Ein Reisender, den es nach Klagenfurt verschlägt, kann sich keinen besseren Guide wünschen als Egyd Gstättner. Der Schriftsteller nimmt ihn an der Hand und führt launig schwadronierend und kenntnisreich durch die Wörtherseemetropole. Den Lindwurm auf dem Neuen Platz lässt er zwar links liegen, dafür darf man sich über tausendundeine Hintergrundinformation der Stadtgeschichte freuen, über Anekdoten und persönliche Erinnerungen an Kulturschaffende in Klagenfurt sowie über akademische Ausführungen zur Verfassung des legendären KAC und zur Situation des Fußballs an sich. Unweigerlich taucht man ein in die Gedankenwelt des Schriftstellers, der vergnüglich und scharfsinnig von Denkmälern und Friedhöfen, von Töchtern und Söhnen der Stadt, von Politik und Sport erzählt - und vom Wörthersee.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.05.2020Tigerbikinis am Wörthersee
Was verbindet Klagenfurt mit Paris? Der Schriftsteller Julien Green. Er war neunzig Jahre alt, als er nach Kärnten flog, um bei der Premiere seines Stückes "Süden" dabei zu sein. Damals verliebte er sich so heftig in die Stadt, dass er den Wunsch äußerte, dort begraben zu liegen. Und so geschah es. Er wurde 1998 in der Pfarrkirche St. Egid bestattet. Derlei Anekdoten erzählt Egyd Gstättner, Autor zahlreicher Romane und Essaybände, in seinem Buch "Klagenfurt - Was der Tourist sehen sollte" - jenseits von Lindwurm, Pestsäule und Minimundus. Gstättner gelingt es, für einen Zwischenstopp in seiner Heimat zu werben. In einer zweitägigen Tour, die er hintersinnig kommentiert, führt er den Leser zu den Plätzen, an denen Wissenswertes, absonderliche Geschichten und persönliche Erinnerungen wohnen. Beginnend beim Grab von Ingeborg Bachmann am Friedhof Annabichl, geht es über das Eishockeystadion - der KAC ist vielfacher österreichischer Meister - zu den Fresken in der Bahnhofshalle, die den Künstler Giselbert Hoke dereinst als Skandalmaler brandmarkten, und weiter zu Orloff-Torte und Kasnudeln. Auf dass man gut gestärkt Gustav Mahlers Komponierhäuschen bewundere und die leicht angegrauten "süßen Mäderln in ihren Tigerbikinis" auf den Bootsstegen am Wörthersee. Egyd Gstättner zeigt sich als charmant-boshafter und zugleich selbstironischer Guide. "Der Geist weht, wo er will", meint er. In diesem launigen Bändchen ist er zu spüren.
aber
"Klagenfurt - Was der Tourist sehen sollte" von Egyd Gstättner. Picus Verlag, Wien 2020. 192 Seiten. Gebunden, 20 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was verbindet Klagenfurt mit Paris? Der Schriftsteller Julien Green. Er war neunzig Jahre alt, als er nach Kärnten flog, um bei der Premiere seines Stückes "Süden" dabei zu sein. Damals verliebte er sich so heftig in die Stadt, dass er den Wunsch äußerte, dort begraben zu liegen. Und so geschah es. Er wurde 1998 in der Pfarrkirche St. Egid bestattet. Derlei Anekdoten erzählt Egyd Gstättner, Autor zahlreicher Romane und Essaybände, in seinem Buch "Klagenfurt - Was der Tourist sehen sollte" - jenseits von Lindwurm, Pestsäule und Minimundus. Gstättner gelingt es, für einen Zwischenstopp in seiner Heimat zu werben. In einer zweitägigen Tour, die er hintersinnig kommentiert, führt er den Leser zu den Plätzen, an denen Wissenswertes, absonderliche Geschichten und persönliche Erinnerungen wohnen. Beginnend beim Grab von Ingeborg Bachmann am Friedhof Annabichl, geht es über das Eishockeystadion - der KAC ist vielfacher österreichischer Meister - zu den Fresken in der Bahnhofshalle, die den Künstler Giselbert Hoke dereinst als Skandalmaler brandmarkten, und weiter zu Orloff-Torte und Kasnudeln. Auf dass man gut gestärkt Gustav Mahlers Komponierhäuschen bewundere und die leicht angegrauten "süßen Mäderln in ihren Tigerbikinis" auf den Bootsstegen am Wörthersee. Egyd Gstättner zeigt sich als charmant-boshafter und zugleich selbstironischer Guide. "Der Geist weht, wo er will", meint er. In diesem launigen Bändchen ist er zu spüren.
aber
"Klagenfurt - Was der Tourist sehen sollte" von Egyd Gstättner. Picus Verlag, Wien 2020. 192 Seiten. Gebunden, 20 Euro.
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