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Produktdetails
  • Verlag: Wiley & Sons
  • Seitenzahl: 228
  • Englisch
  • Abmessung: 230mm
  • Gewicht: 526g
  • ISBN-13: 9780470821312
  • ISBN-10: 0470821310
  • Artikelnr.: 12663175
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2005

Ein Führerleben

KIM JONG-IL. Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger. Unter dieses Motto könnte man das vorliegende Buch stellen. Es ist - was auch der Autor nicht in Frage stellt - unmöglich, über Kim Jong-il eine vernünftige Biographie zu schreiben. Es wäre ein Wunder, könnte man es. Das hat den britischen Journalisten, der seit mehr als zwei Jahrzehnten in Seoul lebt, nicht abhalten können, sich ihm schreibend zu nähern. Wäre das Thema des Buches nicht so ernst, müßte man von einem Meisterwerk sprechen. Es fällt nämlich in der Tat nicht leicht, die Erscheinungen von Herrschaft in Nordkorea mit heiligem Ernst zu beschreiben. Andererseits lassen sich zwar prächtige Scherze über den "großen" und den "geliebten" Führer machen. Aber die Herren Kim (Vater und Sohn) waren beziehungsweise sind die Urheber unendlichen Leids für ein Volk. Der Junior hält heute die ostasiatische Region mit seinem Atomprogramm in Atem. Verbieten sich also nicht Formulierungen wie jene, die Michael Breen der Wiedergabe einer nordkoreanischen Propagandaerzählung über die "Instruktionen" des Führers für den Betrieb einer Drehbank folgen läßt? Kim Jong-il hatte einer Frau "gezeigt", wie und wo man die Maschine mit Öl schmiert. Diesen Erkenntnisgewinn kommentiert der Autor so: "Und damit, darauf möchte ich wetten, begann seine [Kims] lebenslange Suche nach Schmiernippeln." In diesem Stil ist das ganze Buch gehalten. Ihn erhalten zu haben ist das große Verdienst des Übersetzers. Das kommt der Lesbarkeit sehr entgegen. Verharmlosungen des "Titelhelden", wie sie sich in vielen Veröffentlichungen über Nordkorea finden, liegen Breen fern. Er macht keinen Hehl aus seiner tiefen Abneigung gegenüber dem Unterdrücker von Pjöngjang. Er läßt sich, bei allem Hang zum Scherzen, aber nicht zu Hochnäsigkeit hinreißen. Vielmehr weist er auf in Korea (auch im Süden) durchaus übliche Formen der Verehrung Höherstehender hin. Dies erklärt zum Teil den ins Absurde getriebenen Personenkult um den Führer. Dessen Aberwitz wird herausgestellt. Breen stellt die Dinge aber in einen vernünftigen Zusammenhang. Mit solchen Informationen überdeckt er gekonnt die Tatsache, daß er das biographische Wunder eben doch nicht schaffen konnte. Aber solche Feinheiten haben Biographen zu allen Zeiten ja eher animiert als abgeschreckt. Aus der Lektüre des Buches lernt man eine Menge über Korea. Man erfährt viel über das System im Norden. Und den Rest muß man sich denken. (Michael Breen. Kim Jong-il. Nordkoreas "Geliebter Führer". Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2004. 247 Seiten, 24,90 [Euro].)

pes.

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