Der kleine König Kalle Wirsch muss sein Reich gegen den bösen Zoppo Trump behaupten. Zum Glück bekommt er Hilfe von Max und Jenny, die ihm in sein märchenhaftes Reich unter der Erde folgen. Eine fantasievolle Troll-Geschichte und ein unvergessliches Abenteuer à la Hobbit für kleine Leser und Fantasten.
Eine fantasievolle Trollgeschichte und ein unvergessliches Abenteuer im Stil des berühmten Hobbits ... Rhein-Zeitung 20221008
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.05.2006 Band 34
Kampf in der Wiwogitrumu-Burg
Tilde Michels: „Kleiner König Kalle Wirsch”
„,Hiiii-käckäckäck, schimpfte Kalle aus seinem Gehäuse heraus. ,Hat man schon so was Dummköpfiges gesehen? Da schickt man euch in die Schule, da lässt man euch eine halbe Ewigkeit lang Aufgaben machen, aber ihr begreift nichts, rein gar nichts . . .” Es ist eben so eine Sache mit der Schule, dem Begreifen und der Dummköpfigkeit.
Zum Beispiel gibt es - quer durch alle Jahrgangsstufen - in allerlei Unterrichtsfächern allerlei Pädagogik-Versuche, um das Phänomen der „Macht” zu erklären. Aber hat man die Sache mit der Macht, einschließlich ihrer dunklen Seite, denn wirklich je verstanden? Weiß man nun, warum denen, die alle Macht haben, ausgerechnet von jenen die größte Gefahr droht, die sie nicht haben können, aber unbedingt haben wollen? Wer das begriffen hat, der weiß, was die Welt im Innersten zusammenhält: die Differenz zwischen Macht und Ohnmacht, die Spannung von oben und unten, der Unterschied zwischen drinnen und draußen. In diesem Sinn ist Tilde Michels eine Autorin, die die Welt erklärt.
Am besten und spannendsten ist ihr das mit der Geschichte „Kleiner König Kalle Wirsch” gelungen. Mit einer Geschichte also, die - veröffentlicht im Jahr 1969 - etliche der modernen Fantasy-Stories wie phantasie-, lieb- und leblose Pädagogik-Seminare aussehen lässt.
Es ist die Geschichte von Kalle Wirsch, der im unterirdischen Reich der Erdmännchen über die fünf Völker der Wirsche, Wolde, Trumpe, Gilche und Murke herrscht. Er hat die Macht. Und er ist ein guter König - wenn auch unwirsch und eigen. Von einem seiner Untertanen, dem verschlagenen und hinterlistigen Zoppo Trump, den man von jedem Schulpausenhof oder aus jeder Bürogemeinschaft kennt, wird er eines Tages zum Zweikampf herausgefordert. Denn Zoppo will die Macht - um ihrer selbst willen. Die Macht, böse zu sein. Deshalb muss Kalle Wirsch, begleitet von den zwei Kindern Max und Jenny, auf seinem Weg zur Wiwogitrumu-Burg im Erdreich viele Gefahren und schließlich den Kampf um die Königskrone bestehen.
Das heißt: Eine Königskrone gibt es nicht in jenem unterirdischen Reich, in dem ganz klar ist, wer König ist. Das ist derjenige, der von innen heraus am hellsten leuchtet. Die Welt der Erdmännchen ist eine denkwürdig zu unserem oberirdischen Leben kontrastierte Parallel- und Schattenwelt, in denen blinde Fährmänner blinde Fische roh verspeisen, in denen Vulkane brodeln, und die vor allem aus Höhlen und Gängen besteht, „aus schimmerndem Gestein, Spalten und dampfenden Schlünden, aus Quellen, Grotten, dunklen Strömen . . . ”
„Ach”, klagt Kalle Wirsch, während er Max und Jenny begeistert von seinem so schönen wie gefährlichen Reich erzählt, „ach, Menschengehirne!” Es klingt verächtlich. Und an anderer Stelle fordert er: „Hört endlich auf, mit euren einfältigen Menschengedanken zu denken!” Das ist das Geheimnis dieses Buches. Man muss sich hinab ins Erdreich begeben, zu den Schatten, um zu begreifen, was sich darüber abspielt.
