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Die "Klassiker des politischen Denkens" haben sich mit sechs Auflagen über mehr als 30 Jahre hinweg erfolgreich verkauft und werden nun in neuer Ausstattung in der Beck'schen Reihe vorgelegt. Alle Beiträge sind überarbeitet worden; über die Hälfte davon wurde gänzlich neu geschrieben.
Rezensionen/Reviews:
"Es gibt keine bessere Zusammenschau, die gleichermaßen für den Laien, wie für den berufsmäßig mit der Politik befaßten geeignet ist." (Süddeutscher Rundfunk)
Band 1:
Plato - Aristoteles - Cicero - Augustinus - Thomas von Aquin - Dante - Marsilius von Padua - Machiavelli - Thomas Morus - Luther - Vitoria - Grotius - Bodin - Hobbes
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Produktbeschreibung
Die "Klassiker des politischen Denkens" haben sich mit sechs Auflagen über mehr als 30 Jahre hinweg erfolgreich verkauft und werden nun in neuer Ausstattung in der Beck'schen Reihe vorgelegt. Alle Beiträge sind überarbeitet worden; über die Hälfte davon wurde gänzlich neu geschrieben.

Rezensionen/Reviews:
"Es gibt keine bessere Zusammenschau, die gleichermaßen für den Laien, wie für den berufsmäßig mit der Politik befaßten geeignet ist." (Süddeutscher Rundfunk)

Band 1:
Plato - Aristoteles - Cicero - Augustinus - Thomas von Aquin - Dante - Marsilius von Padua - Machiavelli - Thomas Morus - Luther - Vitoria - Grotius - Bodin - Hobbes
Autorenporträt
Hans Maier, Prof. emeritus für politische Wissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München, war von 1970 bis 1986 Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus; Horst Denzer ist leitender Akademischer Direktor an der Akademie für politische Bildung in Tutzing.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In dieser Neuauflage des 1968 zuerst erschienenen Buches, schreibt Rezensent Wolfgang Kesting, hätten die Herausgeber offensichtlich das Ziel verfolgt, "das Klassikerpanorama von einer jüngeren Forschergeneration neu malen zu lassen". Nach Kestings Ansicht haben viele Einzeldarstellungen durch die neue Autorenschaft gewonnen - besonders die Porträts von Machiavelli, Hobbes, Nietzsche und Weber leuchteten nun in "neuen Farben". Aber nach dem Lob kommt der Tadel, der das Lob dann fast unerheblich macht: die Platon-Skizze, in Kestings Augen eines der Glanzstücke der alten Ausgabe, sei nun "einer flachen Allerweltsdarstellung" gewichen. Und das Kapitel über Kant, den der Rezensent maßgeblich für die politischen Selbstverständigungsdiskurse des modernen Zeitalters hält, bleibe auch in der Neuausgabe dürftig. So ist der Überblick, den dieses zweibändige Werk bietet, zwar zuverlässig. Die Angaben über Textausgaben und Forschungsliteratur solide, weshalb es dem "interessierten Laien" auch eine durchaus fundierte "Einführung in das Panorama europäischer politischer Reflexion" bietet. Doch der Rezensent hat sichtlich auf mehr gehofft.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2001

Klassiker ist nur ein Singular
Lieben Sie Kant? Das Konzert politischer Denker neu orchestriert

"What is a classic?" lautet der Titel eines Vortrags, den T. S. Eliot 1944 in London gehalten hat. Der Dichter kommt zu dem erstaunlichen Ergebnis, daß nur ein einziger Autor der europäischen Literatur einen legitimen Anspruch auf den Titel eines Klassikers erheben könne: Vergil. Ihm komme kein Homer und Dante, kein Shakespeare und Goethe an Größe und Genialität, an Originalität und Wirkungsmacht gleich.

Dolf Sternberger hat Eliots Frage aufgegriffen und von der Dichtung auf die politische Schriftstellerei übertragen. 1988 hat er in einer Rede in der Herzog-August-Bibliothek zu Wolfenbüttel die Frage zu beantworten versucht, was einen politischen Klassiker ausmache und welcher politische Denker die Klassizitätskriterien erfülle. Nach Sternberger ist der ein politischer Klassiker, der das Wesen des freien menschlichen Miteinanders erfaßt und einen wirkungsmächtigen, für die politische Selbstverständigung des Zeitalters maßgeblichen Begriff des Politischen bestimmt hat; seine Durchdringung des Phänomenbereichs des Politischen ist so vorbildlich, daß sein Politikverständnis den Wandel der Zeiten besiegen und selbst noch in der Gegenwart Denken und Handeln leiten kann.

