Don Winslows Meisterwerk: eine Saga von Verbrechen, Verrat und Familie. Am Strand ist das Paradies. Am Strand verlor Kalifornien seine Unschuld. Aussteiger, die in Versuchung gerieten. Lokalhelden und Träumer, die nicht genug bekommen konnten. Drogen, Gier, der Sündenfall. Es ist eine Geschichte, die weit zurückreicht, bis in die Sechziger, als in Laguna Beach Surfer und Hippies zusammentrafen und einen Pakt mit dem Teufel schlossen. Eine brutale, majestätische, atemberaubende Geschichte. Laguna Beach heute: Ben, Chon und O sind jung und sehen unverschämt gut aus, sie leben gefährlich und sind erfolgreich damit. Ihr Geschäft: erstklassiges Marihuana. Als korrupte Cops und rivalisierende Dealer mitverdienen wollen, wehren sie sich, planen ihren nächsten Zug. Sie sind klug, sie halten zusammen, doch ihr Spiel ist riskant, ihr Gegner übermächtig. Und noch ahnen sie nicht, dass ihr Schicksal unauflösbar mit der Vergangenheit ihrer eigenen Familien verknüpft ist. Dass sie die Sünden ihrer Eltern geerbt haben. Was folgt, ist ein blutiger Kampf der Generationen. -- »Es war unmöglich Don Winslows schlanken, bissigen und durchbohrend witzigen Roman Zeit des Zorns zu Ende zu lesen, ohne einfach mehr davon zu wollen. Einfach viel zu gut, um zu polarisieren.« New York Times -- »Das nächste Wunder von Winslow!« UT San Diego --
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.20129. Alle Macht der Drogen
Wer gerade Oliver Stones Film "Savages" im Kino gesehen oder vorher sogar den Roman von Don Winslow gelesen hat (der auf Deutsch "Zeit des Zorns" heißt), der ist jetzt reif für "Kings of Cool". Der Titel ist kein leeres Versprechen. Don Winslow, 59, hat seine Prosa über die Jahre immer stärker verschlankt, hat sie immer elastischer und schneller werden lassen, so dass er inzwischen mühelos ein Tempo geht, das an James Ellroy erinnert. Und wo Ellroys Stakkato-Rhythmen eher hart und hämmernd werden, hat Winslow einen viel leichteren Anschlag.
Da ist mehr Ironie, mehr Eleganz im Spiel, da ist ein entspannterer Rhythmus, was sicher auch damit zu tun hat, dass Ellroy von blutigen Politverschwörungen erzählt und Winslow von Drogenhandel und Drogenkrieg, was zwar nun auch alles andere als unblutig oder unpolitisch, aber eben immer auch von südkalifornischer Surfer- und Kiffergelassenheit durchdrungen ist.
"Kings of Cool" fängt dort an, wo die Helden aus "Zeit des Zorns" ihre Wurzeln haben: Ben, der liberale Psychotherapeutensohn, Chon, der Elitesoldat, der zum Einsatz nach Afghanistan muss, O, das verwöhnte Orange-County-Girl, das die beiden zwar liebt, aber noch nicht in einer Dreiecksbeziehung mit ihnen lebt. Noch sind wir im Jahr 2005, noch sind Ben und Chon eher Kleingewerbetreibende mit Start-up-Qualitäten im großen Marihuana-Geschäft. Und dazu wirft die Vergangenheit ihre langen, langen Schatten. Wie Winslow in gut dosierten, bis ins Jahr 1967 reichenden Rückblenden die Geschichte des Drogenhandels in der Region zugleich als Familienepos erzählt, als Geschichte von Surfern, Hippies und Dealern, in welche auch die Eltern von Chon, Ben und O auf sehr verschiedene Weise verstrickt sind, das ist großartig.
Und es ist dieser coole, lässige Stil, der Kalifornien mal als Hölle und mal als Paradies erscheinen lässt, ohne dass sich daraus Widersprüche ergeben würden, und der die Verhältnisse so unnachahmlich auf den Punkt bringt: "In dem großen Spielfilm, der das illegale Drogengeschäft ist, agiert man nicht als Schauspieler, Autor, Regisseur oder Produzent. Man ist der Agent der Stars. Wenn man den zehn wichtigsten Dealern im eigenen Gebiet jeweils fünfzehn Prozent abknöpft, ist man automatisch selbst der größte Dealer. Ohne jemals eine Droge auch nur angefasst zu haben. Kleines Risiko, großer Profit." Bingo!
