Klaus Rifbjerg, Jahrgang 1931, der große alte Mann der dänischen Literatur , ist der in Deutschland wohl bekannteste dänische Schriftsteller nach Hans Christian Andersen, Martin Andersen Nexø und neben Inger Christensen. Mittlerweile liegen 15 in s Deutsche übertragene Bücher von ihm vor, darunter vier Gedichtbände. Geboren auf Amager im Øresund an der Ostküste von Sjælland, studierte er Englisch und Literatur sowohl in Kopenhagen als auch (für ein Jahr) in den USA. Abbruch der Studien, danach Regisseur, späterhin Kritiker und Schriftsteller. Mit dem Roman "Den kroniske uskyld" (1958) kam der entscheidende literarische Erfolg. Eine Verfilmung des Romans durch Edward Fleming erfolgte im Jahr 1985. Seit 1956 Veröffentlichungen von über 100 Romanen, Gedicht- und Novellensammlungen, Schauspielen, Fernseh- und Hörspielen, Filmmanuskripten, Kinder- und Tagebüchern. Rifbjerg wurde zudem als Journalist und Kritiker bekannt. Seit 1955 mit der Übersetzerin Inge Rifbjerg verheiratet; dreiKinder. Knastørre digte/ strohtrockene Gedichte in der Übertragung Lutz Volkes erscheint als dritter Band der Nordische(n) Reihe , herausgegeben von Paul Alfred Kleinert. ... denn ich glaube nicht, daß man für die übrige Welt Verständnis aufbringen kann, wenn man nicht in irgendeiner Weise die Möglichkeit erhält, ein anständiges Verhältnis zu sich selbst zu finden. (Klaus Rifbjerg, 1984 in einem Interview mit Lutz Volke). Und um dieses anständige Verhältnis zu sich selbst (durchaus auch als Voraussetzung für das zu anderen) geht es Rifbjerg in seinem Schreiben: Rückkehr- und Erinnerungsthemen sind dabei ebenso zu finden wie das Eingehen auf ein bestimmtes Milieu und dessen Ausprägungen. Geburt, Erotik, Sexualität, Tod und Vergängnis finden ihre dichterische Bearbeitung wie auch die Thematik alltäglichen Lebensvollzuges; oft würzt beißender Humor die eigenartigen Gegenüberstellungen im Gedicht. (aus dem Nachwort des Herausgebers)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.2009Blitzende Schärfe
Klaus Rifbjerg, Jahrgang 1931, ist in Dänemark ein Denkmal und einer der Letzten der großen Lyriker-Generation. Rifbjerg schreibt auch immerzu Romane, aber die Lyrik ist sein eigentliches Metier, für ihn der "Kern der Literatur". Er fing 1956 als Modernist an mit bahnbrechenden Gedichtbänden wie "Konfrontation" und "Camouflage", modern schreibt er immer noch, aber nicht mehr so dunkel, sondern nüchtern und unprätentiös. Geblieben ist das Derbe und Vitale, manchmal auch Lautstarke. Rifbjerg hat eine rasante Auffassungsgabe; was er sieht und denkt, muss er schnellstens loswerden, seine Gedichte sind unmittelbar, beinah zügellos, Enzensberger schrieb ihm "gedopte Intelligenz" zu. Es ist "Gedankenlyrik", doch sachlich, konzentriert, aber nie langweilig, oft amüsant, von blitzender Schärfe, dabei in gelassener Erwartung des Todes. Seine Gedichte haben kleine triumphierende Wendungen (sprachlich und geistig), es sind Reflexionen und "Reflexe" eines Mannes mit "Zerstreutheiten" und "Defiziten", der ein wenig griesgrämig sich und die Welt betrachtet, wo man das Hässliche und Dumme nicht mehr beim Namen nennen darf. Lutz Volkes Übersetzung ist souverän und trifft den Ton genau. Das Buch ist leider "hergestellt in der EU", die Bindung ist gut, der Druck blass, das Papier furchtbar. Furchtbar auch der verschwiemelte Stil des "am Neujahrstag 2009" verfassten Herausgeber-Nachworts. Das haben die exakt-schönen Gedichte nicht verdient. (Klaus Rifbjerg: "Knastørre digte/Strohtrockene Gedichte". Aus dem Dänischen von Lutz Volke. Hrsg. von Paul Alfred Kleinert. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2009. 112 S., geb., 16,- [Euro].) puh
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Klaus Rifbjerg, Jahrgang 1931, ist in Dänemark ein Denkmal und einer der Letzten der großen Lyriker-Generation. Rifbjerg schreibt auch immerzu Romane, aber die Lyrik ist sein eigentliches Metier, für ihn der "Kern der Literatur". Er fing 1956 als Modernist an mit bahnbrechenden Gedichtbänden wie "Konfrontation" und "Camouflage", modern schreibt er immer noch, aber nicht mehr so dunkel, sondern nüchtern und unprätentiös. Geblieben ist das Derbe und Vitale, manchmal auch Lautstarke. Rifbjerg hat eine rasante Auffassungsgabe; was er sieht und denkt, muss er schnellstens loswerden, seine Gedichte sind unmittelbar, beinah zügellos, Enzensberger schrieb ihm "gedopte Intelligenz" zu. Es ist "Gedankenlyrik", doch sachlich, konzentriert, aber nie langweilig, oft amüsant, von blitzender Schärfe, dabei in gelassener Erwartung des Todes. Seine Gedichte haben kleine triumphierende Wendungen (sprachlich und geistig), es sind Reflexionen und "Reflexe" eines Mannes mit "Zerstreutheiten" und "Defiziten", der ein wenig griesgrämig sich und die Welt betrachtet, wo man das Hässliche und Dumme nicht mehr beim Namen nennen darf. Lutz Volkes Übersetzung ist souverän und trifft den Ton genau. Das Buch ist leider "hergestellt in der EU", die Bindung ist gut, der Druck blass, das Papier furchtbar. Furchtbar auch der verschwiemelte Stil des "am Neujahrstag 2009" verfassten Herausgeber-Nachworts. Das haben die exakt-schönen Gedichte nicht verdient. (Klaus Rifbjerg: "Knastørre digte/Strohtrockene Gedichte". Aus dem Dänischen von Lutz Volke. Hrsg. von Paul Alfred Kleinert. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2009. 112 S., geb., 16,- [Euro].) puh
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