Von dieser Qualität kann es nicht mehrere Denker geben. Wie Eliot kennt Sternberger darum auch nur einen einzigen Klassiker. Nur Aristoteles kann in seinen Augen einen berechtigten Anspruch auf die Ehre eines politischen Klassikers erheben. Nur der Autor der Octo libri politicorum, des berühmtesten Manuskriptkonvoluts der Philosophiegeschichte, habe das Phänomen des Politischen begriffen und mit seinen folgenreichen Unterscheidungen von Oikos und Polis, von politischer und despotischer Herrschaft, von poietischem und praktischem Handeln vorbildlich vermessen. Mit der nötigen Behutsamkeit sei ihm auch heute noch zu folgen, wenn man das Wesen des Politischen erfassen und vor modischen Verzeichnungen und szientistischen Verzerrungen schützen möchte.

Sucht man nach einem politischen Klassiker im Sternbergerschen Sinne, dann muß man Wortgeschichte und Begriffsgeschichte strikt auseinanderhalten und den Begriff der Politik gegen die wechselvolle Bedeutungsgeschichte des Wortes "Politik" verteidigen. Machiavelli hat das Politikverständnis der Neuzeit so entscheidend geprägt, daß sein Name mit dem Wort "Politik" nahezu verschmolzen ist und man im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert unter Politik kaum etwas anderes verstand als skrupellosen Machterhalt durch Gewalt und List. Aber Machiavelli ist für Sternberger kein politischer Klassiker. Er ist einer der Totengräber des politischen Aristoteles und kann darum keinen Anspruch auf den Rang eines Klassikers erheben. Denn Sternbergers Klassizität verbürgendes Politikverständnis ist normativ und essentialistisch. Wird es zu einem organisierenden Prinzip der Geschichte des politischen Denkens, dann muß diese als Geschichte einer begrifflichen Verwerfung erscheinen, in welcher der politische Aristoteles im Laufe der Zeiten verschüttet wurde. Die Suche nach dem Klassiker des Politischen wird dann zu einer archäologischen Aufgabe.

Die Herausgeber des zweibändigen Sammelwerkes "Klassiker des politischen Denkens" sind bei der Verleihung des Klassikerprädikats weitaus freigebiger als Sternberger. Ihre Auswahl wird von keinem bestimmten Politikverständnis diktiert. Ein politischer Klassiker ist für sie ein Schriftsteller und Philosoph, mit dem sich die ideengeschichtliche und philosophiegeschichtliche Zunft seit längerer Zeit beschäftigt: weil der Autor traditionsbildende Begriffsformen und Argumentationsmuster entwickelt hat; oder weil er veränderten sozialen und politischen Verhältnissen neuen, das Selbstverständigungsvokabular der Folgezeit formierenden begrifflichen Ausdruck gegeben hat; oder auch, weil er zum Mittelpunkt zeitgenössischer Kontroversen geworden war. Mag anderenorts die Vorstellung eines verbindlichen Kanons in Mißkredit geraten sein, diejenigen, die die Geschichte der politischen Ideen und der politischen Philosophie erforschen, wissen, wessen Werke sie lesen und studieren müssen, um sich einen Überblick über den Gang des politischen Denkens zu verschaffen.

Daß dieser Kanon klassischer politischer Schriftsteller jedoch darüber hinaus in einer "inneren Einheit des Politischen" gründet, wie es in der Einleitung heißt, ist eine essentialistische Hoffnung, die von der Geschichtlichkeit des Politischen zurückgewiesen wird. Gerade die Revue der in diesen beiden Bänden versammelten Kurzporträts politischer Denker von Platon bis Weber zeigt überdeutlich, daß politische Philosophie immer nur ihre Zeit in Gedanken faßt, so sehr sie auch immer meinen mag, für die Ewigkeit Gültiges zu formulieren. Der Zug der Ideen paßt sich dem Wandel der politischen Verhältnisse an. Es gibt sicherlich einige allgemeine anthropologische Gegebenheiten, die von jeder geschichtlichen Gestalt des Politischen vorausgesetzt werden; aber es gibt keinen Wesenskern, der die historische Abfolge der politischen Ordnungen und ihrer Legitimationen innerlich verbindet.

