In der öffentlichen Diskussion über den Klimawandel geht es oft drunter und drüber. Will man sich darin zurechtfinden, so führte bisher meist kein Weg an dicken wissenschaftlichen Fachbüchern vorbei. Deshalb ist es auch mehr als verständlich, dass nur die wenigsten Menschen wirklich über den Klimawandel Bescheid wissen: Was sind die konkreten Ursachen des Klimawandels und wie stark trägt der Mensch zur globalen Erwärmung bei? Treten Stürme und Überschwemmungen bereits häufiger auf, müssen wir jedes Jahr Ernteausfälle befürchten und welchen Einfluss hat der Klimawandel auf unsere Gesundheit?Genauso ging es auch den beiden Studenten David Nelles und Christian Serrer. Sie wollten diese und viele weitere Fragen für sich selbst beantworten, hatten aber keine Lust ein dickes Fachbuch zu lesen. Daraus entwickelte sich die Idee für ihr Buch, das die konkreten Ursachen und Folgen des Klimawandels endlich einmal kurz, verständlich und mit vielen anschaulichen Grafiken auf den Punkt bringt. Unterstützt wurden sie bei ihrem Vorhaben von über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Ohne großen Aufwand und in kürzester Zeit versteht damit jeder ganz konkret das A und O des Klimawandels und durch die vielen anschaulichen Grafiken macht es Spaß das Buch zu lesen!
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2018Klimawandel für Einsteiger
Zwei Studenten wollten mehr über die Erderwärmung erfahren. Weil sie zu wenige
allgemein verständliche Informationen fanden, haben sie selbst ein Buch geschrieben
VON CHRISTOPHER SCHRADER
Angefangen hat das Ganze an einem Tisch in der Mensa der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen. David Nelles, Christian Serrer und einige andere Studierende saßen beim Essen und sprachen über den Klimawandel. Irgendwie fehle ihnen allen das Wissen, gestanden sie einander. Wer das Stichwort „Klimawandel“ googele, stoße auf eine Überfülle von Information, viele verwirrende Details und letztlich bleibe unklar, welchen Quellen man trauen könne. „Dabei ist in unserer Generation der Klimawandel inzwischen Thema Nummer eins“, sagt Nelles.
Er und Christian Serrer haben deshalb ein Buch über den Klimawandel geschrieben, ein „Buch für Leute, die sich nicht selbst ein solches Buch kaufen würden“, sagt Serrer. Kein Leser muss vor der Lektüre studiert haben, weil der Band das Basiswissen „kurz, knackig und grafisch“ zusammenfasst. Lesen kann man darin kreuz und quer, weil die Kapitel in beliebiger Reihenfolge aneinanderpassen. Kaum ein Aspekt ist länger als eine Doppelseite. Auch der Preis ist mit fünf Euro leserfreundlich. Ein Buch also, das man spontan mitnimmt, das sich Freunde gegenseitig ohne besonderen Anlass schenken, das der Chef für seine Mitarbeiter kauft, das zu Hause in der Küche liegt, um Alltagsfragen zu klären. Ein Buch, in dem man „jeden Abend zwei Seiten lesen oder es an den Strand mitnehmen kann“, so Serrer.
Das Buch, das Anfang des Monats erschienen ist, heißt „Kleine Gase – große Wirkung“, hat 132 Seiten und ist im Eigenverlag erschienen. Trotzdem haben es die beiden Studenten geschafft, von Großhändlern und vielen Buchhandlungen ins Programm genommen zu werden. „Das liegt sicherlich auch an der Geschichte hinter dem Buch, die ist ein gutes Verkaufsargument“, sagt Nelles. Weder er noch sein Koautor sind Fachleute, beide studieren Wirtschaft und haben noch keinen Abschluss. So kannten sie sich zwar mit den Mechanismen von Kalkulation, Marketing, Herstellung und Vertrieb aus, nicht aber mit Treibhausgasen, schmelzenden Gletschern und „vektorübertragenen Krankheiten“ – also Infektionen, die durch die sich ausbreitende Tigermücke übertragen werden.
Darum haben sich die beiden viele Helfer aus allen Bereichen der Klimaforschung gesucht. Zum Beispiel die Epidemiologin Susanne Breitner vom HelmholtzZentrum in Neuherberg bei München. „Ich war anfangs überrascht, dass sich zwei Wirtschafts-Studierende an dieses Thema machen, aber sie strahlten viel Enthusiasmus und Begeisterung aus. Und ich fand die Idee gut, den Klimawandel mit all seinen Facetten in einem Buch allgemein verständlich und für einen sehr annehmbaren Preis zu erklären“, sagt Breitner.
