Kleidung ist ein zentrales Kommunikationsmedium. Sie vermittelt Informationen zu Geschlecht, Ansehen, Alter und Selbstbild des Bekleideten. Vom 12. bis ins 18. Jahrhundert wurde die 'Kleidersprache' jedoch durch Kleiderordnungen begrenzt. GeSetzgeber regelten, was als angemessen für bestimmte Personengruppen galt. Damit fixierten sie zugleich geltende Wertvorstellungen und kulturelle Ordnungssysteme ihrer Zeit. Anhand einer exemplarischen mikroanalytischen Auswertung können diese Systeme wieder 'lesbar' gemacht werden. In den Kleiderordnungen festgelegte Materialien, Kleidungsstücke, Schmuck und Personengruppen erlauben ein Verständnis des historischen Umgangs mit Kleidung und vermitteln einen Einblick in die spätmittelalterliche Kultur. Um ständische Distinktion und das Seelenheil der Bevölkerung bemüht, versuchten die Obrigkeiten, das Spannungsverhältnis zwischen rechtlicher Stabilität und modischem Wandel zu lösen.
Burgemeister fragt klug systematisierend etwa nach den Details der Materialien und sucht nach regulierten Binnendifferenzierungen, die auch über das offensichtlich Ständische hinausgehen, z.B. in Alter oder Geschlecht. Eine wesentliche Rolle spielen bei ihr auch die Motivationen der regulierenden Obrigkeit [...]. Ihre Detailstudie geht bedeutend tiefer als viele andere Arbeiten zur Kleiderordnungen, die eher auf die großen vergleichenden Dimensionen Setzen. - Hiram Kümper, in: Zeitarbeit 1/2019, S. 127.