War der Deutschunterricht 1871-1914 ein staatliches Instrument zur Erziehung nationalchauvinistischer Untertanen? Inszenierte er in diesem Zuge einen geistlosen "Klassiker-Kult"? Seit den 1970er Jahren verstellen solche Vorstellungen den Blick auf Kanonisierungsvorgänge, die wesentlich vielschichtiger sind.
Die Studie analysiert den Diskurs sich formierender deutscher Fachdidaktik. Dieser kreiste um Schriften Lessings, Goethes und Schillers, die nicht allein zu erstrangigen Unterrichtsstoffen erklärt wurden, sondern auch andersherum in essenzieller Weise auf die didaktischen Standpunkte rückwirkten. Das Verhältnis von Klassik und Didaktik erweist sich als ein synergetisches: Einerseits wurden die "Klassiker" im Rahmen des Deutschunterrichts kanonisiert, andererseits vollzog sich die Institutionalisierung von Unterrichtszielen, -methoden und -stoffen maßgeblich unter dem Einfluss "klassischer" Philosopheme.
Gezeigt wird, inwieweit der ideelle Kern historischer Didaktik auf "Klassiker"-Rezeption zurückgeht und in welcher Weise wiederum didaktische Überlegungen Lesarten der "Klassiker" beeinflussten. Die Kanonisierung der "Klassiker" und die Institutionalisierung des Deutschunterrichts geraten dabei gleichermaßen in den Blick.
Die Studie analysiert den Diskurs sich formierender deutscher Fachdidaktik. Dieser kreiste um Schriften Lessings, Goethes und Schillers, die nicht allein zu erstrangigen Unterrichtsstoffen erklärt wurden, sondern auch andersherum in essenzieller Weise auf die didaktischen Standpunkte rückwirkten. Das Verhältnis von Klassik und Didaktik erweist sich als ein synergetisches: Einerseits wurden die "Klassiker" im Rahmen des Deutschunterrichts kanonisiert, andererseits vollzog sich die Institutionalisierung von Unterrichtszielen, -methoden und -stoffen maßgeblich unter dem Einfluss "klassischer" Philosopheme.
Gezeigt wird, inwieweit der ideelle Kern historischer Didaktik auf "Klassiker"-Rezeption zurückgeht und in welcher Weise wiederum didaktische Überlegungen Lesarten der "Klassiker" beeinflussten. Die Kanonisierung der "Klassiker" und die Institutionalisierung des Deutschunterrichts geraten dabei gleichermaßen in den Blick.
"Manuel Mackasares verdienstvolle Studie entstand im Rahmen einer Dissertation und wurde 2016 mit dem "Dissertationspreis Kulturwissenschaften" der Ruhr-Universität Bochum ausgezeichnet. Dies verweist auf die Relevanz und Qualität der Forschungsleistung, die nicht nur neue Impulse für die historische Fachdidaktik speziell zur Konstituierung des Deutschunterrichts im Kaiserreich setzt, sondern auch belegt, inwiefern quellengestütztes Arbeiten tradierte und etablierte Allgemeinplätze in der Forschungsliteratur differenzieren und sogar falsifizieren kann. Es gelingt Mackasare dank einer wissenschaftlich präzisen, aber keineswegs zu abstrakten Sprache und dank einer hohen Reflexivität, über die zeitliche Diastase mancher Leitbegriffe durch semantische Überlegungen hinwegzuhelfen, sodass die dargestellten Sachverhalte plausibel und nachvollziehbar werden."
Torsten Mergen in: Literaturkreitik, 14.06.2018 https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=24596
Torsten Mergen in: Literaturkreitik, 14.06.2018 https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=24596