generation steckt auch die Aufstiegsgeschichte des ganzen Landes.
Jiyoung trotzt den Widerständen. Sie studiert, findet einen ordentlichen Job und einen Ehemann, der sich zumindest bemüht, sie zu unterstützen. Aber die Doppelstandards für Frauen zehren an ihrer Energie. Zum Zusammenbruch kommt es, als sie schwanger wird und eine Tochter zur Welt bringt. Ihr Mann verdient mehr, also muss sie ihre Arbeitsstelle aufgeben. Zwischen Hausarbeit und Versorgung des Babys reibt sie sich auf. Eines Tages geht sie bei herrlichem Wetter zum ersten Mal seit Langem auswärts einen Kaffee trinken. Das Kind schläft. Gerade entspannt Jiyoung sich etwas, betrachtet aber auch wehmütig die Angestellten am Nachbartisch, die gerade Mittagspause machen: So saß sie früher mit ihren Kollegen beisammen. Da hört sie, dass die Männer über sie reden. Einer verwendet ein Schimpfwort, das Frauen bezeichnet, die es sich auf Kosten ihres Mannes gut gehen lassen.
Warum kann man „Geboren 1982“ nicht spoilern? Weil es nicht um eine spannende Geschichte geht, sondern um Literatur als präzises sozialdiagnostisches Verfahren, so zweckorientiert wie ein Stethoskop. Die Pointe wird gleich zu Beginn verraten: Jiyoung entwickelt eine dissoziative Symptomatik. Sie verwandelt sich unvermittelt in andere Frauen aus ihrem Umfeld. Sie spricht dann etwa als ihre Mutter oder ihre verstorbene Freundin. Der Roman berichtet, wie es dazu kommen konnte. Am Ende entpuppt er sich als Fallbeschreibung des behandelnden Psychiaters – ein Mann, der aber aus persönlichen Gründen für sich in Anspruch nimmt zu begreifen, unter welchem Druck koreanische Frauen stehen.
Krank ist die Gesellschaft. Manche von Jiyoungs Erfahrungen machen auch westliche Frauen: die Belästigungen etwa oder die Unvereinbarkeit von Kindererziehung und Karriere. In Ostasien prallen Hypermoderne und Tradition, die Erwartung totaler Flexibilität und strikte, patriarchalisch geprägte Moralvorstellungen allerdings mit einer Gewalt aufeinander, die vom gemütlichen Mitteleuropa aus höchstens zu erahnen ist. Südkorea hat ein flächendeckendes 5G-Netz, aber bis vor wenigen Jahren mussten Kinder den Nachnamen des Vaters annehmen. K-Pop ist das Zeitgeistphänomen schlechthin, aber als eine Sängerin verriet, Cho Nam-Joos Buch gelesen zu haben, schlug ihr im Internet der Hass ihrer männlichen Fans entgegen.
„Geboren 1982“ ist ein gigantischer Erfolg mit weit über einer Million verkauften Exemplaren. Mittlerweile wurde es auch verfilmt. Koreanische Politiker berufen sich auf die fiktive Jederfrau Jiyoung, wenn sie Gesetzesvorhaben zur Gleichstellung beschließen. Feministische Literatur gibt es auf dem deutschsprachigen Markt inzwischen wie Sand am Meer. Von der Kampfschrift über das luzide Memoire bis zur umfassenden wissenschaftlichen Analyse findet sich nahezu alles aus vielen Teilen der Welt. Darunter Han Kangs „Die Vegetarierin“, ein Roman, der die Situation einer koreanischen Frau ungleich subtiler und poetischer verhandelt.
Aus europäischer Perspektive ist die Lektüre des ebenso leicht lesbaren wie spröden „Geboren 1982“ nicht zuletzt deshalb interessant, weil sie die Globalisierung als faszinierendes Kippbild vor Augen führt. Auch und gerade auf der Ebene der weltweiten Emanzipationsbewegungen. Fremdes und Vertrautes, kulturelle Parallelen und irritierende Besonderheiten überlagern sich in jedem Moment. Erst der Blick über den Tellerrand der eigenen Prägung macht einem bewusst, wie schwierig gesellschaftlicher Wandel wirklich ist.
Cho erzählt zweckorientiert,
ihre Literatur funktioniert
wie ein Stethoskop
Technisch ist Südkorea auf dem allerneuesten Stand, doch die Geschlechterrollen verändern sich kaum, erzählt Cho Nam-Joo in ihrem Bestsellerroman.
Foto: Imago
Cho Nam-Joo:
Kim Jiyoung, geboren 1982.
Roman. Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee.
Kiepenheuer & Witsch.
Köln 2021.
208 Seiten, 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Diagnostisch nüchtern schreibt Cho Nam-Joo von der Zerrissenheit eines Frauenlebens in Südkorea, einer Gesellschaft,
die hypermodern und traditionell zugleich ist: Ihr Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ wurde ein Welterfolg
VON JULIANE LIEBERT
Es soll ja Menschen geben, die grundsätzlich keine Kritiken lesen – aus Angst vor Spoilern. Hier geht es um ein Buch, bei dem es so gut wie nichts zu spoilern gibt. Es heißt „Kim Jiyoung, geboren 1982“, die Autorin heißt Cho Nam-Joo, ihre Protagonistin ist eine sehr normale Frau aus Südkorea, die ein sehr normales Leben führt, das in geradezu stoisch normaler Sprache geschildert wird. Es gibt sogar Fußnoten.