GERHARD MATZIG
Gemeinsam gegen Zoppo Trump
Illustration:Helga Gebert
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Kampf in der Wiwogitrumu-Burg
Tilde Michels: „Kleiner König Kalle Wirsch”
„,Hiiii-käckäckäck, schimpfte Kalle aus seinem Gehäuse heraus. ,Hat man schon so was Dummköpfiges gesehen? Da schickt man euch in die Schule, da lässt man euch eine halbe Ewigkeit lang Aufgaben machen, aber ihr begreift nichts, rein gar nichts . . .” Es ist eben so eine Sache mit der Schule, dem Begreifen und der Dummköpfigkeit.
Zum Beispiel gibt es - quer durch alle Jahrgangsstufen - in allerlei Unterrichtsfächern allerlei Pädagogik-Versuche, um das Phänomen der „Macht” zu erklären. Aber hat man die Sache mit der Macht, einschließlich ihrer dunklen Seite, denn wirklich je verstanden? Weiß man nun, warum denen, die alle Macht haben, ausgerechnet von jenen die größte Gefahr droht, die sie nicht haben können, aber unbedingt haben wollen? Wer das begriffen hat, der weiß, was die Welt im Innersten zusammenhält: die Differenz zwischen Macht und Ohnmacht, die Spannung von oben und unten, der Unterschied zwischen drinnen und draußen. In diesem Sinn ist Tilde Michels eine Autorin, die die Welt erklärt.
Am besten und spannendsten ist ihr das mit der Geschichte „Kleiner König Kalle Wirsch” gelungen. Mit einer Geschichte also, die - veröffentlicht im Jahr 1969 - etliche der modernen Fantasy-Stories wie phantasie-, lieb- und leblose Pädagogik-Seminare aussehen lässt.
Es ist die Geschichte von Kalle Wirsch, der im unterirdischen Reich der Erdmännchen über die fünf Völker der Wirsche, Wolde, Trumpe, Gilche und Murke herrscht. Er hat die Macht. Und er ist ein guter König - wenn auch unwirsch und eigen. Von einem seiner Untertanen, dem verschlagenen und hinterlistigen Zoppo Trump, den man von jedem Schulpausenhof oder aus jeder Bürogemeinschaft kennt, wird er eines Tages zum Zweikampf herausgefordert. Denn Zoppo will die Macht - um ihrer selbst willen. Die Macht, böse zu sein. Deshalb muss Kalle Wirsch, begleitet von den zwei Kindern Max und Jenny, auf seinem Weg zur Wiwogitrumu-Burg im Erdreich viele Gefahren und schließlich den Kampf um die Königskrone bestehen.
Das heißt: Eine Königskrone gibt es nicht in jenem unterirdischen Reich, in dem ganz klar ist, wer König ist. Das ist derjenige, der von innen heraus am hellsten leuchtet. Die Welt der Erdmännchen ist eine denkwürdig zu unserem oberirdischen Leben kontrastierte Parallel- und Schattenwelt, in denen blinde Fährmänner blinde Fische roh verspeisen, in denen Vulkane brodeln, und die vor allem aus Höhlen und Gängen besteht, „aus schimmerndem Gestein, Spalten und dampfenden Schlünden, aus Quellen, Grotten, dunklen Strömen . . . ”
„Ach”, klagt Kalle Wirsch, während er Max und Jenny begeistert von seinem so schönen wie gefährlichen Reich erzählt, „ach, Menschengehirne!” Es klingt verächtlich. Und an anderer Stelle fordert er: „Hört endlich auf, mit euren einfältigen Menschengedanken zu denken!” Das ist das Geheimnis dieses Buches. Man muss sich hinab ins Erdreich begeben, zu den Schatten, um zu begreifen, was sich darüber abspielt.
GERHARD MATZIG
Gemeinsam gegen Zoppo Trump
Illustration:Helga Gebert
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH