Produktdetails
- Ullstein Taschenbuch
- Verlag: Ullstein TB
- Seitenzahl: 188
- Abmessung: 12mm x 123mm x 187mm
- Gewicht: 164g
- ISBN-13: 9783548267029
- ISBN-10: 3548267025
- Artikelnr.: 07943146
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.1999Zeit-Raum
KIRCHE. Hat die evangelische Kirche überhaupt noch Zukunft? Während die Selbstzerfleischung in manchen kirchlichen Kreisen zur Lieblingsbeschäftigung geworden zu sein scheint, sind die Erwartungen an die seelsorgerliche Kompetenz der Kirche ungebrochen. Vermutlich wird sie nicht in den bisherigen volkskirchlichen Strukturen weiter existieren können. Doch dafür ist weniger die Finanzkrise verantwortlich als der gewaltige Bildungsabbruch in der protestantischen Tradition. Der Sammelband "Kirche ohne Zukunft? Evangelische Kirche - Wege aus der Krise" will nicht in die allgemeine Klage einstimmen, sondern nach den Ursachen für den gesellschaftlichen Bedeutungsverlust fragen und mögliche Auswege aus der schwierigen Lage weisen. Aus psychoanalytischer, theologiegeschichtlicher, religionspädagogischer, gemeindetheologischer, kirchenleitender und praktischer Perspektive werden die Schwachstellen gegenwärtiger Frömmigkeit und Theologie erläutert, zugleich aber Vorschläge für ein Umdenken und eine zeitgemäße Praxis gemacht.
Der Freiburger Psychoanalytiker Tilman Moser zeigt, wie ruinös sich der Missbrauch von Andacht und Glauben für die gesamte religiöse Sozialisation auswirkt, weil sie den Kern der Person trifft. Die Reduktion von Religion auf Moral oder Metaphysik ist nicht nur unzulässig, sondern verletzt auch die Verantwortung, die Religionslehrer und Pfarrer für die Vermittlung eines elementaren christlichen Traditionsbestandes übernehmen. Warum das christliche Grundwissen allmählich schwindet und inwiefern die Verweigerung kirchlicher Funktionseliten und ihr schizoides Rollenverständnis sowie die Infantilisierung der Religion dazu beigetragen haben, erläutert in einem theologiegeschichtlichen Beitrag der Augsburger Theologe Friedrich Wilhelm Graf. Die Zukunftslosigkeit einer Kirche, die sich nur noch an Kirchenleute wendet, erläutert der Präsident des Landeskirchenamtes der Hannoverschen Kirche, Eckhart von Vietinghoff. Er kann der verbreiteten Umstrukturierungseuphorie nichts abgewinnen, zumal diese vor allem kirchlicher Nabelschau dient. Die Kirche der Zukunft, meint er in seinem abschließenden Beitrag, muß wieder Zeit und Lebensraum für die Frage nach Gott, für das existentiell Religiöse eröffnen. Herausgegeben hat den Sammelband Heike Schmoll, die für evangelische Kirche und Theologie zuständige Redakteurin dieser Zeitung. (Heike Schmoll : Kirche ohne Zukunft? Evangelische Kirche - Wege aus der Krise. PropyläenFORUM, TB 26702. Verlag Ullstein, Berlin 1999. 188 Seiten, 16,90 Mark.)
F.A.Z.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
KIRCHE. Hat die evangelische Kirche überhaupt noch Zukunft? Während die Selbstzerfleischung in manchen kirchlichen Kreisen zur Lieblingsbeschäftigung geworden zu sein scheint, sind die Erwartungen an die seelsorgerliche Kompetenz der Kirche ungebrochen. Vermutlich wird sie nicht in den bisherigen volkskirchlichen Strukturen weiter existieren können. Doch dafür ist weniger die Finanzkrise verantwortlich als der gewaltige Bildungsabbruch in der protestantischen Tradition. Der Sammelband "Kirche ohne Zukunft? Evangelische Kirche - Wege aus der Krise" will nicht in die allgemeine Klage einstimmen, sondern nach den Ursachen für den gesellschaftlichen Bedeutungsverlust fragen und mögliche Auswege aus der schwierigen Lage weisen. Aus psychoanalytischer, theologiegeschichtlicher, religionspädagogischer, gemeindetheologischer, kirchenleitender und praktischer Perspektive werden die Schwachstellen gegenwärtiger Frömmigkeit und Theologie erläutert, zugleich aber Vorschläge für ein Umdenken und eine zeitgemäße Praxis gemacht.
Der Freiburger Psychoanalytiker Tilman Moser zeigt, wie ruinös sich der Missbrauch von Andacht und Glauben für die gesamte religiöse Sozialisation auswirkt, weil sie den Kern der Person trifft. Die Reduktion von Religion auf Moral oder Metaphysik ist nicht nur unzulässig, sondern verletzt auch die Verantwortung, die Religionslehrer und Pfarrer für die Vermittlung eines elementaren christlichen Traditionsbestandes übernehmen. Warum das christliche Grundwissen allmählich schwindet und inwiefern die Verweigerung kirchlicher Funktionseliten und ihr schizoides Rollenverständnis sowie die Infantilisierung der Religion dazu beigetragen haben, erläutert in einem theologiegeschichtlichen Beitrag der Augsburger Theologe Friedrich Wilhelm Graf. Die Zukunftslosigkeit einer Kirche, die sich nur noch an Kirchenleute wendet, erläutert der Präsident des Landeskirchenamtes der Hannoverschen Kirche, Eckhart von Vietinghoff. Er kann der verbreiteten Umstrukturierungseuphorie nichts abgewinnen, zumal diese vor allem kirchlicher Nabelschau dient. Die Kirche der Zukunft, meint er in seinem abschließenden Beitrag, muß wieder Zeit und Lebensraum für die Frage nach Gott, für das existentiell Religiöse eröffnen. Herausgegeben hat den Sammelband Heike Schmoll, die für evangelische Kirche und Theologie zuständige Redakteurin dieser Zeitung. (Heike Schmoll : Kirche ohne Zukunft? Evangelische Kirche - Wege aus der Krise. PropyläenFORUM, TB 26702. Verlag Ullstein, Berlin 1999. 188 Seiten, 16,90 Mark.)
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