115 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler listen die Autoren im Anhang auf, die ihre Texte gegengelesen und ihnen Tipps gegeben haben. Im Schnitt hätten sich neun der Fachleute über jeden der Texte hergemacht. Die Abschnitte zum Effekt der Klimakrise auf die Gesundheit seien durch zehn Korrekturschleifen gelaufen, sagt Serrer. „Vom Kapitel über die Wolken haben wir 60 Fassungen gemacht“, ergänzt Nelles.
Das fertige Buch hat nun 50 Abschnitte vom „natürlichen Treibhauseffekt“ über Vulkane, Methan- und Lachgasemissionen, Permafrost und Tourismus bis zum Ausblick. Die Texte sind kurz gehalten. „Aber es ist eine plakative Form auf hohem Niveau, weil die wichtigsten Stichworte da sind“, sagt Anke Jentsch von der Universität Bayreuth, die ebenfalls zu den Helferinnen aus der Wissenschaft gehörte. Auch Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle hat das Projekt unterstützt. Er hat die beiden Autoren zunächst mit Literatur zur Biodiversität versorgt. „Ich fand das Anliegen grundsätzlich sehr gut. Besonders, dass solch eine Initiative von studentischer Seite ausging, von Leuten, die das Gefühl hatten, dass die nötige Information nicht interessentengerecht vorliegt. Daher habe ich hier gerne unterstützt.“ Offenbar waren auch die Münchner Rückversicherung und die Elektrizitätswerke Schönau überzeugt, die das Projekt finanziell gefördert haben.
Auf allen Seiten sind neben den kurzen Texten einfache, aussagekräftige Grafiken zu sehen. Zum Beispiel werden die zu erwartenden Änderungen der landwirtschaftlichen Erträge – sie steigen erst leicht durch die Düngung mit Kohlendioxid und sinken dann deutlich wegen der zunehmenden Temperaturen – durch den Füllstand eines stilisierten Anhängers hinter einem Traktor dargestellt. Beim Abschnitt Permafrost brechen Pipelines, versinken Häuser und stürzen Bäume um. Wo es um die Biodiversität geht, schwirren Bienen, Schmetterlinge und Kolibris durch die Seiten.
Inhaltlich folgen die beiden Autoren dem Stand der Wissenschaft. Wo die Situation unklar oder verworren ist, wie beispielsweise bei der vermutlichen Entwicklung von Wirbelstürmen im Klimawandel, benennen sie die Probleme und Widersprüche. Jede Seite enthält in Fußnoten Verweise auf die Quellen der Aussagen. Praktisch jeder Satz ist so belegt – die Literaturangaben selbst finden sich auf der Webseite zum Buch. Am sprachlichen Ausdruck hätten Nelles und Serrer allerdings noch etwas feilen können. Der Satzbau ist oft recht monoton.
Über die Rolle, die ihr Buch in der Debatte über die Klimakrise spielen soll, haben die beiden Autoren klare Vorstellungen: „Uns ist bewusst, dass Wissen allein nicht zum Handeln führt“, sagt Nelles. „Wissen ist aber die Grundlage, sein eigenes Handeln zu überdenken. Unserer Meinung nach fehlt dieses Hintergrundwissen in der Bevölkerung.“ Serrer ergänzt: „Mit unserem Buch machen wir klar, wie der Klimawandel uns hier in Europa betrifft. In den Medien wird meist immer wieder über dieselben Folgen wie den Meeresspiegelanstieg und die verhungernden Eisbären berichtet. Für uns hier in Deutschland sind diese Auswirkungen zu weit entfernt, um anzufangen, das eigene Verhalten zu überdenken.“ Darum widmen sich zum Beispiel mehrere Seiten den möglichen gesundheitlichen Folgen in Deutschland, einschließlich der seelischen Leiden. Beide Autoren sind überzeugt, dass sich ihre Leser in einem zweiten Schritt Lösungen zuwenden, wenn sie im ersten Schritt das Problem besser verstanden haben. „Dazu möchten wir beitragen“, ist ihr Ziel.
