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Obskure Reime wie Sechs Beine hat der Elefant. Er wird auch Mißgeburt genannt, hilfreiche Reime wie Das ABC ist äußerst wichtig. Im Telefonbuch steht es richtig, ein rätselhaftes Ostermärchen (nur mit Ei und Eier aufzulösen), eine Anleitung zum Bau einer Windmühle und viele lustige Gedichte und Zeichnungen - allesamt garantiert verwirrend!

Produktbeschreibung
Obskure Reime wie Sechs Beine hat der Elefant. Er wird auch Mißgeburt genannt, hilfreiche Reime wie Das ABC ist äußerst wichtig. Im Telefonbuch steht es richtig, ein rätselhaftes Ostermärchen (nur mit Ei und Eier aufzulösen), eine Anleitung zum Bau einer Windmühle und viele lustige Gedichte und Zeichnungen - allesamt garantiert verwirrend!
Rezensionen
"Eine kleine Köstlichkeit. Erste Wege zum Nachdenken außer der Reihe. FF (fiel Fergnügen)!" (Basler Zeitung) "Die Verse und Geschichten sind zwerchfellerschütternd oder gedankenanregend. Das Schönste an Ringelnatz: Er jongliert mit der Sprache wie ein geschickter Zirkusartist mit Bällen oder Keulen. Kurz: Diese beiden Büchlein sind Fundgruben, die es ganz nach Geschmack schnell oder peu a peu zu entdecken lohnt. Illustriert sind die Kindereien von Ringelnatz selbst; zum Teil ergänzen die Zeichnungen die Reime, zum Teil stehen sie scheinbar zusammenhangslos daneben - und sind doch eigentlich eigene kleine Werke, die mit den Augen genußvoll erforscht werden können. Da tun sich ganz neue und verdrehte Welten auf." (Eselsohr) "Das Geheime Kinder-Spiel-Buch will Kinder verwirren; mit Unschuldsmiene stiftet es sie zu Unheil, Auflehnung, Bosheit an, und das ist sein Witz. Das Kinder-Verwirr-Buch lehrt die Kinder spielen." (Die Literatur) "Also Kinder erfinden Abzählreime, Spiele, welche die Erwachsenen niederträchtig nennen. Der Dichter gibt Lieder dazu, die für ihr Gemüt und bombenfest unschuldiges Gewissen passen, ferner eine Reihe sehr hübscher Bilderchen." (Berliner Börsen-Courier)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.06.2008

Wie man die Oma verhauen kann

"Dass Onkel Ringelnatz bisweilen / Ein herzbetrunkenes Kind gewesen", wie der Dichter selbst schreibt, das zeigt uns Norman Junge mit seinen Illustrationen zu einem Ringelnatz-Bilderbuch auf die schönste Weise.

Die Preisfrage: Bekommen Sie diesen Band noch? Denn die Auslieferung des Aufbau-Verlags könnte wegen des Insolvenzverfahrens ja irgendwann stocken, wie es schon die Auszahlung an die Autoren tut. Also los, in die Buchhandlungen und kaufen, was noch lieferbar ist von Norman Junges neuem Bilderbuch, auch wenn der Zeichner erst mal auf sein Geld wird warten müssen.

Uns aber nutzt der Kauf sofort. Denn man erwirbt ein Vergnügen. Das wird jeder wissen, der sich an andere Illustrationsbände des siebzigjährigen Künstlers erinnert. An "Fünfter sein" nach dem Gedicht von Ernst Jandl, zu dem Junge auch gleich noch einen zauberhaften Trickfilm produziert hat; diese Erinnerung ist auch noch nach elf Jahren frisch. Oder an Jandls "Immer höher" und "Ottos Mops", an Morgensterns "Schnupfen" oder an Junges Beitrag zum "Geheimen Kinder-Spielbuch" nach Texten von Joachim Ringelnatz. Und Ringelnatz, der liefert auch diesmal die Vorlagen ab: zum "Kinder-Verwirr-Buch". Und diesmal sind alle Zeichnungen von Norman Junge.

Verwirrbuch ist ein guter Name für diese Textauswahl, die überwiegend Gedichte, aber auch einen Nonsens-Rätseltext (in dem man lernt, für welches Wort die Buchstabenfolge "OOOO" steht) und ein Märchen mit dem kapriziösen Titel "Vom andern aus lerne die Welt begreifen" enthält. Nun, kapriziös ist Ringelnatz ganz sicher. Aber auf die beste Weise: indem er uns in seinen zugespitzt-verspielten Formulierungen all die bittersüßen Wahrheiten über das Kinder- und das Erwachsenendasein vorführt.

Dabei gibt es zwei entscheidende Faktoren, die sich strukturell ähneln: die kindliche Neugier und das erwachsene Kontrollbedürfnis (bezeichnenderweise nicht sich selbst, sondern eben den Kindern gegenüber). "Den Unterschied bei Mann und Frau / Sieht man durchs Schlüsselloch genau", dichtet Ringelnatz, und Junge zeichnet dazu ein winziges Mädchen, das auf den Zehenspitzen balanciert, um einen Blick ins golden aufleuchtende Schlüsselloch zu werfen. Dann in furchtbarer Lakonie: "Was du verschweigst, / Was du den andern nicht zeigst, / Was dein Mund spricht / Und deine Hand tut, / Es kommt alles ans Licht. / Sei ohnedies gut." Zu diesem bissigen Moralappell lässt Junge einen riesigen Augapfel über einem schlafenden Kind baumeln.

Aber Ringelnatz hat auch Trost parat: "Kinder, ihr müsst euch mehr zutrauen! / Ihr lasst euch von Erwachsenen belügen / Und schlagen! - Denkt mal: fünf Kinder genügen. / Um eine Großmama zu verhauen." Und Junge zeichnet in blauem Buntstift eine sichtlich geplagte Oma, auf der fünf winzige rote Blagen herumklettern. Aber von Prügeln keine Spur, sie lärmen bloß.

Das ist die Kunst von Norman Junge: dass er Ringelnatz nicht ab-, sondern ausbildet. Das Buch bietet illustrierte Interpretationen zu den Texten. Und wenn auch der Tod, der hier eine große Rolle spielt, nicht direkt dargestellt wird, so ist doch der leere Sessel des Großvaters, auf dem noch Brille und Hut liegen und neben dem zwei Krückstöcke lehnen, eindrucksvoll genug - zumal oben rechts noch ein Rauchkringel verweht. Ist das die Seele oder nur der letzte Rest der großväterlichen Zigarre?

Um Missverständnisse zu vermeiden: Die Texte und Bilder sind eher frech als melancholisch - und kongenial. Kannten wir Ringelnatz bisher so? Nein, kannten wir nicht. Sollten wir aber schleunigst kennenlernen.

ANDREAS PLATTHAUS

Joachim Ringelnatz: "Kinder-Verwirr-Buch". Mit Illustrationen von Norman Junge. Aufbau Verlag, Berlin 2008. 56 S., Abb., geb., 19,95 [Euro]. Ab 8 J.

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