Das Werk stellt die Klassiker des politischen Denkens in Einzeldarstellungen vor, die zumeist den Charakter umfangreicher Lexikonbeiträge haben. Einer knappen Wiedergabe der Kerngedanken ist stets eine Zeittafel vorangestellt. Außerdem erhält der Leser solide Information über Textausgaben und Forschungsliteratur. So wird zugleich ein zuverlässiger Überblick über die Geschichte des politischen Denkens und den Stand ihrer Erforschung geboten. Seit mehr als dreißig Jahren hat dieses Werk den Studenten bei der Prüfungsvorbereitung geholfen, den Dozenten der politischen Ideengeschichte mit Material versehen und dem interessierten Laien eine zuverlässige Einführung in das Panorama europäischer politischer Reflexion gegeben. 1968 zuerst erschienen, hat es bislang fünf Auflagen erlebt.

Die hier anzuzeigende Neuausgabe ist eine tiefreichende Überarbeitung der letzten Fassung von 1986. Die Herausgeber haben mit ihr offensichtlich das Ziel verfolgt, das Klassikerpanorama von einer jüngeren Forschergeneration neu malen zu lassen. Insgesamt sind achtzehn der neunundzwanzig Einzeldarstellungen von neuen Autoren verfaßt worden, die sich in der Zwischenzeit durch einschlägige Forschungsarbeiten als gute Kenner ausgewiesen haben. Das führt zwar zu keiner neuen Sicht auf die Geschichte der politischen Philosophie, jedoch zu manch interessanter Neuakzentuierung und Gewichtsverschiebung. Viele Einzeldarstellungen haben durch die neue Autorschaft gewonnen; besonders die Porträts von Machiavelli, Hobbes, Nietzsche und Weber leuchten jetzt in frischen Farben. Aber nicht immer ist das Neuere das Bessere. So hat die philosophisch kompakte Platon-Skizze von Helmut Kuhn, zweifellos das Glanzstück der bisherigen Ausgaben, einer flachen Allerweltsdarstellung Platz machen müssen.

Noch bedauerlicher ist, daß die umfangreiche Neubearbeitung ausgerechnet den schwächsten Beitrag des ganzen Werkes unbehelligt gelassen hat. So bleibt auch in der Neuausgabe das Kant-Porträt das dürftigste Kapitel. Das ist ärgerlich, denn wenn es neben Aristoteles einen weiteren Denker geben sollte, der Sternbergers strenges Klassizitätskriterium wenigstens teilweise erfüllt, der gleichsam als Klassiker der politischen Moderne bezeichnet werden kann, dann wäre es wohl Kant. Die klassische neuzeitliche politische Philosophie kulminiert in der seiner Rechtsmetaphysik; und es sind vor allem Kantische Begriffsformen und Argumente, die die gegenwärtige Erneuerung des Rechts- und Moraluniversalismus bestimmen, eine Konjunktur von egalitaristischen Unparteilichkeitsethiken und prozeduralistischen Gerechtigkeitstheorien ausgelöst haben und die Diskussionen der zeitgenössischen politischen Philosophie prägen und beleben.

Wenn die zeitgenössischen Liberalen, Egalitären und Diskursethiker die Ideen individueller Autonomie, weltanschaulicher Neutralität und staatlicher Toleranz aufgreifen und vertiefen, wenn sie die modernitätstypische rechtfertigungstheoretische Grundidee nachdrücklich in Erinnerung bringen, daß den freien, gleichen und darum in reziproken normativen Verhältnissen zueinander stehenden Individuen legitim nur allgemein anerkennungsfähige Verhaltensnormierungen und Freiheitseinschränkungen zugemutet werden dürfen, dann erweisen sie sich allesamt als treue Kantianer. Hätte das Werk in einer angemessenen Darstellung diese Klassizität Kants, diese Maßgeblichkeit seines Denkens für die politischen Selbstverständigungsdiskurse des modernen Zeitalters herausgestellt, hätte es die zeitliche Begrenzung seiner Denkergalerie überwinden und auf listig-elegante Weise die Brücke zur Gegenwart schlagen können.

WOLFGANG KERSTING.

Hans Maier, Horst Denzer (Hrsg.): "Klassiker des politischen Denkens". Band 1: Von Plato bis Hobbes. Band 2: Von Locke bis Max Weber. Völlig neu überarbeitete Ausgabe der 5., geb. Auflage von 1986. Verlag C. H. Beck, München 2001. 256 und 251 S., br., je Band 24,90 DM.

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