• Gebundenes Buch

56 Kundenbewertungen

Der Weltbestseller von Cho Nam-Joo im attraktiven Geschenkbuchformat (9,2 x 14,4 cm). Passt in jede Hand- und Hosentasche.
Cho Nam-Joos minimalistische und doch messerscharfe Prosa hat nicht nur Leserinnen weltweit begeistert, sondern auch Massenproteste in Korea ausgelöst. »Kim Jiyoung, geboren 1982« zeigt das schmerzhaft gewöhnliche Leben einer Frau in Korea und gleichzeitig deckt es eine Alltagsmisogynie auf, die jeder Frau - egal, wo auf der Welt - nur allzu bekannt vorkommt.

Produktbeschreibung
Der Weltbestseller von Cho Nam-Joo im attraktiven Geschenkbuchformat (9,2 x 14,4 cm). Passt in jede Hand- und Hosentasche.

Cho Nam-Joos minimalistische und doch messerscharfe Prosa hat nicht nur Leserinnen weltweit begeistert, sondern auch Massenproteste in Korea ausgelöst. »Kim Jiyoung, geboren 1982« zeigt das schmerzhaft gewöhnliche Leben einer Frau in Korea und gleichzeitig deckt es eine Alltagsmisogynie auf, die jeder Frau - egal, wo auf der Welt - nur allzu bekannt vorkommt.
Autorenporträt
Cho Nam-Joo war neun Jahre lang als Drehbuchautorin fürs Fernsehen tätig. Ihr Roman 'Kim Jiyoung, geboren 1982' hat sich weltweit über zwei Millionen Mal verkauft und war auch in Deutschland ein großer Bestseller. Cho Nam-Joo lebt in Korea. Ki-Hyang Lee, geboren 1967 in Seoul, studierte Germanistik in Seoul, Würzburg und München. Sie lebt in München und arbeitet als Lektorin, Übersetzerin und Verlegerin. Sie übersetzte u.a. Han Kangs 'Die Vegetarierin' ins Deutsche.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Steffen Gnam sieht in Cho Nam-Joos Roman von 2016 eine subversive Betrachtung des Frauseins in Korea über drei Generationen einer Familie, mit all den Degradierungen, Demütigungen und Übergriffigkeiten, die damit verbunden seien. Dass sich der Text erst gegen Ende als Therapiesitzung entpuppt, keine stilistischen Ambitionen zeigt, dafür eingängige Bilder findet für die Diskriminierung und Tragik weiblicher Lebensläufe, lässt Gnam das Buch als Manifest begreifen. Männer bilden im Buch ein veritables Horrorkabinett aus mobbenden Lehrern, Grapschern und anzüglichen Taxifahrern, erklärt er.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.02.2021

Jederfrau außer sich
Diagnostisch nüchtern schreibt Cho Nam-Joo von der Zerrissenheit eines Frauenlebens in Südkorea, einer Gesellschaft,
die hypermodern und traditionell zugleich ist: Ihr Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ wurde ein Welterfolg
VON JULIANE LIEBERT
Es soll ja Menschen geben, die grundsätzlich keine Kritiken lesen – aus Angst vor Spoilern. Hier geht es um ein Buch, bei dem es so gut wie nichts zu spoilern gibt. Es heißt „Kim Jiyoung, geboren 1982“, die Autorin heißt Cho Nam-Joo, ihre Protagonistin ist eine sehr normale Frau aus Südkorea, die ein sehr normales Leben führt, das in geradezu stoisch normaler Sprache geschildert wird. Es gibt sogar Fußnoten.
Wozu Fußnoten? Wir haben es hier doch mit einem Roman zu tun? Nun, um die im Text erwähnten sozialen und ökonomischen Fakten zu belegen. Zum Beispiel: „Geschlechtsbestimmung und Abtreibung weiblicher Föten waren gesellschaftlich akzeptiert, als ob eine Tochter zu bekommen ein medizinischer Grund wäre.“ Denn „Geboren 1982“, im koreanischen Original 2016 erschienen, berichtet – das trifft den nüchternen Ton besser als „erzählt“ – von den widersprüchlichen Verhaltensregeln, den Übergriffen und unsichtbaren Grenzen, mit denen Jiyoung sich seit ihrer Kindheit herumschlagen muss.
In der Schule haben die Mädchen beim Mittagessen weniger Zeit als die Jungen und werden mit unpraktischen Kleidungsvorschriften schikaniert. Zu Hause werden die Brüder im Zweifelsfall bevorzugt, auch wenn die Mutter, die bei allen Kompromissen Eigensinn und Eigeninitiative bewahrt hat, immer wieder Freiräume für ihre Töchter schafft. Ihr ist es letztlich zu verdanken, dass es die Familie, die anfangs in schwierigen ökonomischen Verhältnissen lebt, zu einigem Wohlstand bringt. In Cho Nam-Joos nüchternem Report vom Leben einer „typischen“ Frau ihrer Generation steckt auch die Aufstiegsgeschichte des ganzen Landes.
Jiyoung trotzt den Widerständen. Sie studiert, findet einen ordentlichen Job und einen Ehemann, der sich zumindest bemüht, sie zu unterstützen. Aber die Doppelstandards für Frauen zehren an ihrer Energie. Zum Zusammenbruch kommt es, als sie schwanger wird und eine Tochter zur Welt bringt. Ihr Mann verdient mehr, also muss sie ihre Arbeitsstelle aufgeben. Zwischen Hausarbeit und Versorgung des Babys reibt sie sich auf. Eines Tages geht sie bei herrlichem Wetter zum ersten Mal seit Langem auswärts einen Kaffee trinken. Das Kind schläft. Gerade entspannt Jiyoung sich etwas, betrachtet aber auch wehmütig die Angestellten am Nachbartisch, die gerade Mittagspause machen: So saß sie früher mit ihren Kollegen beisammen. Da hört sie, dass die Männer über sie reden. Einer verwendet ein Schimpfwort, das Frauen bezeichnet, die es sich auf Kosten ihres Mannes gut gehen lassen.
Warum kann man „Geboren 1982“ nicht spoilern? Weil es nicht um eine spannende Geschichte geht, sondern um Literatur als präzises sozialdiagnostisches Verfahren, so zweckorientiert wie ein Stethoskop. Die Pointe wird gleich zu Beginn verraten: Jiyoung entwickelt eine dissoziative Symptomatik. Sie verwandelt sich unvermittelt in andere Frauen aus ihrem Umfeld. Sie spricht dann etwa als ihre Mutter oder ihre verstorbene Freundin. Der Roman berichtet, wie es dazu kommen konnte. Am Ende entpuppt er sich als Fallbeschreibung des behandelnden Psychiaters – ein Mann, der aber aus persönlichen Gründen für sich in Anspruch nimmt zu begreifen, unter welchem Druck koreanische Frauen stehen.
Krank ist die Gesellschaft. Manche von Jiyoungs Erfahrungen machen auch westliche Frauen: die Belästigungen etwa oder die Unvereinbarkeit von Kindererziehung und Karriere. In Ostasien prallen Hypermoderne und Tradition, die Erwartung totaler Flexibilität und strikte, patriarchalisch geprägte Moralvorstellungen allerdings mit einer Gewalt aufeinander, die vom gemütlichen Mitteleuropa aus höchstens zu erahnen ist. Südkorea hat ein flächendeckendes 5G-Netz, aber bis vor wenigen Jahren mussten Kinder den Nachnamen des Vaters annehmen. K-Pop ist das Zeitgeistphänomen schlechthin, aber als eine Sängerin verriet, Cho Nam-Joos Buch gelesen zu haben, schlug ihr im Internet der Hass ihrer männlichen Fans entgegen.
„Geboren 1982“ ist ein gigantischer Erfolg mit weit über einer Million verkauften Exemplaren. Mittlerweile wurde es auch verfilmt. Koreanische Politiker berufen sich auf die fiktive Jederfrau Jiyoung, wenn sie Gesetzesvorhaben zur Gleichstellung beschließen. Feministische Literatur gibt es auf dem deutschsprachigen Markt inzwischen wie Sand am Meer. Von der Kampfschrift über das luzide Memoire bis zur umfassenden wissenschaftlichen Analyse findet sich nahezu alles aus vielen Teilen der Welt. Darunter Han Kangs „Die Vegetarierin“, ein Roman, der die Situation einer koreanischen Frau ungleich subtiler und poetischer verhandelt.
Aus europäischer Perspektive ist die Lektüre des ebenso leicht lesbaren wie spröden „Geboren 1982“ nicht zuletzt deshalb interessant, weil sie die Globalisierung als faszinierendes Kippbild vor Augen führt. Auch und gerade auf der Ebene der weltweiten Emanzipationsbewegungen. Fremdes und Vertrautes, kulturelle Parallelen und irritierende Besonderheiten überlagern sich in jedem Moment. Erst der Blick über den Tellerrand der eigenen Prägung macht einem bewusst, wie schwierig gesellschaftlicher Wandel wirklich ist.
Cho erzählt zweckorientiert,
ihre Literatur funktioniert
wie ein Stethoskop
Technisch ist Südkorea auf dem allerneuesten Stand, doch die Geschlechterrollen verändern sich kaum, erzählt Cho Nam-Joo in ihrem Bestsellerroman.
Foto: Imago
Cho Nam-Joo:
Kim Jiyoung, geboren 1982.
Roman. Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee.
Kiepenheuer & Witsch.
Köln 2021.
208 Seiten, 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.05.2021

Eklat der Ehrlichkeit
Cho Nam-Joos Bestseller erzählt vom ganz normalen Wahnsinn eines südkoreanischen Frauenlebens

Eine Frau in den Dreißigern mit Mittelstandswohnung, süßem Kind und smartem Ehemann in Seoul verhält sich plötzlich auffällig, nuckelt am Daumen, redet in den Stimmen anderer und - ein Sakrileg in Korea - widersetzt sich der Schwiegermutter und dem patriarchalen Joch der Küchenarbeit beim Erntedankfest. Erst im Schlusskapitel entpuppt sich Cho Nam-Joos Roman "Kim Jiyoung, geboren 1982" als aus Therapiegesprächen von einem Psychologen zusammengestellte Lebenschronik einer typischen Koreanerin mit Allerweltsnamen: Das Buch erörtert die Trauer und Tragik verstellter Lebensläufe und die Genese eines schrittweisen Karriereverzichts und Persönlichkeitsverlusts.

Der im Original 2016 erschienene Band, der von Koreas MeToo-Bewegung über K-Pop-Stars bis hin zu ranghohen Politikern rezipiert, viel gepriesen und gern auch gebasht wurde, ist Koreas feministisches literarisches Manifest. Es wurde als Beklagen des fehlenden Beklagens zum Bestseller. Ohne größere stilistische Ambition oder Feindbilder rekapituliert die Autorin Cho Nam-Joo schlicht die in der Summe für die weibliche Psyche tödliche Aneinanderreihung von Anzüglichkeiten, Altherrenwitzen, Übergriffigkeiten und strukturellen Ungerechtigkeiten.

Sachbuchartige Details wie die niedrige Geburtenrate, späte Heirat, Koreas Lohngefälle zwischen Männern und Frauen (das größte innerhalb der OECD) oder die geringe Zahl von Frauen in Führungspositionen (2014 nur achtzehn Prozent) geben Kim Jiyoungs Erlebnissen etwas Universelles. Es ist eine exemplarische Unterdrückungs-, aber auch Ermächtigungsgeschichte von der Ungnade weiblicher Geburt (wegen der im Konfuzianismus bevorzugten Söhne) über Schikane und Degradierung in Schule und Hochschule bis zu Beruf und Heirat.

In den achtziger Jahren waren Geschlechtsbestimmung und Abtreibung weiblicher Föten gesellschaftlich akzeptiert. So trieb Jiyoungs Mutter ihre dritte Tochter ab, bis "endlich" ein Sohn geboren wurde. Vom Ende der neunziger Jahre an - 1999 wurde ein Gesetz gegen Geschlechterdiskriminierung erlassen, 2001 ein Frauenministerium gegründet - gab es dann einen emanzipatorischen Aufschwung, als koreanische Frauen ermuntert wurden, "alles erreichen zu wollen und zu können".

