Weltmacht und Mythos âEUR" die Geschichte Venedigs
Kaum eine Stadt übt seit Jahrhunderten eine solch ungebrochene Anziehung aus wie Venedig. Arne Karsten erzählt die Geschichte der Stadt im Wasser von ihren bescheidenen Anfängen in den Zeiten der Völkerwanderung über ihre Glanzzeit als Hauptstadt eines riesigen Handelsimperiums bis in die Gegenwart hinein.
Zu Beginn unter byzantinischer Herrschaft, dehnte Venedig seinen wirtschaftlichen Einfluß rasch über den östlichen Mittelmeerraum aus, erwarb unerhörten Reichtum und wurde schließlich zur stärksten Seemacht des Mittelmeeres. Mit dem Handel blühten die Künste, die Malerei der Bellinis, Tizians und Tintorettos sowie die Architektur, die noch heute das einzigartige Stadtbild prägt. Die Kunststadt Venedig florierte auch weiter, als die politische Macht der Dogenrepublik ihrem Ende zuging, und der Mythos der Stadt wurde bis ins 20. Jahrhundert in Meisterwerken der Literatur und des Films besungen. Arne Karsten bietet eine knappe und äußerst lebendige, von zahlreichen Abbildungen begleitete Darstellung der politischen und wirtschaftlichen, der sozialen und der künstlerischen Entwicklungen der Serenissima.
Kaum eine Stadt übt seit Jahrhunderten eine solch ungebrochene Anziehung aus wie Venedig. Arne Karsten erzählt die Geschichte der Stadt im Wasser von ihren bescheidenen Anfängen in den Zeiten der Völkerwanderung über ihre Glanzzeit als Hauptstadt eines riesigen Handelsimperiums bis in die Gegenwart hinein.
Zu Beginn unter byzantinischer Herrschaft, dehnte Venedig seinen wirtschaftlichen Einfluß rasch über den östlichen Mittelmeerraum aus, erwarb unerhörten Reichtum und wurde schließlich zur stärksten Seemacht des Mittelmeeres. Mit dem Handel blühten die Künste, die Malerei der Bellinis, Tizians und Tintorettos sowie die Architektur, die noch heute das einzigartige Stadtbild prägt. Die Kunststadt Venedig florierte auch weiter, als die politische Macht der Dogenrepublik ihrem Ende zuging, und der Mythos der Stadt wurde bis ins 20. Jahrhundert in Meisterwerken der Literatur und des Films besungen. Arne Karsten bietet eine knappe und äußerst lebendige, von zahlreichen Abbildungen begleitete Darstellung der politischen und wirtschaftlichen, der sozialen und der künstlerischen Entwicklungen der Serenissima.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.01.2009Größe und Gefahr
Arne Karsten erzählt die Geschichte Venedigs
Brauchen wir noch eine „Kleine Geschichte Venedigs” in einer Zeit, da uns eher die gefährdete Gegenwart und die zappendusteren Zukunftsaussichten der Lagunenstadt beschäftigen? Und steht nicht jedem, der sich für ihre Vergangenheit interessiert, schon ein Übermaß an Literatur zur Verfügung? Solche Fragen drängen sich auf, wenn man Arne Karstens hübschen, kompakten Band in die Hand bekommt, der den Werdegang der Serenissima von der spätantiken Sumpfsiedlung bis zur existenzbedrohten Touristenhochburg unbeirrt noch einmal nacherzählt. Bei der Lektüre indes dürfte so manchem Venedig-Liebhaber bewusst werden, dass er sich aus der Historie seines Sehnsuchtsortes bislang nur Fragmente angeeignet und diese mit seinen eigenen Stimmungen und Neigungen, Illusionen und Interpretationen derart vermischt hat, dass eine reizende Fata Morgana, nicht aber ein klares Bild vor seinem inneren Auge entstanden ist.
Der Kunsthistoriker Karsten füllt mit seiner knappen, doch äußerst faktenreichen, nüchternen, doch keineswegs trockenen Darstellung tatsächlich eine Lücke: Er hat das, was sonst in seriösere Reise- oder Kunstführer eingearbeitet ist und dort als hartes Brot im feuilletonistischen Schaumgebäck gern überlesen wird, in die Form eines handlichen Kompendiums gebracht, das endlich einmal dazu verleitet, sich ohne Abschweifung in die Geschichte vom Aufstieg und Fall der Biberrepublik zu vertiefen.