Im Bekanntenkreis der beiden hat das Umdenken jedenfalls schon eingesetzt. „Wir bekommen ständig Nachrichten von Freunden mit Fragen wie ‚Stimmt das?‘ oder ‚Was kann ich machen?‘, erzählt Nelles. Einzelne hätten schon begonnen, weniger zu fliegen oder Ökostrom zu nutzen. In Serrers Heimatort im Schwarzwald wusste kaum jemand von dem Buchprojekt. Doch unter seinen Freunden und Bekannten dort ist das Thema Klimawandel in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. „Inzwischen ist es manchmal schon so, dass sich die Fleischesser rechtfertigen müssen, nicht mehr die, die darauf verzichten“, erzählt er.
Die Generation ihrer Eltern allerdings, haben David Nelles und Christian Serrer beobachtet, erlebe die Veränderungen durch die globale Erwärmung noch kaum als Klimakrise. Eine Einschränkung der ressourcenraubenden Lebensweise sei für viele kaum denkbar. „Wir haben trotzdem noch nie gehört, dass es Vorwürfe gegen die Älteren gibt“, sagt Serrer. „Aber viele in unserem Alter sind frustriert, dass das Thema Klimawandel oft parteipolitisch zerredet wird. Viele wünschen sich, dass es ein universelles Thema ist.“ „Die Frage nach der Verantwortung“, ergänzt Nelles, „wird irgendwann gestellt werden. Doch für unsere Generation gilt: Je schlimmer die Lage, desto größer die Motivation. Wir kennen viele junge Leute, die Lust haben, die Gesellschaft zu verändern.“
Ihr persönlicher Weg, sagen die beiden, soll sie ihrer Studienrichtung gemäß in die Wirtschaft führen, in Firmen, die umweltfreundliche Produkte entwickeln und anbieten. „Wir haben das Thema jetzt verstanden“, erklärt Serrer, „da können wir nicht sagen, nun soll mal jemand anders etwas machen.“
115 Wissenschaftler haben
die Autoren beraten. Am Ende
sollte jedes Detail stimmen
„Die Frage nach der
Verantwortung wird irgendwann
gestellt werden.“
Die Erwärmung lässt den Permafrost tauen. Bakterien verdauen das im Boden enthaltene organische Material und setzen Kohlendioxid (CO&sub2;) und Methan (CH&sub4;) frei. Anfangs wird das kompensiert durch ein verstärktes Wachstum von Pflanzen auf dem erwärmten Land, die CO&sub2; binden. Doch bald nimmt die Freisetzung von Treibhausgasen überhand. Das verstärkt die Erwärmung, was wiederum das Auftauen beschleunigt.
Illustrationen: Klimawandel-buch.de
Weil der auftauende Boden weich wird, können sogar
bewaldete Hänge abrutschen. Pipelines brechen, Häuser sinken
in Erdlöcher, Straßen und Brücken nehmen Schaden, an der Küste
bröckelt das Land ins Wasser. Solche Schäden sind in Sibirien,
Skandinavien und Kanada schon überall zu bemerken.
Bis zum Jahr 2050 könnten vier Millionen Menschen durch das
Tauen des Permafrosts bedroht sein.
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Zwei Studenten wollten mehr über die Erderwärmung erfahren. Weil sie zu wenige
allgemein verständliche Informationen fanden, haben sie selbst ein Buch geschrieben
VON CHRISTOPHER SCHRADER
Angefangen hat das Ganze an einem Tisch in der Mensa der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen. David Nelles, Christian Serrer und einige andere Studierende saßen beim Essen und sprachen über den Klimawandel. Irgendwie fehle ihnen allen das Wissen, gestanden sie einander. Wer das Stichwort „Klimawandel“ googele, stoße auf eine Überfülle von Information, viele verwirrende Details und letztlich bleibe unklar, welchen Quellen man trauen könne. „Dabei ist in unserer Generation der Klimawandel inzwischen Thema Nummer eins“, sagt Nelles.
Er und Christian Serrer haben deshalb ein Buch über den Klimawandel geschrieben, ein „Buch für Leute, die sich nicht selbst ein solches Buch kaufen würden“, sagt Serrer. Kein Leser muss vor der Lektüre studiert haben, weil der Band das Basiswissen „kurz, knackig und grafisch“ zusammenfasst. Lesen kann man darin kreuz und quer, weil die Kapitel in beliebiger Reihenfolge aneinanderpassen. Kaum ein Aspekt ist länger als eine Doppelseite. Auch der Preis ist mit fünf Euro leserfreundlich. Ein Buch also, das man spontan mitnimmt, das sich Freunde gegenseitig ohne besonderen Anlass schenken, das der Chef für seine Mitarbeiter kauft, das zu Hause in der Küche liegt, um Alltagsfragen zu klären. Ein Buch, in dem man „jeden Abend zwei Seiten lesen oder es an den Strand mitnehmen kann“, so Serrer.
