Uwe Johnsons Tetralogie „Jahrestage“ (1970 - 1983) ist ein Jahrhundertroman, der sich aufgrund des Umfangs (über 2000 Seiten) und der Vielzahl von Figuren zumindest bei der ersten Lektüre nur schwer vollständig erschließt. Der zeitgeschichtliche und biografische Zyklus verknüpfte die nahe deutsche
Geschichte (am Beispiel der mecklenburgischen Kleinstadt Jerichow) mit der…mehrUwe Johnsons Tetralogie „Jahrestage“ (1970 - 1983) ist ein Jahrhundertroman, der sich aufgrund des Umfangs (über 2000 Seiten) und der Vielzahl von Figuren zumindest bei der ersten Lektüre nur schwer vollständig erschließt. Der zeitgeschichtliche und biografische Zyklus verknüpfte die nahe deutsche Geschichte (am Beispiel der mecklenburgischen Kleinstadt Jerichow) mit der gesellschaftlich-politischen Gegenwart der USA in den 1960er Jahren. Um die Figuren einer jungen Frau, Gesine Cresspahl, und ihrer Tochter hatte Johnson ein gewaltiges Zeit- und Weltpanorama geschaffen.
Bereits kurz nach dem Erscheinen des vierten Bandes (1983) hatte der Schriftsteller und spätere ZEIT-Journalist Rolf Michaelis (1933-2013) sein „Kleines Adreßbuch für Jerichow und New York veröffentlicht. Das zusammengestellte „Finde-Buch“ trägt zwar den Untertitel „Ein Register zu Uwe Johnsons Roman ‚Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl‘“, doch das über 500 Seiten starke Register ist alles andere als philologische Buchhalterei. Es ermöglicht vielmehr einen raschen Zugang zu den Personen und Ge-genständen des Romans.
Die Eintragungen beginnen dabei jeweils mit dem ersten Auftreten der Personen oder Sachen in Johnsons Erzählwerk. Eine große Hilfe für heutige Leser ist auch, dass Michaelis unvollständige Namen historischer Personen (aber auch fiktiver Personen) vervollständigt hat. Darüber hinaus wird auf weitere Fundstellen hingewiesen, die für das Verständnis der Figur belangvoll sind. Mitunter erscheinen am Ende der Einträge noch zusätzliche Kurzinformationen. Den niederdeutschen Zitaten von Johnson wird außerdem in eckigen Klammern die hochdeutsche Übersetzung angefügt.
Gemeinsam mit dem Originalwerk ist das „Kleine Adreßbuch“ nun im Suhrkamp Verlag in einer überarbeiteten Auflage und ähnlicher Ausstattung erschienen. Klaus Michaelis hatte dabei der Herausgeberin Anke-Marie Lohmeier völlig freie Hand gelassen. So wurden die in der Erstausgabe vorhandenen Hinweise auf Fundstellen in anderen Werken Uwe Johnsons aus Platzgründen weggelassen. Sie sind aber in der parallel erscheinenden Internetausgabe des „Adreßbuches“ (http://literaturlexikon.uni-saarland.de) weiterhin greifbar.
Das „Kleine Adreßbuch“ ergänzt gewinnbringend Johnsons Roman-Tetralogie und trägt viel zu dessen Verständnis bei. Dabei ist Michaelis ein belesener und doch zurückhaltender Begleiter.