Wer ins Kino geht, ist für die Welt verloren. Was kümmern den Kinogeher die gewöhnlichen Händel draußen, wenn er drinnen vor Schmerz vergeht, weil Vivian Leigh als Scarlett O"Hara Steckrüben essen muß, um nicht Hungers zu sterben? Die wirkliche Welt ist ihm Tralala, wenn Robert de Niro es ganz allein mit der New Yorker Unterwelt aufnimmt. Der Broadway strahlt nur im Kino richtig, der Held ist stark und schön bloß auf der Leinwand - und die Liebe, ach! es gäbe sie nicht ohne das Kino. Denn das Kino ist alles, was die Welt nicht ist: Freihafen, Lustrevier, kurz: das Paradies auf Erden.
"... dass es auch im Taschenbuchregal Perlen zu entdecken gilt, Originalausgaben, bis zum Rand gefüllt mit blitzenden Gedanken und geistreichen Formulierungen, beweist ... die Reihe 'Kleine Philosophie der Passionen'. Wenn es diese Bücher nicht geben würde, man müsste sie erfinden. Wo sonst wird sich den Leidenschaften des Alltags mit solcher Hingabe angenommen?" Applaus
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Der 1957 in Bayern geborene Willi Winkler hat ein "sehr persönliches" Buch über das Kino geschrieben, in dem sich, wundert sich Julian Hanich, die "beißende Schärfe", die des Autors Feuilletons, Rezensionen und Nachrufe in der Süddeutschen Zeitung sonst ausmachen, zu "ungewohnter" Sanftheit und Elegie gewandelt habe. Detaillierte Analysen und die Beschreibung der Entstehung von Werken seien zwar nicht die Stärke Winklers, meint der Rezensent, aber das schmälere die Formulierkünste und Erkenntnisse des Kritikers keineswegs. Der Leser jedenfalls könne sich, verspricht Hanich, in diesem nostalgischen Buch über Kino, Filme, Sex, Jugend und Hollywood richtig zu Hause fühlen. Wer Winklers Betrachtungen über dieses Medium gelesen hat, dem empfiehlt der Rezensent die Lektüre eines weiteren Kritikers, Michael Althen, gleich hinterher. Denn dessen Buch "Warte bis es dunkel ist. Eine Liebeserklärung an das Kino" offenbare eine fast schon "unheimliche Seelenverwandtschaft" zwischen den beiden Autoren, so Hanich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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