Dabei geht der Autor nicht, wie seine Qualifikation es nahelegen würde, von der Anschauung venezianischer Architektur und Malerei aus, sondern er schildert die ökonomischen und sozialen, politischen und militärischen Bedingungen, unter denen die einst stärkste Seemacht des Mittelmeeres jene einzigartige Kunstfülle produzieren und einen unvergänglichen Mythos kultivieren konnte. Der durch und durch sachliche Text enthält sich jeder Spekulation, regt aber gleichwohl die Vorstellungskraft an, zumal dann, wenn man Venedig einigermaßen kennt oder zu kennen glaubt. Klug ausgewählte, trotz des kleinen Formats bemerkenswert gute Abbildungen tragen das Ihre dazu bei. Karstens Blick für das Wesentliche bewährt sich auch bei den Kapiteln über die Entwicklung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg und bei der komprimierten Literaturliste.
Und wenn er am Ende Venedig zum „Symbol für die Größe und Gefährdung des menschlichen Lebens an sich” erklärt, dann hat man als historisch informierter Leser keinen Grund mehr, daran zu zweifeln. KRISTINA MAIDT-ZINKE
ARNE KARSTEN: Kleine Geschichte Venedigs. Verlag C. H. Beck, München 2008. 272 Seiten, 19,90 Euro.
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Arne Karsten erzählt die Geschichte Venedigs
Brauchen wir noch eine „Kleine Geschichte Venedigs” in einer Zeit, da uns eher die gefährdete Gegenwart und die zappendusteren Zukunftsaussichten der Lagunenstadt beschäftigen? Und steht nicht jedem, der sich für ihre Vergangenheit interessiert, schon ein Übermaß an Literatur zur Verfügung? Solche Fragen drängen sich auf, wenn man Arne Karstens hübschen, kompakten Band in die Hand bekommt, der den Werdegang der Serenissima von der spätantiken Sumpfsiedlung bis zur existenzbedrohten Touristenhochburg unbeirrt noch einmal nacherzählt. Bei der Lektüre indes dürfte so manchem Venedig-Liebhaber bewusst werden, dass er sich aus der Historie seines Sehnsuchtsortes bislang nur Fragmente angeeignet und diese mit seinen eigenen Stimmungen und Neigungen, Illusionen und Interpretationen derart vermischt hat, dass eine reizende Fata Morgana, nicht aber ein klares Bild vor seinem inneren Auge entstanden ist.
Der Kunsthistoriker Karsten füllt mit seiner knappen, doch äußerst faktenreichen, nüchternen, doch keineswegs trockenen Darstellung tatsächlich eine Lücke: Er hat das, was sonst in seriösere Reise- oder Kunstführer eingearbeitet ist und dort als hartes Brot im feuilletonistischen Schaumgebäck gern überlesen wird, in die Form eines handlichen Kompendiums gebracht, das endlich einmal dazu verleitet, sich ohne Abschweifung in die Geschichte vom Aufstieg und Fall der Biberrepublik zu vertiefen.
Dabei geht der Autor nicht, wie seine Qualifikation es nahelegen würde, von der Anschauung venezianischer Architektur und Malerei aus, sondern er schildert die ökonomischen und sozialen, politischen und militärischen Bedingungen, unter denen die einst stärkste Seemacht des Mittelmeeres jene einzigartige Kunstfülle produzieren und einen unvergänglichen Mythos kultivieren konnte. Der durch und durch sachliche Text enthält sich jeder Spekulation, regt aber gleichwohl die Vorstellungskraft an, zumal dann, wenn man Venedig einigermaßen kennt oder zu kennen glaubt. Klug ausgewählte, trotz des kleinen Formats bemerkenswert gute Abbildungen tragen das Ihre dazu bei. Karstens Blick für das Wesentliche bewährt sich auch bei den Kapiteln über die Entwicklung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg und bei der komprimierten Literaturliste.
Und wenn er am Ende Venedig zum „Symbol für die Größe und Gefährdung des menschlichen Lebens an sich” erklärt, dann hat man als historisch informierter Leser keinen Grund mehr, daran zu zweifeln. KRISTINA MAIDT-ZINKE
ARNE KARSTEN: Kleine Geschichte Venedigs. Verlag C. H. Beck, München 2008. 272 Seiten, 19,90 Euro.
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