Das Buch, das Anfang des Monats erschienen ist, heißt „Kleine Gase – große Wirkung“, hat 132 Seiten und ist im Eigenverlag erschienen. Trotzdem haben es die beiden Studenten geschafft, von Großhändlern und vielen Buchhandlungen ins Programm genommen zu werden. „Das liegt sicherlich auch an der Geschichte hinter dem Buch, die ist ein gutes Verkaufsargument“, sagt Nelles. Weder er noch sein Koautor sind Fachleute, beide studieren Wirtschaft und haben noch keinen Abschluss. So kannten sie sich zwar mit den Mechanismen von Kalkulation, Marketing, Herstellung und Vertrieb aus, nicht aber mit Treibhausgasen, schmelzenden Gletschern und „vektorübertragenen Krankheiten“ – also Infektionen, die durch die sich ausbreitende Tigermücke übertragen werden.
Darum haben sich die beiden viele Helfer aus allen Bereichen der Klimaforschung gesucht. Zum Beispiel die Epidemiologin Susanne Breitner vom HelmholtzZentrum in Neuherberg bei München. „Ich war anfangs überrascht, dass sich zwei Wirtschafts-Studierende an dieses Thema machen, aber sie strahlten viel Enthusiasmus und Begeisterung aus. Und ich fand die Idee gut, den Klimawandel mit all seinen Facetten in einem Buch allgemein verständlich und für einen sehr annehmbaren Preis zu erklären“, sagt Breitner.
115 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler listen die Autoren im Anhang auf, die ihre Texte gegengelesen und ihnen Tipps gegeben haben. Im Schnitt hätten sich neun der Fachleute über jeden der Texte hergemacht. Die Abschnitte zum Effekt der Klimakrise auf die Gesundheit seien durch zehn Korrekturschleifen gelaufen, sagt Serrer. „Vom Kapitel über die Wolken haben wir 60 Fassungen gemacht“, ergänzt Nelles.
Das fertige Buch hat nun 50 Abschnitte vom „natürlichen Treibhauseffekt“ über Vulkane, Methan- und Lachgasemissionen, Permafrost und Tourismus bis zum Ausblick. Die Texte sind kurz gehalten. „Aber es ist eine plakative Form auf hohem Niveau, weil die wichtigsten Stichworte da sind“, sagt Anke Jentsch von der Universität Bayreuth, die ebenfalls zu den Helferinnen aus der Wissenschaft gehörte. Auch Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle hat das Projekt unterstützt. Er hat die beiden Autoren zunächst mit Literatur zur Biodiversität versorgt. „Ich fand das Anliegen grundsätzlich sehr gut. Besonders, dass solch eine Initiative von studentischer Seite ausging, von Leuten, die das Gefühl hatten, dass die nötige Information nicht interessentengerecht vorliegt. Daher habe ich hier gerne unterstützt.“ Offenbar waren auch die Münchner Rückversicherung und die Elektrizitätswerke Schönau überzeugt, die das Projekt finanziell gefördert haben.
Auf allen Seiten sind neben den kurzen Texten einfache, aussagekräftige Grafiken zu sehen. Zum Beispiel werden die zu erwartenden Änderungen der landwirtschaftlichen Erträge – sie steigen erst leicht durch die Düngung mit Kohlendioxid und sinken dann deutlich wegen der zunehmenden Temperaturen – durch den Füllstand eines stilisierten Anhängers hinter einem Traktor dargestellt. Beim Abschnitt Permafrost brechen Pipelines, versinken Häuser und stürzen Bäume um. Wo es um die Biodiversität geht, schwirren Bienen, Schmetterlinge und Kolibris durch die Seiten.
Inhaltlich folgen die beiden Autoren dem Stand der Wissenschaft. Wo die Situation unklar oder verworren ist, wie beispielsweise bei der vermutlichen Entwicklung von Wirbelstürmen im Klimawandel, benennen sie die Probleme und Widersprüche. Jede Seite enthält in Fußnoten Verweise auf die Quellen der Aussagen. Praktisch jeder Satz ist so belegt – die Literaturangaben selbst finden sich auf der Webseite zum Buch. Am sprachlichen Ausdruck hätten Nelles und Serrer allerdings noch etwas feilen können. Der Satzbau ist oft recht monoton.
