Hoyerswerda - einst DDR-Musterstadt, in der morgens die Eltern in Schichtbussen davonrollten und die Kinder in einem Kollektiv aufwuchsen - erlangte durch die rassistischen Ausschreitungen 1991 traurige Berühmtheit. In ihrem dokumentarischen Roman verschränkt Grit Lemke die Stimmen der Kinder von Hoy zu einer mitreißenden Oral History und gibt einer Generation Gehör, für die Traum und Trauma dicht beieinanderlagen. Sie versammelt Gespräche mit Freunden und Familie und erzählt von ihrem eigenen Leben als Teil einer proletarischen Boheme um Gerhard Gundermann, die sich nachts im Kellerclub trifft und tagsüber malocht. Als nach der Wiedervereinigung Neonazis das erste Pogrom der Nachkriegszeit verüben, bleibt die Kulturszene tatenlos. Danach ist nichts mehr, wie es war ...
»Aber nicht nur die Machart von Lemke ist interessanter und vielschichtiger als manch anderes Zeitzeugnis über das real-sozialistische Alltagsleben ... Das Geheimnis, das den Leser immer wieder zu fesseln vermag, liegt auch im bislang eher weniger über die engen Grenzen von Hoyerswerda bekannten kulturellen Aktivistenkreis, der sich offensichtlich mit dem bekannteren in Prenzlauer Berg durchaus messen lassen konnte.« Gabreiele Oertel neues deutschland 20221018