Die Hekale des hellenistischen Dichters Kallimachos stellt eines der bekanntesten Kleinepen der griechischen Literatur dar und fand als solches großen Anklang in der Antike. Im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht die bisher nur selten gestellte und daher nicht ausreichend behandelte Frage nach dem Verhältnis der Hekale zu dem homerischen Epos, und zwar zur Odyssee. Den gewonnenen Erkenntnissen zufolge stellt sich heraus, dass die Odyssee ebenso deutlich wie nachhaltig die Sprache, die Figurenkonstellation des hellenistischen Miniaturepos wie auch die gesamte Struktur dessen Handlung beeinflusste. Die Untersuchung dokumentiert die zahlreichen und verschiedenartigen Rekurse, Anklänge, Anleihen, die Kallimachos auf sprachlicher, figurenbezogener und nicht minder auch struktureller Ebene bei der Odyssee gemacht hat, indem sie Lesestrategien in Anspruch nimmt, die auf Inter- und Intratextualität, Erzähltheorie, poetische Etymologie, Mündlichkeit vs. Schriftlichkeit und Geschlechterforschung beruhen. In diesem methodischen Rahmen enthält sie mehrere Interpretationsversuche, die neues Licht auf die 'kleinen Leute sowohl des homerischen als auch des hellenistischen Epos werfen sollen.