Drei Generationen stehen im Roman für den Wandel des Frauenbildes. Da ist die Großmutter, die dem Enkelsohn das Gros des Essens zuschustert. Dann die zwischen Tradition und Moderne hin- und hergerissene Mutter, die selbst ihren Traum zugunsten der Familie aufgab, Jiyoungs älterer Schwester deren Traumberuf einer Fernsehproduzentin ausredet und dabei aus Mitleid "mit der jungen Frau, die sie einmal gewesen war", weint. Und schließlich eben Jiyoung, die zunächst eigene Wege geht, studiert und bei einer Marketingagentur anheuert.

Doch Gleichberechtigung auf dem Papier geht mit patriarchaler Praxis, sexistischen Sprüchen und verlogener Sonderbehandlung von Frauen als "Blumen" am Arbeitsplatz einher. Das Dekanat verfasste nur für männliche Studenten Empfehlungsschreiben (denn kluge Frauen würden nur Scherereien machen), beim Vorstellungsgespräch werden Bewerberinnen nach ihrem Verhalten bei sexueller Belästigung abgefragt. In der Marketingfirma, wo Frauen Tätigkeiten wie das Kaffeekochen übernehmen, steigt der Männeranteil auf jeder Hierarchieebene. Elternzeit oder Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind wegen geringer Akzeptanz und des Problems der Kinderbetreuung eher theoretische Konzepte.

Schließlich geben Jiyoung und ihr vordergründig verständiger Ehemann Daehyon dem Druck des Kinderkriegens und den Diskussionen mit den Verwandten über Familienplanung nach - und auch der klassischen Rollenverteilung von Produktion und Reproduktion: Jiyoung kündigt wie jede fünfte verheiratete Koreanerin ihren Job. Doch Kindererziehung führt in die karrieretechnische Sackgasse, denn wie in Jiyoungs Fall bleibt der Wiedereinstieg auf dem Arbeitsmarkt oft auf Mindestlohnniveau stecken.

Cho erzählt von der Diskriminierung Schwangerer in der U-Bahn und über Klischeevorstellungen von schmarotzenden Müttern, die das Geld ihrer Gatten verjubeln. Sie übt Kritik an der Religion namens Mutterliebe als konfuzianisches Rollenspiel: "Ich werde vielleicht alles verlieren, meine Jugend, meine Gesundheit, mein soziales Umfeld genauso wie meine Arbeitsstelle . . . Aber was verlierst du?"

Das Horrorkabinett von Männern wie dem Lehrer, der das Mobbing der Mitschüler als Necken verharmlost, oder dem Vater, der Jiyoungs kurzen Rock für Stalking verantwortlich macht, von Grapschern im Bus und Taxifahrern, die auf ihrer ersten Tagesfahrt nie Frauen mitnehmen, von Firmenkunden, die Anzüglichkeiten als im Preis enthalten ansehen - es führt zu Jiyoungs Persönlichkeitsspaltung.

Cho prägt Bilder des Frauseins wie das der "Legofigur, deren Torso und Beine man in verschiedene Richtungen zog". Ihr Roman untergräbt wirkungsmächtig das Patriarchat in Korea, auch wenn das Land für Jiyoungs Generation noch eines der konfuzianischen Korsette ist, ein Diskriminierungslabyrinth ohne Exit-Strategie: "Fleißig und gewissenhaft arbeitend, hatte sie nach einem Ausgang gesucht, den es, wie sie nun erkannte, von Anfang an nicht gegeben hatte." Für Jiyoungs Tochter bleibt deshalb der Auftrag, "noch größer, höher und weiter" zu träumen.

STEFFEN GNAM

Cho Nam-Joo: "Kim Jiyoung, geboren 1982". Roman.

Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2021. 208 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
»Cho Nam-Joos feministischer Roman ist nicht nur ein mutiger Text über das moderne Südkorea, sondern ein Buch über Frauenbilder, das nicht umsonst weltweit einen Widerhall findet.« Meike Stein SR 2 Kulturradio 20210217