Peter Körte
Don Winslow: "Kings of Cool". Roman. Deutsch von Conny Lösch. Suhrkamp, 351 Seiten, 19,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer gerade Oliver Stones Film "Savages" im Kino gesehen oder vorher sogar den Roman von Don Winslow gelesen hat (der auf Deutsch "Zeit des Zorns" heißt), der ist jetzt reif für "Kings of Cool". Der Titel ist kein leeres Versprechen. Don Winslow, 59, hat seine Prosa über die Jahre immer stärker verschlankt, hat sie immer elastischer und schneller werden lassen, so dass er inzwischen mühelos ein Tempo geht, das an James Ellroy erinnert. Und wo Ellroys Stakkato-Rhythmen eher hart und hämmernd werden, hat Winslow einen viel leichteren Anschlag.
Da ist mehr Ironie, mehr Eleganz im Spiel, da ist ein entspannterer Rhythmus, was sicher auch damit zu tun hat, dass Ellroy von blutigen Politverschwörungen erzählt und Winslow von Drogenhandel und Drogenkrieg, was zwar nun auch alles andere als unblutig oder unpolitisch, aber eben immer auch von südkalifornischer Surfer- und Kiffergelassenheit durchdrungen ist.
"Kings of Cool" fängt dort an, wo die Helden aus "Zeit des Zorns" ihre Wurzeln haben: Ben, der liberale Psychotherapeutensohn, Chon, der Elitesoldat, der zum Einsatz nach Afghanistan muss, O, das verwöhnte Orange-County-Girl, das die beiden zwar liebt, aber noch nicht in einer Dreiecksbeziehung mit ihnen lebt. Noch sind wir im Jahr 2005, noch sind Ben und Chon eher Kleingewerbetreibende mit Start-up-Qualitäten im großen Marihuana-Geschäft. Und dazu wirft die Vergangenheit ihre langen, langen Schatten. Wie Winslow in gut dosierten, bis ins Jahr 1967 reichenden Rückblenden die Geschichte des Drogenhandels in der Region zugleich als Familienepos erzählt, als Geschichte von Surfern, Hippies und Dealern, in welche auch die Eltern von Chon, Ben und O auf sehr verschiedene Weise verstrickt sind, das ist großartig.
Und es ist dieser coole, lässige Stil, der Kalifornien mal als Hölle und mal als Paradies erscheinen lässt, ohne dass sich daraus Widersprüche ergeben würden, und der die Verhältnisse so unnachahmlich auf den Punkt bringt: "In dem großen Spielfilm, der das illegale Drogengeschäft ist, agiert man nicht als Schauspieler, Autor, Regisseur oder Produzent. Man ist der Agent der Stars. Wenn man den zehn wichtigsten Dealern im eigenen Gebiet jeweils fünfzehn Prozent abknöpft, ist man automatisch selbst der größte Dealer. Ohne jemals eine Droge auch nur angefasst zu haben. Kleines Risiko, großer Profit." Bingo!
Peter Körte
Don Winslow: "Kings of Cool". Roman. Deutsch von Conny Lösch. Suhrkamp, 351 Seiten, 19,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
"Schnell, sarkastisch, szenisch" erzählt Don Winslow in seinem neuen Krimi die Vorgeschichte der Figuren aus seinem Roman "Zeit des Zorns" und damit deren Einstieg in die Welt des Drogenhandels und -kriegs rund um die mexikanische Grenze, berichtet Andreas Fanizadeh in einer kurzen, durch großzügiges Zitieren regelrecht verknappten Rezension. Zwei Aspekte hält er für bemerkenswert: Nicht nur staunt er über den undurchsichtigen Staat neben dem Staat, den die Drogenwirtschaft im Illegalen etabliert hat, sondern auch darüber, dass sich dieser - anders als man vermuten würde - nicht in Lateinamerika, sondern auf dem Gebiet der USA befindet.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Der Winslow-Mix ist aufregend wie stets, er entwickelt ein episches Panorama voller Sonne, Surfern, Sexualerlebnissen. Er schreibt eine PopArt/Cut-up/Heavy Metal Version eines Höllensturzes, voller Zitate aus Filmen, Büchern, Songs. California dreaming? Vergiss es."
Holger Kreitling, DIE WELT 01.10.2012
Holger Kreitling, DIE WELT 01.10.2012