Eine mutige Frau und ein genialer Professor: Marie Tièches sicht auf das Spitzbergen-Experiment
Britisch, spitzig und ein bisschen verrückt: ein Allroundtalent mit Bestsellerqualitäten
Es ist ein drehbuchreifer Beginn: In einem Pub der spitzbergischen Stadt Longyearbyen trifft die Britin Marie Tièche auf den deutschen Professor Hauke Trinks, der sie kurzerhand zur Teilnahme an einer Expedition einlädt. Ein Jahr in einer Hütte im ewigen Eis nördlich von Spitzbergen. Alleine mit ihm und zwei Hunden. Nach einer Stunde der Unterhaltung nimmt die lebenstüchtige und unternehmungslustige Marie das Angebot an und sagt sich: 'Ich muss verrückt sein'.
Unter einfachsten Bedingungen sind die beiden Fremden völlig auf sich allein gestellt: auf Monate von der Welt abgeschnitten in einer 20 qm großen Hütte, die zugleich Behausung und Labor ist. Der lange Winter bringt neue Erfahrungen und einschneidende Erlebnisse für Marie: die bedrohliche Begegnung mit Eisbären; die Einsamkeit, die Kälte und die lange Dunkelheit der Polarnacht, die Arbeit eines Forschers. Als der Eisbrecher nach einem Jahr wiederkommt, ist klar, beide haben die Extremsituation gemeistert und Marie bereut keine Minute ihres Aufenthalts. Ein sehr persönlicher Bericht einer starken Frau.
Britisch, spitzig und ein bisschen verrückt: ein Allroundtalent mit Bestsellerqualitäten
Es ist ein drehbuchreifer Beginn: In einem Pub der spitzbergischen Stadt Longyearbyen trifft die Britin Marie Tièche auf den deutschen Professor Hauke Trinks, der sie kurzerhand zur Teilnahme an einer Expedition einlädt. Ein Jahr in einer Hütte im ewigen Eis nördlich von Spitzbergen. Alleine mit ihm und zwei Hunden. Nach einer Stunde der Unterhaltung nimmt die lebenstüchtige und unternehmungslustige Marie das Angebot an und sagt sich: 'Ich muss verrückt sein'.
Unter einfachsten Bedingungen sind die beiden Fremden völlig auf sich allein gestellt: auf Monate von der Welt abgeschnitten in einer 20 qm großen Hütte, die zugleich Behausung und Labor ist. Der lange Winter bringt neue Erfahrungen und einschneidende Erlebnisse für Marie: die bedrohliche Begegnung mit Eisbären; die Einsamkeit, die Kälte und die lange Dunkelheit der Polarnacht, die Arbeit eines Forschers. Als der Eisbrecher nach einem Jahr wiederkommt, ist klar, beide haben die Extremsituation gemeistert und Marie bereut keine Minute ihres Aufenthalts. Ein sehr persönlicher Bericht einer starken Frau.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.11.2005Einmal Polarnacht und zurück
Der Anfang dieser (Liebes-)Geschichte ist ziemlich spontan. Die Engländerin Marie Tièche lebt in Longyearbyen auf Spitzbergen, dort gibt es einen Pub. Eines Abends spricht sie ein Deutscher an, sie kommen nett ins Plaudern, er fragt sie, ob sie ihn begleiten würde bei einer Überwinterung, im Norden Spitzbergens, nur sie beide, ein Jahr in einer Hütte am Rande der bewohnbaren Welt. Sie sagt ja. Der Deutsche, Hauke Trinks, ehemaliger Präsident der Technischen Universität Hamburg-Harburg, forscht über das Leben von Bakterien im Eis, die Engländerin erforscht hingegen mehr ihr Seelenleben und näht. Außer einem umfangreichen Tagebuch ist ein riesiger Quilt das Ergebnis ihrer langen Monate in der Polarnacht. "Insgesamt nähte ich aus 1872 Stoffstückchen 144 viereckige Teile." Frauen scheinen gerade in der unwirtlichsten Umgebung einen verstärkten Hang zur Häuslichkeit zu entwickeln, während der Mann hinausgeht, Bakterien zählt und Bären verjagt. Immerhin darf auch Marie am Ende des Aufenthalts einen Eisbär in die Flucht schlagen: Indem sie laut Kochtöpfe aneinanderschlägt. Tièches Buch ist unterhaltsam, aber übertroffen wird es mit Leichtigkeit von einem älteren Buch zum selben Thema: In den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts überwinterte die Österreicherin Christiane Ritter mit ihrem Mann in einer Bucht nur ein paar Kilometer entfernt von Kinnvika. Ihre Schilderung "Eine Frau erlebt die Polarnacht" ist ein Klassiker der Arktis-Literatur. Ritter gelang die Beschreibung ihrer Erlebnisse an der Küste von "Bangenhuk, Jammerbucht, Sörgebai und Todmannsbuk" zugleich anrührender und humorvoller. Aber ohne Handarbeitsstunden ging es auch bei Ritter nicht: "Leider habe ich vergessen, wie man Fersen strickt. In unserer Verzweiflung trennen wir einen Strumpf nach dem andern auf, um den geheimnisvollen Weg der Masche zu ergründen."
bär
"Kinnvika. 80° Nord. Eine Frau, ein Mann und die Einsamkeit der Polarnacht" von Marie Tièche. Frederking und Thaler Verlag, München 2005. 222 Seiten, einige Abbildungen. Gebunden, 22 Euro. ISBN 3-89405-493-X.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Anfang dieser (Liebes-)Geschichte ist ziemlich spontan. Die Engländerin Marie Tièche lebt in Longyearbyen auf Spitzbergen, dort gibt es einen Pub. Eines Abends spricht sie ein Deutscher an, sie kommen nett ins Plaudern, er fragt sie, ob sie ihn begleiten würde bei einer Überwinterung, im Norden Spitzbergens, nur sie beide, ein Jahr in einer Hütte am Rande der bewohnbaren Welt. Sie sagt ja. Der Deutsche, Hauke Trinks, ehemaliger Präsident der Technischen Universität Hamburg-Harburg, forscht über das Leben von Bakterien im Eis, die Engländerin erforscht hingegen mehr ihr Seelenleben und näht. Außer einem umfangreichen Tagebuch ist ein riesiger Quilt das Ergebnis ihrer langen Monate in der Polarnacht. "Insgesamt nähte ich aus 1872 Stoffstückchen 144 viereckige Teile." Frauen scheinen gerade in der unwirtlichsten Umgebung einen verstärkten Hang zur Häuslichkeit zu entwickeln, während der Mann hinausgeht, Bakterien zählt und Bären verjagt. Immerhin darf auch Marie am Ende des Aufenthalts einen Eisbär in die Flucht schlagen: Indem sie laut Kochtöpfe aneinanderschlägt. Tièches Buch ist unterhaltsam, aber übertroffen wird es mit Leichtigkeit von einem älteren Buch zum selben Thema: In den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts überwinterte die Österreicherin Christiane Ritter mit ihrem Mann in einer Bucht nur ein paar Kilometer entfernt von Kinnvika. Ihre Schilderung "Eine Frau erlebt die Polarnacht" ist ein Klassiker der Arktis-Literatur. Ritter gelang die Beschreibung ihrer Erlebnisse an der Küste von "Bangenhuk, Jammerbucht, Sörgebai und Todmannsbuk" zugleich anrührender und humorvoller. Aber ohne Handarbeitsstunden ging es auch bei Ritter nicht: "Leider habe ich vergessen, wie man Fersen strickt. In unserer Verzweiflung trennen wir einen Strumpf nach dem andern auf, um den geheimnisvollen Weg der Masche zu ergründen."
bär
"Kinnvika. 80° Nord. Eine Frau, ein Mann und die Einsamkeit der Polarnacht" von Marie Tièche. Frederking und Thaler Verlag, München 2005. 222 Seiten, einige Abbildungen. Gebunden, 22 Euro. ISBN 3-89405-493-X.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Ganz unterhaltsam", aber nicht wirklich prickelnd findet Rezensent "bär" diese Beschreibung einer Überwinterung im Norden Spitzbergens. Die Liebesgeschichte zwischen einem Bakterienforscher und der Autorin, die "bär" zufolge "mehr ihr Seelenleben" erforscht, welche zum Ausgangspunkt der Reise wird, gefiel dem Rezensenten scheinbar am besten. Der "verstärkte Hang zur Häuslichkeit", den die Autorin dann während eines Jahres in einer Hütte "am Rande der bewohnbaren Welt" entwickelt, sowie der Bakterien zählende und Bären vertreibende Gefährte scheinen jedoch längerfristig nicht wirklich lohnende literarische Objekte zu sein.
© Perlentaucher Medien GmbH
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