Wozu Fußnoten? Wir haben es hier doch mit einem Roman zu tun? Nun, um die im Text erwähnten sozialen und ökonomischen Fakten zu belegen. Zum Beispiel: „Geschlechtsbestimmung und Abtreibung weiblicher Föten waren gesellschaftlich akzeptiert, als ob eine Tochter zu bekommen ein medizinischer Grund wäre.“ Denn „Geboren 1982“, im koreanischen Original 2016 erschienen, berichtet – das trifft den nüchternen Ton besser als „erzählt“ – von den widersprüchlichen Verhaltensregeln, den Übergriffen und unsichtbaren Grenzen, mit denen Jiyoung sich seit ihrer Kindheit herumschlagen muss.
In der Schule haben die Mädchen beim Mittagessen weniger Zeit als die Jungen und werden mit unpraktischen Kleidungsvorschriften schikaniert. Zu Hause werden die Brüder im Zweifelsfall bevorzugt, auch wenn die Mutter, die bei allen Kompromissen Eigensinn und Eigeninitiative bewahrt hat, immer wieder Freiräume für ihre Töchter schafft. Ihr ist es letztlich zu verdanken, dass es die Familie, die anfangs in schwierigen ökonomischen Verhältnissen lebt, zu einigem Wohlstand bringt. In Cho Nam-Joos nüchternem Report vom Leben einer „typischen“ Frau ihrer Generation steckt auch die Aufstiegsgeschichte des ganzen Landes.
Jiyoung trotzt den Widerständen. Sie studiert, findet einen ordentlichen Job und einen Ehemann, der sich zumindest bemüht, sie zu unterstützen. Aber die Doppelstandards für Frauen zehren an ihrer Energie. Zum Zusammenbruch kommt es, als sie schwanger wird und eine Tochter zur Welt bringt. Ihr Mann verdient mehr, also muss sie ihre Arbeitsstelle aufgeben. Zwischen Hausarbeit und Versorgung des Babys reibt sie sich auf. Eines Tages geht sie bei herrlichem Wetter zum ersten Mal seit Langem auswärts einen Kaffee trinken. Das Kind schläft. Gerade entspannt Jiyoung sich etwas, betrachtet aber auch wehmütig die Angestellten am Nachbartisch, die gerade Mittagspause machen: So saß sie früher mit ihren Kollegen beisammen. Da hört sie, dass die Männer über sie reden. Einer verwendet ein Schimpfwort, das Frauen bezeichnet, die es sich auf Kosten ihres Mannes gut gehen lassen.
Warum kann man „Geboren 1982“ nicht spoilern? Weil es nicht um eine spannende Geschichte geht, sondern um Literatur als präzises sozialdiagnostisches Verfahren, so zweckorientiert wie ein Stethoskop. Die Pointe wird gleich zu Beginn verraten: Jiyoung entwickelt eine dissoziative Symptomatik. Sie verwandelt sich unvermittelt in andere Frauen aus ihrem Umfeld. Sie spricht dann etwa als ihre Mutter oder ihre verstorbene Freundin. Der Roman berichtet, wie es dazu kommen konnte. Am Ende entpuppt er sich als Fallbeschreibung des behandelnden Psychiaters – ein Mann, der aber aus persönlichen Gründen für sich in Anspruch nimmt zu begreifen, unter welchem Druck koreanische Frauen stehen.
Krank ist die Gesellschaft. Manche von Jiyoungs Erfahrungen machen auch westliche Frauen: die Belästigungen etwa oder die Unvereinbarkeit von Kindererziehung und Karriere. In Ostasien prallen Hypermoderne und Tradition, die Erwartung totaler Flexibilität und strikte, patriarchalisch geprägte Moralvorstellungen allerdings mit einer Gewalt aufeinander, die vom gemütlichen Mitteleuropa aus höchstens zu erahnen ist. Südkorea hat ein flächendeckendes 5G-Netz, aber bis vor wenigen Jahren mussten Kinder den Nachnamen des Vaters annehmen. K-Pop ist das Zeitgeistphänomen schlechthin, aber als eine Sängerin verriet, Cho Nam-Joos Buch gelesen zu haben, schlug ihr im Internet der Hass ihrer männlichen Fans entgegen.
„Geboren 1982“ ist ein gigantischer Erfolg mit weit über einer Million verkauften Exemplaren. Mittlerweile wurde es auch verfilmt. Koreanische Politiker berufen sich auf die fiktive Jederfrau Jiyoung, wenn sie Gesetzesvorhaben zur Gleichstellung beschließen. Feministische Literatur gibt es auf dem deutschsprachigen Markt inzwischen wie Sand am Meer. Von der Kampfschrift über das luzide Memoire bis zur umfassenden wissenschaftlichen Analyse findet sich nahezu alles aus vielen Teilen der Welt. Darunter Han Kangs „Die Vegetarierin“, ein Roman, der die Situation einer koreanischen Frau ungleich subtiler und poetischer verhandelt.
Aus europäischer Perspektive ist die Lektüre des ebenso leicht lesbaren wie spröden „Geboren 1982“ nicht zuletzt deshalb interessant, weil sie die Globalisierung als faszinierendes Kippbild vor Augen führt. Auch und gerade auf der Ebene der weltweiten Emanzipationsbewegungen. Fremdes und Vertrautes, kulturelle Parallelen und irritierende Besonderheiten überlagern sich in jedem Moment. Erst der Blick über den Tellerrand der eigenen Prägung macht einem bewusst, wie schwierig gesellschaftlicher Wandel wirklich ist.
Cho erzählt zweckorientiert,
ihre Literatur funktioniert
wie ein Stethoskop
Technisch ist Südkorea auf dem allerneuesten Stand, doch die Geschlechterrollen verändern sich kaum, erzählt Cho Nam-Joo in ihrem Bestsellerroman.
Foto: Imago
Cho Nam-Joo:
Kim Jiyoung, geboren 1982.
Roman. Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee.
Kiepenheuer & Witsch.
Köln 2021.
208 Seiten, 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de