Unsere Zeit steht vor den Toren einer neuen Metaphysik - einer sehr anderen zwar als der alten, einer ernüchterten, unspekulativen, sehr bescheiden gewordenen, dennoch aber dem Problemgehalt nach einer echten Metaphysik. Auch diese Metaphysik bedarf als Grundlage einer Ontologie. Sie kann nicht ohne philosophia prima bestehen. Aber es muß eine entsprechend neue Ontologie sein. Sie wird niemals als Ganzes "von oben her" zu entwerfen, niemals als System zu konzipieren sein. Sie muß "von unten auf" in Angriff genommen werden, muß aus der Detailforschung, aus der Analyse aufweisbarer Problemgehalte heraus gewonnen werden. Nicht die traditionelle Ontologie des Mittelalters kann hier maßgebend sein. Diese stellte das Reale durchweg unter die Formen der Wesenheit und verstand die letzteren deswegen im Sinne substantieller Formen. Gerade das hat sich als fraglich erwiesen, als spekulative Voraussetzung. Das Reale ist viel weiter differenziert als das Reich der Wesenheit; die Individualität des Existierenden fällt weit außerhalb der Grenzen von Wesenheit und Wesensgesetzlichkeit, desgleichen der Seinscharakter des Realwirklichen sowie die Prozessualität und die stets zur Einheit geschlossene Vollständigkeit der Seinszusammenhänge an jedem bestimmten Realen. [Auszug aus: Systematische Selbstdarstellung]