Über die Rolle, die ihr Buch in der Debatte über die Klimakrise spielen soll, haben die beiden Autoren klare Vorstellungen: „Uns ist bewusst, dass Wissen allein nicht zum Handeln führt“, sagt Nelles. „Wissen ist aber die Grundlage, sein eigenes Handeln zu überdenken. Unserer Meinung nach fehlt dieses Hintergrundwissen in der Bevölkerung.“ Serrer ergänzt: „Mit unserem Buch machen wir klar, wie der Klimawandel uns hier in Europa betrifft. In den Medien wird meist immer wieder über dieselben Folgen wie den Meeresspiegelanstieg und die verhungernden Eisbären berichtet. Für uns hier in Deutschland sind diese Auswirkungen zu weit entfernt, um anzufangen, das eigene Verhalten zu überdenken.“ Darum widmen sich zum Beispiel mehrere Seiten den möglichen gesundheitlichen Folgen in Deutschland, einschließlich der seelischen Leiden. Beide Autoren sind überzeugt, dass sich ihre Leser in einem zweiten Schritt Lösungen zuwenden, wenn sie im ersten Schritt das Problem besser verstanden haben. „Dazu möchten wir beitragen“, ist ihr Ziel.
Im Bekanntenkreis der beiden hat das Umdenken jedenfalls schon eingesetzt. „Wir bekommen ständig Nachrichten von Freunden mit Fragen wie ‚Stimmt das?‘ oder ‚Was kann ich machen?‘, erzählt Nelles. Einzelne hätten schon begonnen, weniger zu fliegen oder Ökostrom zu nutzen. In Serrers Heimatort im Schwarzwald wusste kaum jemand von dem Buchprojekt. Doch unter seinen Freunden und Bekannten dort ist das Thema Klimawandel in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. „Inzwischen ist es manchmal schon so, dass sich die Fleischesser rechtfertigen müssen, nicht mehr die, die darauf verzichten“, erzählt er.
Die Generation ihrer Eltern allerdings, haben David Nelles und Christian Serrer beobachtet, erlebe die Veränderungen durch die globale Erwärmung noch kaum als Klimakrise. Eine Einschränkung der ressourcenraubenden Lebensweise sei für viele kaum denkbar. „Wir haben trotzdem noch nie gehört, dass es Vorwürfe gegen die Älteren gibt“, sagt Serrer. „Aber viele in unserem Alter sind frustriert, dass das Thema Klimawandel oft parteipolitisch zerredet wird. Viele wünschen sich, dass es ein universelles Thema ist.“ „Die Frage nach der Verantwortung“, ergänzt Nelles, „wird irgendwann gestellt werden. Doch für unsere Generation gilt: Je schlimmer die Lage, desto größer die Motivation. Wir kennen viele junge Leute, die Lust haben, die Gesellschaft zu verändern.“
Ihr persönlicher Weg, sagen die beiden, soll sie ihrer Studienrichtung gemäß in die Wirtschaft führen, in Firmen, die umweltfreundliche Produkte entwickeln und anbieten. „Wir haben das Thema jetzt verstanden“, erklärt Serrer, „da können wir nicht sagen, nun soll mal jemand anders etwas machen.“
115 Wissenschaftler haben
die Autoren beraten. Am Ende
sollte jedes Detail stimmen
„Die Frage nach der
Verantwortung wird irgendwann
gestellt werden.“
Die Erwärmung lässt den Permafrost tauen. Bakterien verdauen das im Boden enthaltene organische Material und setzen Kohlendioxid (CO&sub2;) und Methan (CH&sub4;) frei. Anfangs wird das kompensiert durch ein verstärktes Wachstum von Pflanzen auf dem erwärmten Land, die CO&sub2; binden. Doch bald nimmt die Freisetzung von Treibhausgasen überhand. Das verstärkt die Erwärmung, was wiederum das Auftauen beschleunigt.
Illustrationen: Klimawandel-buch.de
Weil der auftauende Boden weich wird, können sogar
bewaldete Hänge abrutschen. Pipelines brechen, Häuser sinken
in Erdlöcher, Straßen und Brücken nehmen Schaden, an der Küste
bröckelt das Land ins Wasser. Solche Schäden sind in Sibirien,
Skandinavien und Kanada schon überall zu bemerken.
Bis zum Jahr 2050 könnten vier Millionen Menschen durch das
Tauen des Permafrosts bedroht sein.
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