Marktplatzangebote
8 Angebote ab € 1,95 €
  • Broschiertes Buch

Nur wenige Themen beschäftigen uns so stark wie Wetter und Klima. Und seit besorgte Wissenschaftler vor einem drohenden Klimawechsel warnen, haben unsere individuellen Wetter- und Klimaerfahrungen einen noch höheren Stellenwert in unserer Alltagswahrnehmung erhalten. Dieses Buch erläutert nicht nur, was unter Klima heutzutage verstanden wird, sondern zeigt überdies, wie stark das Klima im Laufe der Geschichte innerhalb der Wissenschaft, aber auch in unserem Alltagsverständnis einem ständigen Wahrnehmungs- und Deutungswandel unterzogen war und ist.

Produktbeschreibung
Nur wenige Themen beschäftigen uns so stark wie Wetter und Klima. Und seit besorgte Wissenschaftler vor einem drohenden Klimawechsel warnen, haben unsere individuellen Wetter- und Klimaerfahrungen einen noch höheren Stellenwert in unserer Alltagswahrnehmung erhalten.
Dieses Buch erläutert nicht nur, was unter Klima heutzutage verstanden wird, sondern zeigt überdies, wie stark das Klima im Laufe der Geschichte innerhalb der Wissenschaft, aber auch in unserem Alltagsverständnis einem ständigen Wahrnehmungs- und Deutungswandel unterzogen war und ist.
Autorenporträt
Nico Stehr ist Inhaber des Karl Mannheim Lehrstuhls für Kulturwissenschaften an der Zeppelin University, sowie Fellow des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen. Im akademischen Jahr 2002/2003 war er Paul-Lazarsfeld-Professor der Human- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.06.1999

Sie wollen keinen Spaß, sie wollen den Streß
Die Wissenschaft auf dem Klimakongreß: Nico Stehr und Hans von Storch reden vom Wetter

Das Wetter ist auch nicht mehr das, was es mal war. Zumindest lautet so eine weitverbreitete Meinung. Aus den Medien hören wir vom drohenden Klimawechsel, von wachsenden Ozonlöchern oder von gestiegenen Versicherungsleistungen für Wetterschäden. Da wird das verregnete Wochenende schnell zum Vorboten der angekündigten Klimakatastrophe. Über Wetter und Klima wurde schon immer spekuliert. Der Soziologe Nico Stehr und der Meteorologe Hans von Storch haben nun eine Geschichte des Windes, der Temperaturen und der Niederschläge geschrieben.

Noch bis ins neunzehnte Jahrhundert interessierte nur der Einfluß des Klimas (der Gesamtheit der für ein bestimmtes Gebiet typischen Witterungserscheinungen) auf Wesen, Gemütslage und Gesundheit des Menschen. Um die Jahrhundertwende setzte sich dann die naturwissenschaftliche Betrachtungsweise des Klimas durch, und die Klimaforschung als eigenständige Wissenschaft nahm ihren Anfang. Heute rückt der Mensch wieder in den Vordergrund dieser Wissenschaft, jedoch nicht als Objekt, sondern als Subjekt, das die Wetterabläufe beeinflußt.

Gerade diese Diskussion um den Einfluß des Menschen auf das Klima wollen die Autoren durch Aufklärung versachlichen. Sie umreißen daher die einfachsten Grundlagen der Klimakunde wie Treibhauseffekt, die wichtigsten Luftströmungen und den Einfluß von Ozeanen und Meeresströmungen auf das Klima in kurzen Worten. Auch die vergangenen Auseinandersetzungen des Menschen mit dem Klima werden geschildert. Götter, böse Geister, Hexen oder der Stand der Gestirne wurden bis zum Beginn der Aufklärung für meteorologische Ausnahmezustände wie Hagel, Dürre, Hochwasser verantwortlich gemacht. Die Aufklärung brachte sogar neuen Aberglauben: So wurden beispielsweise Zusammenhänge zwischen dem Klima und Lebenserwartung, Kultur oder Intelligenz der diesem Klima ausgesetzten Menschen konstruiert. Noch bis in die Mitte unseres Jahrhunderts wurde vom Klima einer Region auf den Erfolg der dort lebenden Zivilisation geschlossen. In den fünfziger und sechziger Jahren glaubten viele Menschen, daß die Atomversuche an einem jähen Witterungsumschlag schuld wären oder daß die Mondflüge die Atmosphäre durcheinander brächten.

Selbst die Klimaforscher haben Schwierigkeiten, Ursache und Wirkung im Wettergeschehen zu unterscheiden. So wissen wir heute, daß schon immer weltweit hohe Temperaturmittel mit einer erhöhten Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre einher gegangen sind; doch ob das vermehrte Kohlendioxid die Erwärmung verursacht hat oder umgekehrt, das bleibt noch unklar.

Moderne Großrechenanlagen erlauben es, das Wettergeschehen immer genauer zu simulieren und immer fundiertere Prognosen zu erstellen. Man benötigt jedoch Meßdaten über mehrere Jahrzehnte, um die Richtigkeit eines Klimamodells zu bestätigen, weil das Wetter chaotischen, nicht vorhersagbaren Variationen unterliegt. Alles, was uns in den letzten Jahren auffällig am Wetter erschien, kann zwar durch einen einsetzenden anthropogenen Klima-Umschwung, aber eben auch durch natürliche Schwankung erklärt werden. Da ist es natürlich schwierig, zu beurteilen, ob und wann man eingreifen muß, um Katastrophen wie einer drastischen Zunahme der Malaria oder einem Ansteigen des Meeresspiegels, bei dem etwa Bangladesch zwanzig Prozent seiner Landfläche verlieren würde, entgegen zu wirken. Solche Maßnahmen sind naturgemäß nur im Rahmen weltweiter Übereinkünfte zu verwirklichen, wobei es grundsätzlich für einen einzelnen Staat wirtschaftlich vorteilhaft ist, die übrigen Nationen in den Klimaschutz investieren zu lassen und selbst einem Klimaabkommen fernzubleiben.

Wie sollen wir also auf die Hiobsbotschaften von der Aufheizung der Atmosphäre oder der Zerstörung der Ozonschicht reagieren? Für die Autoren steht fest, daß die Naturwissenschaftler aus ihren Elfenbeintürmen herauskommen und zu einer sachlichen Diskussion der Klimafragen beitragen müssen. Die Sozialwissenschaft müsse sich künftig viel mehr mit den Einflüssen der Umwelt auf die Gesellschaft auseinandersetzen. Nur von einer interdisziplinären Zusammenarbeit beider Disziplinen erhoffen sie sich die Bewältigung der globalen, meteorologischen Herausforderungen. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie der Disput um das Wetter bisher verlaufen ist, wird deutlich, wieviel Aufklärungsarbeit noch zu leisten ist.

HARTMUT HÄNSEL

Nico Stehr und Hans von Storch: "Klima, Wetter, Mensch". Verlag C. H. Beck, München 1999. 128 S., 17 Abb., br., 14,80 DM

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr