Die kühle und schockierende Analyse eines stalinistischen Massenmordes: Während der Perestroika mühsam zugegeben,wurden die Archive unter Putin wieder geschlossen, mit der Begründung: »Eine demographische Motivation hat es nicht gegeben.«Das Massaker von Katyn 1940, in dem zehntausende von Polen, überwiegend Offiziere und Intellektuelle, ermordet und ihre Angehörigen deportiert wurden, war ein Versuch der Klassensäuberung. Zaslavsky hat die unter Jelzin zugänglichen Akten durchgearbeitet und kommt zu diesem Schluss, der freilich eine lange Vorgeschichte hat: Der Klassenmord fand in der kurzen Zeit des Hitler-Stalin-Pakts statt. Nach der Entdeckung wurde er von Hitlers Propaganda instrumentalisiert, während die Führung der Sowjetunion das Verbrechen der Wehrmacht anlastete. Die westlichen Alliierten hingegen wählten die diplomatischeTaktik des Schweigens - eine Taktik, die den auf Seiten der Alliierten stehenden Polen unverständlich geblieben ist. Noch heute lastet dieses »Beschweigen« auf dem Verhältnis der Polen zu Europa und den ohnehin schwierigen Beziehungen zu Russland.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Wenig neue Fakten zum Hergang, aber viel zu ihrer sachgerechten Interpretation trägt dieses "präzise und gut lesbare" Buch laut Rezensent Rudolf Walther zur Sicht auf die stalinistischen Verbrechen an wahrscheinlich 22.000 polnischen Kriegsgefangenen bei. Der Grund für die Auffrischung der Perspektive sieht Walter vor allem in der Tatsache begründet, dass der russische Soziologe Victor Zaslavsky neue Quellenfunde aus ehemals sowjetischen Archiven ausgewertet hat. Zentrale These sei, dass es sich bei den Morden von Katyn um eine Klassensäuberung gehandelt habe, die nicht ideologisch, sondern vom schieren Hass auf Gebildete und Besitzende motiviert gewesen sei.
© Perlentaucher Medien GmbH
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