Mit Bürgerkriegsberichten aus Afrika traten im letzten Jahrzehnt Kindersoldaten als Autoren grausamer Gewalttaten ins öffentliche Bewusstsein der westlichen Welt. Ihr Einsatz entsetzt, irritiert, fasziniert, fallen doch widersprüchliche Rollen, Opfer und Täter, unmittelbar zusammen. Kindersoldaten widersprechen unserer Vorstellung von Kindheit. Sie stellen auch die fortschreitende ,Zivilisierung' der internationalen Beziehungen durch die rechtliche Einhegung von Krieg und Gewalt in Frage. Als Protagonisten »neuer Kriege« verkörpern sie die Aufhebung rechtlicher und sozialer Normen und die Brutalisierung des Konfliktaustrags. Doch entspricht diese Wahrnehmung lokalen Realitäten? Welche Handlungsoptionen haben Kinder und Jugendliche? Wie werden sie zu Gewalttätern? Die vorliegende Arbeit untersucht die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen in bewaffneten Konflikten anhand der Strukturierung von Raum, Zeit, Arbeit und Sozialen Beziehungen. Sie zeigt auf, wie die Manipulation dieser Bezüge zur Entgrenzung und Routinisierung von Gewalt und damit zur Perpetuierung von bewaffneten Konflikten beiträgt, und analysiert die Rolle von Kindern und Jugendlichen in diesem Prozess.